AMA Fleischforum: Dänemarks Schweinesektor offensiv beim Klimaschutz

Mit mehr Ferkeln pro Sau und einer verbesserten Futterverwertung hat Dänemarks Schweinesektor schon bisher die Emissionen reduziert. Die Eckpunkte und Zielsetzungen dafür sind Tierwohl, Management und Nachhaltigkeit. Darüber wurde jüngst beim AMA-Fleischforum informiert.

Eine der größten Biogasanlagen Dänemarks in Südjütland. Die 2016 eröffnete Anlage kann jährlich bis zu 540.000 Tonnen Gülle vergären.
Quelle: AMA Marketing / Thomas Meyer Photography
Die Referenten des AMA-Fleischforums am 1. Juni 2023 (v.l.):
Wilhelm Windisch, Experte für Tierernährung, TU München; Anders Leegaard Riis, Head of Pigs, Danish Agriculture & Food Council; Anja Grunefeld, DACH, CEO, & CMO The Livekindly; Andreas Sator, Journalist, Autor; Christina Mutenthaler-Sibek, AMA-Marketing; Johann Kaufmann, Geschäftsführer Fleischhof Raabtal; Bernd Stark, Ex-Vion Manager und ICA Botschafter; Torsten Olderog, Direktor am Institute of Culinary Art Academy

Vision 2050, unter diesem Titel arbeiten der dänische Schweinesektor und der Dänische Fachverband der Land- und Ernährungswirtschaft an einem ambitionierten Programm, um die Produktion von Schweinefleisch klimaneutral zu machen. Anders Leegaard Riis, der Schweine-Fachmann des Verbandes, hat beim AMA-Fleischforum am Donnerstag vergangener Woche in Wien das Vorhaben der Dänen vorgestellt.

Nachhaltiges Futter und Ringelschwanz

Stand bisher vor allem die Verbesserung der biologischen Leistungen im Vordergrund (siehe Infokasten), so zielt das neue Programm stark auf Tierwohl, Management und Nachhaltigkeit ab, um die Klimaziele zu erreichen.
Konkret nannte Leegaard Riis für den Zeithorizont bis 2050 folgende Ziele:
• Schweinefleisch klimaneutral produzieren,
• Freilaufhaltung in allen Stallabschnitten und
• kein Schwanzkupieren, alle dänischen Schweine haben einen Ringelschwanz, die geringste Sterblichkeit und den höchsten Gesundheitsstatus der Welt.

Dänemarks Schweinesektor will damit seine internationale Spitzenstellung weiter absichern. Den obigen Zielsetzungen liegen laut Leegaard Riis exakte Analysen zugrunde (siehe Grafik).

Demnach sind über ein Schweineleben gesehen die Futtermittel und die Gülle die größten Emissionsquellen für klimaschädliche Gase. Und genau bei diesen Punkten setzt auch das Reduktionsprogramm der Dänen an.
Bis 2025 soll als Eiweißkomponente in den Futtertrögen der dänischen Schweine nur noch „verifiziertes, rodungsfreies und damit nachhaltiges Soja“ zum Einsatz kommen. Auch die Anzahl der Tiere mit Ringelschwanz soll laufend ansteigen, von prognostiziert einer halben Million im Jahr 2025 auf vier Millionen Tiere in 2028. Ab 2035 sollen 90 Prozent der dänischen Schweine mit Ringelschwanz aufgezogen und gemästet werden.
Bis 2030, so der Plan der Dänen, will man den CO2-Ausstoß der Schweinehaltung gegenüber 2005 halbieren. Aufgrund eingehender Analysen setzt man dabei auf möglichst kurze Verweildauer der Gülle im Stall und auf deren vermehrte Verwertung in Biogasanlagen.

Gülle schnell raus aus dem Stall

Gegenüber bisher rund 20 Prozent sollen ab 2030 60 Prozent der Schweinegülle für die Biovergasung bereitgestellt werden. Damit die Verweildauer in den Stallbereichen möglich kurz ist, werden derzeit neue Verfahren erprobt.
Für die Masthaltung hat Leegaard Riis die emissionsmindernde Wirkung einer wöchentlichen Vakuumschwallspülung sowie die tägliche Schieberentmistung vor- und gegenübergestellt. Auch laufen Versuche mit Güllekühlung. Deutliche Ausgasungsminderung wurde bisher auch durch die Ansäuerung der Gülle mit Schwefelsäure erzielt.
Fazit: Der dänische Schweinesektor arbeitet offensiv in Richtung Klimaneutralität. Informationen dazu auch in deutscher Sprache gibt es auf einer eigenen Internetseite.
fachinfo-schwein.de

Schweinehochburg Dänemark
Dänemarks Schweinesektor ist der produktivste weltweit. Knapp 2.600 Betriebe erzeugen jährlich rund 33 Millionen Schweine. Davon werden 14,5 Millionen lebend exportiert, hauptsächlich als Ferkel. Rund 18,5 Millionen Schweine werden im Land geschlachtet, was rund zwei Millionen Tonnen Schweinefleisch ergibt. Die Exportquote des dänischen Schweinesektors beträgt 90 Prozent. Aktuell steckt die Produktion auch in Dänemark in einer Krise. Seit Jahresbeginn verzeichnet man um ein Fünftel weniger Schlachtungen. Weltspitze sind die dänischen Schweinehalter indes weiter bei den Tierleistungen. 2021 haben die Sauenhalter laut einer InterPig-Auswertung 34 Ferkel je Sau und Jahr abgesetzt (im Vergleich Österreich: 26 Ferkel). Die Tageszunahmen in der Mast lagen 2021 bei 988 g/Tag (Österreich: 847) und die durchschnittlichen Produktionskosten bei 1,45 Euro/kg Schlachtkörper. Nur Brasilien und die USA haben hier noch niedrigere Werte. In Österreich kostet die Produktion von einem Kilogramm Schweinefleisch 1,76 Euro.

- Bildquellen -

  • 2323 W AMA Fleischforum2023: AMA Marketing / Thomas Meyer Photography
  • 2323 W0602 Biogas Danmark: youtube / Sønderjysk Biogas
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QuelleH.M.
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