Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Mit Jahresbeginn haben die Portugiesen in der EU den Vorsitz übernommen. Unter deren Präsidentschaft sollen bis spätestens Pfingsten auch die Verhandlungen um die nächste EU-Agrarreform abgeschlossen werden. Diese sind in der entscheidenden Phase angelangt. Boa sorte, viel Glück! Die unterschiedlichen Positionen von Rat und EU-Parlament etwa in Sachen „Eco-Schemes“ sind mit 20 oder 30 Prozent nicht unüberbrückbar. Spannender ist, welchen Reformkompromissen die EU-Kommission in den entscheidenden Trilog-Verhandlungen zustimmen wird. Noch ist auch nicht eindeutig absehbar, welchen Anteil ihrer nationalen Budgets die einzelnen Länder zwischen Erster und Zweiter Säule verschieben dürfen. Immerhin: In der Ersten Säule werden zumindest 2, vielleicht sogar 4 Prozent der Gelder für die Förderung von Junglandwirten reserviert. Die Zeit drängt, um ein Ergebnis zu verhandeln, dem alle drei Institutionen zustimmen können.
Seit 1. Jänner endgültig nicht mehr dabei sind die Briten. Der „Brexit“ ist vollzogen. Bye bye, Britan! Glaubt man den Berichten aus London, wird das nun wieder eigene Wege gehende Vereinigte Königreich mit einer einschneidenden Agrarreform künftig im wahrsten Sinn des Wortes zu einer großen Öko-Insel. Die Hälfte der bisherigen Direktzahlungen vor allem an Großbetriebe sollen ab 2025 nur noch mit strengen Auflagen für Umwelt, Tierwohl und Klimaschutz fließen. Und die EU bleibt wichtigster Handelspartner der abspenstigen Insulaner. Ganz ohne Europa geht es halt dann doch nicht, bei nur
64 % Selbstversorgung mit Agrarprodukten.