Kommentar von Thomas Mursch-Edlmayr,
Redaktionsleitung Oberösterreich.
Die Grundidee der EU-Entwaldungsverordnung ist wirklich gut gemeint und wird selbst von ihren schärfsten Kritikern goutiert. Sie besagt, dass bestimmte Produkte wie Holz, Rinder und Soja nur in Verkehr gebracht werden dürfen, wenn sichergestellt ist, dass durch die Produktion keine Entwaldung oder Waldschädigung entstanden ist.
Was ursprünglich zum Schutz der tropischen Regenwälder gedacht war, wird nun zum Bumerang für die europäische Landwirtschaft. Denn die Welthandelsorganisation gestattet es nicht, diese Regeln ausschließlich bei Importen anzuwenden. Damit sind auch Wald- und Ackerbauern sowie Halter von Rindern, Schweinen und Geflügel in der EU von den Regularien betroffen. Sie müssen damit nachweisen, dass ihr Holz, ihr Vieh oder ihr Soja auf „entwaldungsfreien“ Flächen produziert wurde. Im dafür vorgesehenen Informationsportal – das bis dato im Übrigen noch nicht einmal fertiggestellt ist – muss jeder noch so kleine bäuerliche Waldbesitzer eine Sorgfaltserklärung abgeben.
Die land- und forstwirtschaftlichen Interessenvertreter gehen seit Wochen dagegen auf die Barrikaden und sprechen von einem „bürokratischen Monster“, das für die kleinstrukturierten bäuerlichen Familienbetriebe „unzumutbar“ sei. Es wird befürchtet, dass Kleinwaldbesitzer künftig gänzlich auf eine Bewirtschaftung verzichten und Ackerbauern statt Soja andere Kulturen anbauen könnten.
Diese Folgewirkungen können also keinesfalls im Sinne des viel zitierten europäischen Green Deals sein. Vielmehr zeigt sich hier: Das Gegenteil von gut ist oft gut gemeint. Wirklich gut wäre es daher, als Landwirt jetzt die vorliegenden Petitionen zu unterzeichnen.