Pro Tag werden in Österreich im Durchschnitt der verganenen zehn Jahre 20 Hektar verbaut. Das entspricht einer Fläche von umgerechnet 30 Fußballfeldern. Die Österreichische Hagelversicherung macht in ihrer Kampagne auf den rasanten Bodenverbrauch in Österreich aufmerksam. Erstmals haben seit Ende Juli 2017 alle, denen der Erhalt der Böden wichtig ist, die Möglichkeit die Kampagne auf www.bodenlos.info zu unterstützen. Mehr als 10.000 Österreicherinnen und Österreicher haben bis jetzt bereits für den Erhalt der Lebensgrundlage Boden unterschrieben. Chancen werden aber laut einer aktuellen market-Umfrage auch der heimischen Politik eingeräumt, denn der Bodenverbrauch beschäftigt die Menschen in Österreich.
Bei einem Pressegespräch am 24. August 2017 in Salzburg mit Tobias Moretti, Schauspieler, Landwirt und langjähriger Unterstützer der Kampagne gegen den rasanten Bodenverbrauch, Werner Beutelmeyer, Leiter des Marktforschungsinstitutes market und dem Vorstandsvorsitzenden der Österreichischen Hagelversicherung, Kurt Weinberger, wurden die neuesten Umfrageergebnisse, Ziele und mögliche Lösungsansätze der Kampagne präsentiert.
Fortschreitender Bodenverbrauch gefährdet die Zukunft
Die im Auftrag der Hagelversicherung beim market-Institut aktuell durchgeführte Studie zeigt, dass sich die österreichische Bevölkerung Gedanken über Themen macht, die im direkten oder indirekten Zusammenhang mit dem Bodenverbrauch stehen. Der Klimawandel, die Temperaturerhöhung und Zunahme von Naturkatastrophen spielen dabei die größte Rolle. Die Gefährdung der Lebensmittelproduktion sowie eine zunehmende Verschandelung der Landschaft werden ebenso als Sorgen genannt. Damit spiegelt sich wider, wovor die Hagelversicherung seit Jahren warnt:
- Bodenlos macht arbeitslos: Denn mit immer weniger Böden gefährden wir 500.000 Arbeitsplätze in und um die Landwirtschaft.
- Bodenlos macht brotlos: Denn mit immer weniger Böden gefährden wir die Versorgung Österreichs mit heimischen, regionalen Lebensmitteln.
- Bodenlos macht heimatlos: Denn mit immer weniger Böden gefährden wir die Schönheit Österreichs durch Zersiedelung und werden unattraktiv für Touristen.
- Bodenlos macht schutzlos: Denn mit immer weniger Böden nehmen die Schäden durch Überschwemmung und Dürre zu, da asphaltierter und verbauter Boden kein Wasser aufnehmen kann.
- Bodenlos macht zukunftslos: Denn wenn wir so weiter machen wie bisher, stehen in Österreich in 200 Jahren keine Agrarflächen mehr zur Verfügung.
Moretti für Umdenken im Umgang mit Böden
“In Zeiten, in denen jeder die Regionalität von Lebensmitteln einfordert, machen wir uns gleichzeitig durch den hohen Flächenverbrauch in Österreich von multinationalen Agrar- und Lebensmittelstrukturen zunehmend abhängig. Ganz abgesehen von der rasanten Verbauung unserer Grün- und Ackerflächen. Es gibt ja kein Zurück mehr”, betonte Moretti. “Es braucht nicht jedes Dorf sein eigenes Industrie- bzw. Shoppingcenter. In und um Innsbruck gibt es mittlerweile vier bis fünf große Einkaufszentren, in einem Gebiet, das vielleicht 15 km umfasst. Die Gemeinden sagen klarerweise nicht nein, wenn es die effizienteste Einnahme zu sein scheint. Was die Verbauung angesichts der Klimaveränderung bedeutet, hören wir alle seit Wochen ständig in den Nachrichten. Der Boden als Wasser- und CO2-Speicher geht zunehmend verloren, wir taumeln zwischen Hochwasserkatastrophen und extremer Trockenheit hin und her. Man braucht nie mehr von Kultur zu reden, wenn man die Kultur des eigenen Lebens und Lebensraumes vernichtet”, so der Schauspieler.
Beutelmeyer sieht Chancen für Politik
Hinsichtlich der Fragestellung wie sich die Politik gegen den Bodenverbrauch einsetzen soll, sieht market-Chef Beutelmeyer Chancen im bevorstehenden Nationalratswahlkampf. „Die Studie hat klar ergeben, dass sich die österreichische Bevölkerung einen stärkeren Einsatz der Politik für mehr Bodenschutz wünscht. 84 Prozent aller Befragten möchten keine rasante fortschreitende Verbauung des Landes. Vier von fünf Befragten sprechen sich für gesetzliche Beschränkungen aus. Rund drei Viertel sehen noch Potenziale im derzeitigen Ausmaß des Bodenschutzes und eines möglichen Stopps von einer weiteren rasanten Verbauung. 80 Prozent befürworten grundsätzlich den Zugang von Parteien zu möglichen Maßnahmen gegen eine weitere Verbauung“, erklärte Beutelmeyer die Wichtigkeit des Themas und damit auch die Bedeutung der Aufnahme in die Wahlprogramme der werbenden Parteien.
Weinberger begrüßt Masterplan für den ländlichen Raum
Im Masterplan für den ländlichen Raum haben sich Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, die Landeshauptleute und der Gemeindebund auf eine tägliche Neuverbauung von maximal 2,5 Hektar pro Tag (statt bisher 20 Hektar pro Tag) geeinigt. Das bedeutet eine Reduktion um 90 Prozent. „Das ist ein wichtiger und richtiger Schritt für die Zukunft unseres Landes und nachfolgender Generationen“, zeigte sich Weinberger erfreut über das gesetzte Ziel. „Zu erreichen wäre dieses durch entsprechende wirtschaftliche Anreizsysteme, brach liegende Industrie- und Gewerbeflächen wieder zu nutzen. Derzeit stehen laut Umweltbundesamt zwischen 40.000 und 50.000 Hektar Industriehallen, Gewerbeimmobilien und Häuser leer. Das entspricht der Fläche Wiens“, so Weinberger zu den möglichen Maßnahmen, den Bodenverbrauch einzudämmen.
Offener Brief an politische Entscheidungsträger
Im Herbst folgt ein offener Brief mit den mehr als 10.000 Unterstützern der Kampagne an alle politischen Entscheidungsträger. „Es muss gelingen, den rasanten Bodenverbrauch in Österreich in den Griff zu bekommen. In Deutschland beispielsweise gelingt das. Sonst stehen Arbeit, Sicherheit und Zukunft in Österreich zur Disposition. Das ist nicht das, was wir uns wünschen. Wir wollen eine intakte Natur, eine gesicherte Lebensmittelversorgung und Perspektiven für die Zukunft unserer Kinder“, appellierte Weinberger, die Kampagne auf www.bodenlos.info zu unterstützen.
- Bildquellen -
- Foto 1: ÖHV