“Almen sind für Tirol unverzichtbar”

Die Almsaison in Tirol ist gestartet, die Aufgabenfelder sind vielfältig. Die Landwirtschaftskammer und der Almwirtschaftsverein sehen Handlungsbedarf.

LK-Präsident Josef Hechenberger, Almobmann Andreas Denifl und Obmann-Stv. des Almwirtschaftsvereins Michael Jäger auf der Schlickeralm.

Mit 2.060 bewirtschafteten Almen ist Tirol das Almenland schlechthin. Knapp 106.000 Rinder, 64.000 Schafe, 7.000 Ziegen und 3.500 Pferde verbringen ihre Sommerfrische dort, wo jährlich Millionen Gäste und Einheimische auch gerne ihren Urlaub bzw. ihre Freizeit verbringen. Die Almen in die Zukunft zu führen, muss gemeinsames Ziel aller Beteiligten sein.

Die Almsaison hat mittlerweile in allen Bezirken begonnen, auch auf die höher gelegenen Almen wurde das Vieh aufgetrieben. Damit einher geht normalerweise Vorfreude, aber auch eine gewisse Nervosität betreffend der nächsten Monate. LK-Präsident Josef Hechenberger, der seine Rinder am Achensee und im Zillertal alpt, erklärt das so:„Die Almzeit ist für Tier und Mensch eine schöne Zeit, auf die man sich entsprechend vorbereitet. Unsere Almwirtschaft hat jahrhundertelange Tradition und bildet mit den Futterflächen im Gebirge eine unverzichtbare Ergänzung für die Heimbetriebe im Tal.“ Doch nicht nur für die Landwirtschaft, auch für Tourismus und Freizeitwirtschaft stellen die Almen mit ihrer Infrastruktur und gepflegten Kulturlandschaft ein zentrales Element dar.

Verschiedene Entwicklungen gefährden allerdings den Fortbestand der Almen. „Leider kommen seit einigen Jahren immer neue Entwicklungen dazu, die diese traditionelle Wirtschaftsweise mehr und mehr unter Druck bringen. Das sind zum einen die Großraubtiere, zum anderen aber auch die Nutzungskonflikte, die das Arbeiten auf den Almen erschweren. Beide Probleme müssen wir ernst nehmen und gemeinsame Lösungen erarbeiten. Denn wenn eine Alm erst einmal aufgegeben wird, ist es zu spät.“

Erhalt ist im Sinne der Allgemeinheit

Auch Bezirksbauernobmann LAbg. Michael Jäger, Obmannstellvertreter des Tiroler Almwirtschaftsvereins, sieht Handlungsbedarf. Er streicht den Nutzen hervor, den die Almwirtschaft für die Allgemeinheit erbringt: „Viele Menschen profitieren von der Alm, ohne es zu wissen. Unsere landwirtschaftliche Infrastruktur dient oft nur allzu selbstverständlich als Basis für die Freizeitgestaltung, der Respekt und das Verständnis gegenüber landwirtschaftlichen Fahrzeugen oder zu erledigenden Arbeiten vor Ort ist aber nicht immer gegeben. Beweidete Flächen sind zudem auch wirksamer Schutz vor Muren und Lawinen, da kommt es in manchen Teilen Tirols schon zu Problemen für die darunterliegenden Siedlungsgebiete, weil Flächen nicht mehr abgeweidet werden. Generell bringt Almwirtschaft weit mehr als sie kostet. Deshalb setzen wir alles daran, um sie zu erhalten.“

Fit für die Zukunft

Dass die Almfutterflächen mit ihrer hohen Biodiversität auch im Hinblick auf den Klimawandel künftig noch wichtiger werden, bestätigt auch die Wissenschaft: „Es gibt Forscher, die sich mit den Veränderungen in unserer Lebensraumverteilung beschäftigen. Sie prognostizieren, dass die Verwaldung durch die Erwärmung künftig noch stärker voranschreitet, wenn nicht genug Vieh aufgetrieben wird, um das zu verhindern. Wir wollen weiterhin Lebensmittel produzieren und unsere Kulturlandschaft erhalten. Daher braucht es ein klares Bekenntnis der Politik, aber auch aller Almnutzerinnen und Almnutzer. Für die Landwirtschaft und die Versorgungssicherheit ist die Alm jedenfalls ein zentrales Element“, stellt
Michael Jäger klar.

Klare Spielregeln

„Auf der Alm gibt es verschiedene Herausforderungen, das war schon immer so. Mit der Bedrohung des Viehs durch Bär und Wolf ist aber eine neue Dimension erreicht. Auch in Siedlungsnähe gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Risse, Bären und Wölfe wurden in unmittelbarer Nähe zu Häusern gesichtet und nachgewiesen. Wir appellieren nicht nur im Sinne der Landwirtschaft, sondern des gesamten ländlichen Raumes: Wir brauchen ein geregeltes Management und legale Entnahmen, sonst verlieren wir unsere flächendeckende Bewirtschaftung und damit auch tausende Arbeitsplätze. Denn ohne Landwirtschaft wird sich auch der Tourismus schwertun“, streicht Hechenberger abschließend heraus.

Tirols Almen im Überblick:

  • 2.060 Almen
  • Gealpte Tiere: 106.000 Rinder, 64.000 Schafe, 7.000 Ziegen und 3.500 Pferde
  • Insgesamt landwirtschaftlich genutzte Fläche in Tirol: 225.275 Hektar
    davon sind 118.607 Hektar Almfutterfläche (Almfläche im Kataster: 383.053 Hektar)

Die Alm hat vier Funktionen:

  • Ökonomische Funktion: Die Alm mit ihren Flächen ist für viele Betriebe ein wichtiger zweiter Standort, der allerdings auch einen hohen Arbeitsaufwand mit sich bringt. Die Almwirtschaft bildet die Basis für unseren erfolgreichen Tourismus und die Freizeitwirtschaft.
  • Ökologische Funktion: Almflächen sind ökologisch besonders wertvoll, da sie eine hohe Biodiversität aufweisen. Diese Vielfalt kann nur durch die Offenhaltung der Flächen gewährleistet werden.
  • Soziokulturelle Funktion: Die Almen dienen als Erholungslandschaft für Gäste und die einheimische Bevölkerung. Almwirtschaft hat eine jahrhundertelange Tradition, Almauftrieb und –abtrieb in Österreich wurden von der Unesco auf die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen.
  • Schutzfunktion: Beweidete Flächen schützen vor Muren/Lawinen und Erosion, bewirtschaftete Almflächen können mehr Wasser speichern.

- Bildquellen -

  • Alm: LK Tirol
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AUTORred. HP
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