Der Feuerkogel ohne Kühe – das ist unvorstellbar!“ So lautete der einhellige Tenor der Teilnehmer bei der Almbegehung vergangenen Freitag in Ebensee. Bauernbund-Präsident Georg Strasser und die Nationalratsabgeordnete Bettina Zopf besichtigten gemeinsam mit bäuerlichen Funktionären sowie Tourismusvertretern zwei Almen. Grund und Boden gehören dort den Österreichischen Bundesforsten – die Bauern sind auf Grund des „Einforstungsrechts“ aus dem 19. Jahrhundert berechtigt, die Flächen für die Weidehaltung zu nutzen.
„Es ist genug Platz für alle“
Die drei Almbauern Anton Giorgini – örtlicher Bauernbund-Obmann, Klaus Loidl und Franz Promberger, die auf einer Fläche von 300 Hektar eine Hochalm am Feuerkogel bewirtschaften, erzählten dabei über das große Konfliktpotential. Angefangen von einer Kuh-Attacke, die durch eine Wanderin mit Hund augelöst wurde, über die „Tik-Tok-Challenge“ mit uneinsichtigen Jugendlichen, achtlos weggeworfenem Müll bis hin zum Wolf auf der Wildkamera haben sie bereits alles gesehen am „Sattel“ – so wird der Berg von den Einheimischen liebevoll genannt. Heuer sei der Besucheransturm in dem ohnehin starken Tourismusgebiet coronabedingt noch um einiges größer. Davon profitieren ohne Zweifel die zahlreichen Tourismusbetriebe in der Region. „Wem gehören die Almen und wer darf sie in welchem Ausmaß nutzen?“, stellte Strasser die Frage in die Runde. Der Bauernbund-Präsident ist überzeugt: „Auf unseren Almen ist ohne Zweifel genug Platz für alle da. Der respektvolle Umgang mit Weidetieren, der Natur und den Almbewirtschaftern muss aber gewahrt werden.“
Ins selbe Horn stieß auch Zopf: „Es braucht einen Schulterschluss und kein Konkurrenzdenken. Bauernfamilien bewirtschaften und pflegen die Almen und der Tourismus kann von diesem kostbaren Kulturgut profitieren. Um dieses Miteinander aber aufrecht zu erhalten, braucht es gegenseitige Rücksichtnahme und den notwendigen Respekt vor den Tieren“, betonte die Bauernbund-Abgeordnete.
Heftig diskutiert wurde auch über den Wolf. Strasser und Zopf wollen sich dafür einsetzen, dass Problemwölfe zukünftig rascher entnommen werden dürfen. In Brüssel gebe es dafür jedoch keine politische Mehrheit. Generell werde das Thema sehr kontroversiell diskutiert. „Alle reden immer von Tierwohl und dann sieht man Bilder von gerissenen Weidetieren die qualvoll sterben müssen“, gab er zu bedenken. Zopf wies in diesem Zusammenhang darauf hin, sowohl Risse als auch Sichtigungen sofort beim Wolfsbeauftragten zu melden: „Das wird leider zu wenig gemacht.“
Den Abschluss bildetet der Besuch der „Kösslalm“. Ortsbäuerin Ursula Daxner und ihr Mann Rudolf haben auf der Niederalm mittels aufwändigen Verfahren die Waldweide in eine Almweide umgewandelt. Ein Teil des gewonnenen Holzes wurde für den Neubau der Almhütte verwendet. Wenn auch einige hundert Meter tiefer gelegen, sieht man sich auch hier mit den gleichen Problemen konfrontiert: Freizeitnutzer sehnen sich nach heiler Welt und naturbelassenen Regionen. Strasser und Zopf waren sich daher einig: „Um dieses wertvolle Erlebnis auch in Zukunft bieten zu können, müssen alle ihren Teil dazu beitragen.“ Die Alternative dazu wäre, dass die Bauern ihre Kühe nicht mehr auftreiben – aber das wollen weder Bauern noch Touristiker.
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- DSC 4269: BZ/Mursch-Edlmayr
- DSC 4264: BZ/Mursch-Edlmayr