Begrünung: Härter als winterhart

Mulchen statt Hacken – nach diesem Prinzip hält Bio-Bauer Werner Rohringer seine Kulturen sauber. Den Mulcher hat der Landwirt selbst entwickelt. Kombiniert mit Winterbegrünung ermöglicht das Gerät perfekten Erosionsschutz.

Erster Mulchdurchgang mit dem ZRM 1 in Zuckerrübe im heurigen Frühjahr. Die Begrünung mit Wicke kam gut über den Winter. Die Zuckerrübe wurde direkt gesät. Das Gerät macht im Nachauflauf auf rein mechanische Weise „reinen Tisch“.

Unkräuter, die den Mais überwuchern könnten, das war für Bio-Bauer Werner Rohringer aus Gaubitsch im Weinviertel (NÖ) die Problemlage, für die der technisch fitte Landwirt eine Lösung gesucht hat. Da Hacken unmöglich war, verfiel Rohringer auf die Idee, mit Rasenmähern nachempfundenen Mulchern das Unkraut zwischen den Maisreihen kleinzuhalten.
Technisch umgesetzt hat Rohringer das Vorhaben mit seinem Schwager Johann Rossak, der als Kupferschmied und Stahlbauer in Hörersdorf einen Meisterbetrieb führt. Am Beispiel von Unterflurhäckslern bei Maisgebissen haben die beiden Mulchelemente entwickelt, die sich wie bei einem Hackgerät zwischen den Reihen führen lassen – wovon auch die Gerätebezeichnung „Zwischenreihenmulcher“ oder in Kurzform „ZRM 1“ herrührt.

Quelle: rohringer
Mais kann bis zu einer Höhe von 1,5 m gemulcht werden.
Die Einsaat schützt erfolgreich vor Bodenabschwemmung.

Eineinhalb Meter Durchgangshöhe

Die ersten Einsätze in Bio-Mais waren erfolgreich. Der große Vorteil von „Mulchen statt Hacken“ ist das längere Zeitfenster für die Unkrautregulierung. Der Mulcher kriegt auch Pflanzen klein, an denen Hackgeräte scheitern. Zudem ermöglicht der ZRM 1 knickfreie Durchfahrten bis zu einer Höhe des Maisbestandes von 1,5 (!) Meter. Da die höheren Maispflanzen den Boden bereits gut decken, kommen danach kaum noch Beikräuter auf.
Der ZRM 1 fand unter Landwirtekollegen und in der Beratung großes Interesse. Aus der Diskussion im Verein Boden.Leben, in dem Rohringer aktiv ist, entstand rasch der Ansatz, gezielt mit Einsaaten zu arbeiten. Über die reine Unkrautregulierung hinaus hat sich laut Rohringer damit erst das volle Potenzial des Mulchens gezeigt. Vor allem fördert die Mulchauflage stark die Aktivität der Regenwürmer, was wiederum Bodenleben und Bodenfruchtbarkeit verbessert und den Boden besser vor Abschwemmung schützt. In der hügeligen Lage rund um die Leiser Berge ist Abschwemmung aufgrund von Starkregen ein großes Problem. Das gilt vor allem für Reihenkulturen. Auf Rohringers Betrieb sind dies Mais, Zuckerrübe, Ölkürbis und Sojabohne.
Im Jahr 2018 hat Werner Rohringer begonnen, mit winterharten Zwischenfrüchten zu arbeiten, um zudem auch die Begrünungsvariante 6 nutzen zu können. Eingekürzt durch den ZRM 1 sollte die Begrünung dann nach dem Anbau der Frühjahrskultur möglichst lange stehen bleiben.

Begrünungssystem mit Winterwicke

Als Einsaatmischung setzte der Landwirt zunächst auf die Kombination von Winterwicke (Pannonische Wicke) mit Wintererbse in verschiedenen Anteilen. Nach den bisherigen Erfahrungen bringt Winterwicke in Reinsaat bei dem Verfahren die besten Ergebnisse, was Bodenschutz und Ertrag der Kultur betrifft. Bei der Saatstärke bewähren sich aktuell 80 kg/ha.
Den Ablauf der Kulturführung erläutert Werner Rohringer am Beispiel Mais wie folgt:
• Bereits gegen Ende August vor dem Maisjahr wird die winterharte Wicke per Drillmaschine flächig ausgesät. Optimal wäre, wenn man hier bereits die späteren Maisreihen durch Verschluss der entsprechenden Saatreihen frei lassen könnte. Dies ist allerdings laut ÖPUL-Begrünungsrichtlinien nicht zulässig, da nicht „flächendeckend“.
• Im April vor dem Mais­anbau folgt die „Saatbeetvorbereitung“ in Form einer ein- oder zweimaligen Überfahrt mit dem Hackstriegel zur Beseitigung der aufgelaufenen Unkräuter. Zudem muss der Landwirt die
Saatreihen heraushacken. Rohringer sät sämtliche Reihenkulturen auf 75 cm Abstand, was im Bio-Anbau seiner Erfahrung nach keine Ertragsnachteile ergibt.
• Es folgt die Maisaussaat in die freien Streifen.
• Sollte sich die Begrünung im Frühjahr zu stark entwickeln, dann wird sie noch vor dem Auflaufen des Maises flächig gehäckselt.
• Nachdem der Mais aufgelaufen ist, folgt ein Hackdurchgang mit der Fingerhacke, um den Beikrautbesatz in den Maisreihen zu dezimieren.
• Ab etwa 20 cm Bestandshöhe folgt dann der erstmalige Mulchdurchgang mit dem ZRM 1, um die Einsaat bzw. die allenfalls aufgelaufenen Unkräuter zu regulieren.
• Ab Juni folgen je nach Bedarf weitere Einsätze des ZRM 1 bis zu einer Bestandshöhe des Maises von maximal 1,5 Meter.

Starre Richtlinien machen Probleme

Eine wesentliche Erleichterung wäre, wenn man die Saatstreifen für die Kulturen bereits bei der Begrünungsaussaat frei lassen könnte. Die Urgenz bei den Förderstellen, mit Darlegung der Vorteile des Verfahrens, blieb bis dato erfolglos. Die deswegen zusätzlich erforderlichen zwei bis drei Überfahrten stehen im Widerspruch zu Umwelt- und Bodenschutz, meint Werner Rohringer.
Genugtuung verschaffen ihm aber die Ergebnisse seiner Arbeit. Denn die Maiserträge auf den gemulchten Parzellen sind jenen der Hackvarianten überlegen. Zusätzlich ist die Bodenerosion aufgrund der Zwischenfrucht und des verbleibenden Mulchs über die gesamte Vegetationsperiode kein Thema mehr. Der Boden nimmt Niederschläge besser auf und ist durch Lebendverbauung vor Abtrag besser geschützt.

Quelle: Rohringer
Die Mulchelemente des ZRM 1 sind mit robusten Messern von Mais-Unterflurhäckslern ausgestattet.

- Bildquellen -

  • 2322 W02 Mais HochIMG 5821.2: rohringer
  • 2322 W04 Mulchelement Unten: Rohringer
  • 2322 W01 ZRM1: Rohringer
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AUTORH.M.
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