Medizin, Musik oder Landwirtschaft? Als die heute 41-jährige Pinzgauerin Isabella Dick vor rund 20 Jahren „meinen Lois“ kennen und lieben lernte, schlug ihr Herz bald auch für den Beruf ihres Mannes. Der Zauber des Anfangs, dass es für sie nichts Schöneres gibt, als gemeinsam mit Alois seinen Hof weiterzuführen, hält bis heute. Eine stets positive Einstellung und die Freude an der Arbeit lassen ihr die Arbeit leicht von der Hand gehen.
Isabella und Lois führen gemeinsam den „Stiegerhof“ in Maishofen bei Zell am See, ein Bio-Betrieb im Vollerwerb mit Rinderzucht, Waldwirtschaft und Vermietung von Appartements. Das Paar hat drei Kinder, 10, 12 und 15 Jahre alt. Mit Freude erzählt Isabella davon, wie zuverlässig der Nachwuchs am Hof mitarbeitet. Auch die Altbäuerin ist voll ins Familienleben eingebunden und hilft, wo immer sie gebraucht wird. Die Unterstützung ihrer Schwiegermutter schätzt Isabella nicht zuletzt im Umgang mit den Kindern.
„Bäuerin? Ich doch nicht!“
Als Dick mit 18 Jahren ihre Ausbildung zur Krankenschwester beendete, dachte sie über ein anschließendes Medizinstudium oder eine musikalische Ausbildung nach. Dass sie unter ihren sieben Geschwistern die Bäuerin wird, konnte sie sich zu diesem Zeitpunkt kaum vorstellen. Isabella stammt von einem Bergbauernhof. Die Arbeit auf diesem sei hart gewesen, erinnert sie sich. Dafür profitiere sie von der oft anstrengenden Handarbeit, aber auch den langen (Schul-)Wegen bis heute konditionell.
Als dann Alois in ihr Leben trat, wurde die Landwirtschaft zu Isabellas Vollzeitprogramm. Der Milchviehbetrieb mit 40 Milchkühen, dazu die Gästezimmer sowie der Ab-Hof-Milchverkauf, all das bringt das ganze Jahr über „ausreichend Arbeit“. Zu den Arbeitsspitzen im Sommer wird ein Pflichtpraktikant beschäftigt, im Winter unterstützt eine Teilzeitkraft die Stiegerhof-Bauern bei der Stallarbeit. Damit für die Familie ausreichend Zeit bleibt, sind gute Planung und Arbeitsorganisation erforderlich.
Zeitgleich 40 Kälbchen
Isabella und Alois haben mit gezielter „saisonaler Abkalbung“ den für ihren Viehbetrieb passenden Weg gefunden. Etwa Anfang Mai werden die Kühe so belegt, dass diese alle im folgenden Spätwinter kalben. Zwei Monate vor der Geburt werden die Kühe trockengestellt. Diese Zeit der sprichwörtlichen „Ruhe vor dem (An-)Sturm“ nutzen die Dicks für Ausflüge mit ihren Kindern oder zum Skifahren. Wenn im Februar rund 40 Kälber gleichzeitig auf die Welt kommen, wird im Kuhstall jede helfende Hand benötigt. Betreffend Tierwohl sind Stall und Herdenführung mit Auslauf, Weidegang und Bio-Fütterung auf der Höhe der Zeit.
Und um den Ab-Hof-Verkauf ihrer Milch arbeitsökonomisch zu organisieren, wurde vor gut zwei Jahren in einen Milchautomaten samt Kühlung investiert. Die anfängliche Skepsis, ob die Milchkunden den Automaten, etwa 200 Meter außerhalb des Dorfes gelegen, annehmen, war rasch verflogen. Der Frischmilch-Absatz der „Milchtankstelle“ übertraf sämtliche Erwartungen. Für Isabella hat das Gerät aus der Schweiz den Vorteil, dass sie seither mehr Zeit für die drei Appartements und nicht zuletzt für die Gästebetreuung hat. Schon die Schwiegermama führte eine kleine Frühstückspension, die von Isabella nach und nach mit viel Liebe zum Detail umgestaltet wurde. Ihrer Krea- tivität freien Lauf lassen und neue Ideen sofort umsetzen zu können, liebt die Bäuerin besonders. Sich „einfach trauen und manches ausprobieren“, lautet das Motto. Besonders schätzen die Gäste, darunter immer mehr Stammgäste, den familären Kontakt zu den Hofbesitzern, den Betrieb samt Stall kennenzulernen und nicht zuletzt Produkte aus eigener Herstellung.
Nach der Probe auf ein Bier
Generell werde aber „die Arbeit der Bauern von vielen nach wie nicht ausreichend wertgeschätzt“, meint Isabella. Die wenigsten hätten „eine Vorstellung davon, was es bedeutet, einen Bauernhof zu führen.“ Um ihren eigenen Gästen Einblick in den Arbeitsalltag zu vermitteln, lädt sie diese deshalb ein, die Stallarbeit zu beobachten, die Hühner, Hasen und Enten zu füttern oder die Katzen und den jungen Border-Collie Ben zu streicheln. Und in der örtlichen Volksschule engagiert sich Isabella, indem sie den Kindern einen lehrreichen „Milchlehrpfad“ vermittelt.
Persönlich wichtig ist ihr aber auch die wöchentliche Probe im örtlichen Vocalensemble, wo sie es als einzige Bäuerin auch genießt, hernach bei einem Glas Bier „über ganz andere Dinge als über meine Arbeit als Bäuerin zu sprechen“.
ZAMm-Lehrgang
Isabella Dick hat den Zertifikatslehrgang „ZAMm unterwegs“ absolviert, eine Initiative der Arge Bäuerinnen, des Ländliches Fortbildungsinstituts (LFI) und Landwirtschaftsministeriums. Für die Salzburgerin „eine wertvolle Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und neue Kontakte zu knüpfen“. Was hat sie aus dem Lehrgang mitgenommen? „Wenn man etwas will, muss man einfach damit beginnen. Seine eigenen Ideen auch umzusetzen, erfordert nicht nur, darüber zu sinnieren, sondern es einfach zu tun. Auch agrar- und familienpolitisch habe ich einiges dazugelernt und kann nun Zusammenhänge besser verstehen.“ Neben ihrem Einsatz als Ortsbäuerin von Maishofen ist sie aber derzeit für keine weitere politische Funktion zu haben. Gut sei auch, dass die 13 Bäuerinnen vom ZAMm-Lehrgang seither in regem Austausch stehen. Den Kurs würde Isabella Dick daher jederzeit weiterempfehlen.
Infos: www.zamm-unterwegs.at
Maria Wolmuth