Kommentar von Sabine Kronberger,
Chefredakteurin „Welt der Frauen“
Wie kommt eine Bäuerin eigentlich in eine hörbare und sichtbare Rolle in der Öffentlichkeit? Sie braucht einen Hof, egal ob geerbt oder eingeheiratet. Sie muss sich in der Bäuerinnenorganisation im Ort engagieren – vom Tag der Milch in Schulen bis hin zum Kuchenverkauf und selten sogar bis in politische Verantwortung. Dabei steht sie vor dem eigenen Publikum am deutlichsten im Fokus: Bewirtschaftet sie den Hof? Oder ist sie „nur“ Betriebsführerin am Papier? Hat sie Kinder und geht hoffentlich keiner Arbeit außerhalb des Hofes nach? Lebt sie Tradition im Rahmen der sozialen Erwartung? Und trägt sie ihr Dirndl mit Stolz, wenn man sie für ein Foto mit einer Männerrunde braucht? Sie darf sichtbar sein, aber nicht zu viel. Sie soll die Werte der bäuerlichen Zunft verkörpern, aber nicht zu laut sein. Sie soll gegen das Gendern sein, denn „sie kennt ihren Wert, auch ohne extra begrüßt zu werden“. Wenn Männerrunden Frauen-Witze reißen, soll sie mitlachen. Und sie soll sich bitte auch zur Verfügung stellen, wenn Medien zum Weltlandfrauentag am 15. Oktober Platz machen. Wenn sie dann interviewt wird, soll sie über „Schule am Bauernhof“, Gütesiegel oder Direktvermarktung sprechen. Nur bloß keine wirtschaftlichen Fakten oder Forderungen nach einer den Männern äquivalenten Frauenzahl in Gremien.
Was hier pointiert notiert ist, findet noch immer statt. Doch Simone de Beauvoir hatte schon damals einen zeitlos gültigen Satz parat: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen auch nichts“. Und schloss damit die Bäuerinnen bestimmt nicht aus.