Jeden dritten Euro geben Konsumenten für preisreduzierte Ware aus. Inflationsbedingt erleben Rabattschlachten derzeit einen Höhenflug.

Alljährlich erhebt die AMA-Marketing in ihrer Rollierenden Agrarmarktanalyse (Roll- AMA) auch das Einkaufsverhalten von Herrn und Frau Österreicher. Die gute Nachricht zuerst: Auch heuer sind laut RollAMA Frische und hohe Qualität die wichtigsten Einkaufskriterien. Erstere ist (wie auch in den Vorjahren) für mehr als 80 Prozent der Befragten kaufentscheidend, die Qualität ist für knapp 70 Prozent der Konsumenten von Bedeutung. Allerdings, die heimische Kundschaft im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) will beides „zu bezahlbaren Preisen“, wie man es in der AMA-Marketing formuliert. Immer mehr Konsumenten begäben sich im Supermarkt auf die Suche nach Produkten, die ein gutes Preis-Leistungs- Verhältnis bieten und würden im Aktionssortiment fündig. Sonderangebote und Rabatte seien derzeit „besonders beliebt, um das Haushaltsbudget zu schonen“.

Rabatt schlägt Regional und Tierwohl

Konkret erachten 62 Prozent der 30- bis 49-Jährigen Aktionen als wichtig für die Kaufentscheidung. Bei den unter 30-Jährigen und über 50-Jährigen tun dies 54 beziehungsweise 57 Prozent. Über alle Kategorien hinweg stieg die Beliebtheit von Aktionen seit 2020 von 45 Prozent der Konsumenten, die diese als wichtig befanden, auf nunmehr 58 Prozent, was auch dem Vorjahreswert entspricht. Damit übertrumpfen Rabatte etwa Regionalität. Gaben 2020 noch 62 Prozent der RollAMA-Befragten an, diese zu priorisieren, sank dieser Wert heuer auf nur noch knapp die Hälfte der Kunden im LEH. Abgeschlagen bleiben auch tierische Produkte mit höherem Tierwohlstandard, die nur für 48 Prozent der Konsumenten von Relevanz sind.

Europameister bei Aktionen

Warum gerade hierzulande Aktionen immer beliebter werden, wurde im dieser Tage präsentierten Report „Lebensmittelkonsum in Österreich“ vom Verein „Land schafft Leben“ anschaulich dargelegt. Demnach ist Österreich mit 30 bis 40 Prozent Aktionsanteil im Europavergleich Spitzenreiter. „Nur in Tschechien ist der Aktionsanteil noch höher“, erklärt Paul Pöttschacher, Pressesprecher der REWE-Group, im Konsum- Report. „Das ist einfach ein gelerntes Tun in Österreich. Es hat auch damit zu tun, dass wir ein Supermarktland sind, während Deutschland ein Diskonterland ist. Dort liegt der Anteil an Aktionen etwa bei 15 Prozent“, so Pöttschacher weiter.

Pöttschacher: „Nur in Tschechien ist der Aktionsanteil noch höher.“

Nichtsdestotrotz wird in der Alpenrepublik rund jeder dritte Euro für ein zeitlich begrenzt vergünstigtes Lebensmittel ausgegeben. Einer Befragung der Bundeswettbewerbsbehörde aus dem Vorjahr zufolge assoziieren Konsumenten den Kauf von Aktionsprodukten mit positiven Gefühlen, würden aber nach Möglichkeit dauerhaft günstige Produkte gegenüber häufigen Aktionen präferieren.

Körberlgeld für den Handel

Wieso also nicht gleich die viel zitierten „Dauertiefpreise“ bemühen? Laut „Land schafft Leben“ sei die Rechnung einfach. „Aktionen steigern nicht nur die verkaufte Menge der rabattierten Produkte selbst, sie erhöhen darüber hinaus die Nachfrage nach anderen Lebensmitteln“, heißt es. Demzufolge findet in 70 Prozent der Fälle aufgrund von Aktionsware mindestens ein weiteres Produkt zum regulären Preis seinen Weg in den Einkaufswagen – etwa, wenn zum rabattierten Fleisch noch Beilagen gekauft werden, was unterm Strich zu einer Umsatzsteigerung der Handelsunternehmen führt.

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  • Einkauf Aktionsartikel: AMA Marketing
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AUTORClemens Wieltsch
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