Jänner: Bauern protestieren in Europa für bessere Bedingungen
Überall in der Europäischen Union zogen Landwirte mit ihren Traktoren los, um für bessere Rahmenbedingungen und gegen steigende Rohstoffpreise, Produktionseinschränkungen und Umweltauflagen, aber auch überbordende Bürokratie, die Zulassung von Laborfleisch oder der neuen Gentechnik zu protestieren. Den Anfang nahmen die Proteste in Deutschland gegen die Abschaffung des Agrardiesels vonseiten der regierenden Ampel von SPD, Grünen und FDP.
Ein trauriger Tiefpunkt wurde in Frankreich erreicht. Bei Protesten gegen Umweltauflagen und Mercosur standen Traktoren sogar Panzerfahrzeugen gegenüber. Eine Landwirtin kam beim Versuch eines verärgerten Autofahrers, eine Barrikade zu durchbrechen, sogar ums Leben.
Februar: Pestizidverordnung SUR wird zurückgezogen
Als Reaktion auf die Bauernproteste kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an, die SUR-Pestizidverordnung zur Verwendung von Pflanzenschutzmitteln zurückzuziehen. Damit sollte der Einsatz von Agrarchemie bis 2030 halbiert werden. Monatelange Verhandlungen mit mehr als 2.000 Änderungsanträgen waren der Ablehnung vorausgegangen. Erleichtert zeigte sich der EU-Abgeordnete des Bauernbundes, Alexander Bernhuber: „Über Monate hinweg haben wir den SUR-Vorschlag kritisiert. Dieser war voll unrealistischer, in der Praxis nicht umsetzbarer Ziele, die unsere Ernährungssicherheit gefährdet hätten.“ Die SUR-Verordnung hätte laut Bernhuber zu noch mehr Bürokratie auf den Bauernhöfen geführt. „Nun ist der Weg frei, um wie von uns gefordert eine neue, faktenbasierte Diskussion zu beginnen.“
März: Die Heumilch ist nun agrarisches Weltkulturerbe
Einmal um die Welt reiste der bei der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen für das Landwirtschaftliche Kulturerbe zuständige Koordinator Yoshihide Endo von Japan nach Salzburg zur Heugala 2024, um Österreichs Heumilchbauern den Anerkennungsbrief zu überreichen. Mit dieser Ehrung gehört die Heumilch seit Anfang März zu den „Landwirtschaftlichen Kultursystemen von globaler Bedeutung“. Und das nach Angaben des FAO-Vertreters absolut zu Recht, zumal die traditionelle Heuwirtschaft im rot-weiß-roten Alpenbogen alle Kriterien als landwirtschaftliches Weltkulturerbe in herausragender Weise erfüllt. Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig ließ sich die Feierlichkeiten nicht entgehen und gratulierte.
April: Spätfrost sorgt für 56 Millionen Euro Schäden
Nach bereits frühsommerlichen Temperaturen gab es Spätfrost. Der führte zu erheblichen Schäden in den vielen Weingärten und Obstanlagen. Besonders Apfel- und Steinobstanlagen wurden im April schwer in Mitleidenschaft gezogen. In ersten Schätzungen bezifferte die Hagelversicherung das gesamte Schadensausmaß im Obst- und Weinbau auf 56 Millionen Euro. Besonders betroffen war die Steiermark. Allein in diesem Bundesland sorgten Tiefsttemperaturen von bis zu fünf Grad unter Null für Frostschäden in Höhe von 37 Millionen Euro. „In Niederösterreich gehen wir von 17 Millionen Euro Schaden aus“, berichtete damals Mario Winkler, Sprecher der Österreichischen Hagelversicherung. Auch im Burgenland und in Kärnten kam es zu Frostschäden von 2 Millionen Euro.
Mai: 309 Millionen Euro zur Entlastung der Landwirtschaft
209 Millionen Euro für den steuerbegünstigten Agrardiesel, 50 Millionen Euro als flächenbezogene Unterstützung für die Bodenbewirtschaftung und 50 Millionen Euro an Sondermitteln für mehr Tierwohl. Das sind die Eckdaten des beschlossenen Entlastungspakets, das von Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig präsentiert wurde. Mit diesem will die Koalitionsregierung von ÖVP und Grünen die Bauern gegen den wachsenden Druck durch den internationalen Wettbewerb unterstützen. Bei anhaltend hohen Betriebs- und Treibstoffkosten sind die Einkommen der Landwirte 2023 erneut gesunken. „Es ist daher unsere gemeinsame Aufgabe, die Wettbewerbsfähigkeit der Land- und Forstwirtschaft mit zielgerichteten Maßnahmen zu unterstützen“, sagte Totschnig. Die Lebensmittelsicherheit sei laut dem Minister schließlich „keine Selbstverständlichkeit“.
Juni: ÖVP bei EU-Wahl im ländlichen Raum klar vorne
Bei der Europa-Wahl stärkten die Bauern der Volkspartei den Rücken. Im ländlichen Raum konnten mit 29 Prozent der größte Teil der Wählerschaft überzeugt werden. Im Vergleich dazu waren es im urbanen Bereich 20 Prozent. „Die Volkspartei ist unangefochten der treibende Motor in den ländlichen Gemeinden. Wir machen Politik für die Menschen in den Regionen und sprechen die richtigen Themen an“, betonten Österreichs Bauernbund-Präsident Georg Strasser und Bauernbund-Direktor David Süß. Freuen konnte sich auch Alexander Bernhuber. Als Spitzenkandidat des Bauernbundes erzielte er 45.000 Vorzugsstimmen. Damit kam es auch zu seiner Vorreihung von Platz drei auf zwei der VP-Kandidaten. Als Abgeordneter im EU-Parlament wird er weiter bis 2029 die Anliegen der Landwirte vertreten.
Juli: Nachfrageflaute setzt Landtechnik unter Druck
Nicht nur in Europa, sondern weltweit ist die Nachfrage nach Landmaschinen zurückgegangen. Mit Auswirkungen auf die Landtechnikhersteller. So mussten etwa Pöttinger und Fendt ihre Werkskapazitäten zurückfahren. Der Landmaschinenhersteller aus Oberösterreich meldete 200 seiner 1.200 Mitarbeiter im Sommer für drei bis vier Wochen beim Arbeitsmarktservice arbeitslos. Weiters nahmen 450 Angestellte aus Solidarität eine Woche unbezahlten Urlaub, um so echte Kündigungen vermeiden zu können. Der Traktorenbauer Fendt wiederum meldete in mehreren seiner Fabriken Kurzarbeit an. Grund dafür war laut Angaben des US-Mutterkonzerns, dass auf den Boom der vergangenen drei Jahre ein Absatz auf niedrigem Niveau folgte.
August: Getreideernte fiel unterdurchschnittlich aus
2,84 Millionen Tonnen schwer war die diesjährige Gesamternte. Damit fiel sie geringer aus als der Getreideerntedurchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Über sämtliche Kulturen hinweg waren die Erträge rückläufig. Um gut zwölf Prozent brachen sie etwa bei Wintergerste ein. Die Erträge spiegeln damit die Herausforderungen des Getreidejahres 2023/24 wider. Auf nasse Anbaubedingungen, welche vielerorts eine zeitgerechte Aussaat verhindert haben, folgte ein trockenes, deutlich wärmeres Frühjahr. Das wiederum wirkte sich negativ auf die Bestockung aus. Von ausreichend Niederschlägen war schließlich wieder die Kornfüllung geprägt. Betreffend Qualität zeigt man sich jedoch zufrieden. Auch die Versorgung der Mühlen mit Getreide ist gewährleistet, hieß es in der AMA.
September: Jahrhunderthochwasser erschüttert die Landwirtschaft
22 Jahre nach der Jahrhundertflut von 2002 wurden Teile Österreichs erneut von einer Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Der sintflutartige Regen mit bislang unerreichten Niederschlagsmengen machte aus kleinen Bächen reißende Flüsse, die Holz, Geröll und Treibgut mit sich führten. Die Folgen auch für die Landwirtschaft waren verheerend: Zigtausende Hektar Felder und Wiesen wurden überschwemmt, Niederösterreich sogar zum Katastrophengebiet erklärt. Im Grünland war der letzte Schnitt betroffen, die Herbstsaat des Wintergetreides verschob sich um mehrere Tage oder Wochen, Auch der Start der Zuckerrübenkampagne musste verschoben werden. In der Steiermark und im Burgenland hat auch der Sturm viele Maisbestände richtiggehend zerfetzt.
Oktober: EUDR wird nach Protesten um ein Jahr aufgeschoben
„Es ist mit vereinten Kräften gelungen, dieses Bürokratiemonster abzuwenden“, erklärte Bauernbund-Präsident Georg Strasser in einer ersten Reaktion auf den Aufschub der
EU-„Verordnung für entwaldungsfreie Produkte“ um ein Jahr. Massive Proteste waren vorausgegangen. So ersuchten 76 Organisationen aus Österreich und Deutschland die EU-Parlamentarier per Brief um ihre Unterstützung, der Verein „Soja aus Österreich“ sammelte rund 1.500 Unterschriften und Forstminister Norbert Totschnig forderte die EU in einer gemeinsamen Charta mit seiner bayerischen Amtskollegin
Michaela Kaniber zum Kurswechsel auf. Auch Alexander Bernhuber vom Bauernbund begrüßte im Europaparlament „das rechtzeitige Einlenken der EU-Kommission“.
November: Trauriger Rekord bei tödlichen Forstunfällen
Von Jahresbeginn bis Mitte November sind laut KFV-Aufzeichnungen mindestens 38 Menschen bei Waldarbeiten tödlich verunglückt. Damit verzeichnete man bereits mehr Todesopfer als im gesamten Vorjahr, das mit 36 Todesopfern im Forst bislang den Rekord hielt. Die tödlichen Unfälle betreffen sämtliche Altersgruppen zwischen 18 und 82 Jahren. Auffällig ist zugleich der hohe Anteil der über 60-Jährigen, die in Summe für ein relativ hohes Durchschnittsalter von 57 Jahren sorgen. „Tödliche Unfälle bei der Holzernte ereignen sich typischerweise in Situationen, in denen Bäume beim Fällen oder bei Aufräumarbeiten unerwartet kippen oder sich verkeilen“, warnte Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit in der Präventionsinstitution KFV.
Dezember: Einigung zwischen EU und Mercosur erhitzt die Gemüter
25 Jahre lang wurde an der Unterzeichnung des Paktes verhandelt. Letztlich hat sich die EU mit den vier Mercosur-Staaten auf ein Freihandelsabkommen geeinigt. Unterschrieben wurde die Freihandelsvereinbarung in Uruguay seitens der EU von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie hält das Abkommen für einen „Gewinn für Europa“. Bei Agrarpolitikern und Bauernvertretern in Europa sorgte ihre Aussage für Empörung und Widerstand. Bauernbund-Präsident Georg Strasser kündigte eine gemeinsame Blockade des Bauernbundes mit anderen EU-Ländern gegen das Abkommen an. Ebenfalls „kampfbereit“ zeigt sich der NÖ Bauernbund. Vor allem die Rinderbauern haben Sorge, dass Europa mit billigem Rindfleisch überschwemmt wird.
- Bildquellen -
- Protest: DBV
- Weizen Aehrenbehandlung: Agrarfoto.com
- Heumilch: Arge Heumilch
- April Frostschäden: Privat / Dreisiebner-Lanz
- Traktor tanken: JJ Gouin - stock.adobe.com
- Süß und Strasser: Bauernbund
- Pöttinger und Fendt: Pöttinger, Fendt
- Strohschwaden: OLIVER HLAVATY - STOCK.ADOBE.COM
- Hochwasser: Daniel Scharinger/picturedesk.com
- Holzarbeit: agrarfoto.com
- Infusion im Forst: Chalabala – stock.adobe.com
- Mercosur-Unterzeichnung: Eitan Abramovich /AFP/Picturedesk.com
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