Kartoffelernte 2018 bleibt weit unter den Erwartungen

Neben der Dürre richtete auch der Drahtwurm enorme Schäden auf den Kartoffelfeldern an. Foto: agrarfoto.com

Auch dieses Jahr hatten sich Entscheidungsträger der heimischen Kartoffelbranche Ende August, dieses Mal in Roseldorf/NÖ, eingefunden, um sich über den Status des nationalen und internationalen Kartoffelmarktes auszutauschen. Anwesende Produzenten, Händler, Vertreter der Industrie, der Behörden als auch Funktionäre des Bauernbundes und der Landwirtschaftskammer lieferten diverse Beiträge und bewerteten die aktuelle Lage. Das Ergebnis war ein überaus informativer, aufschlussreicher Nachmittag mit vielfältigen Eindrücken aus den diversen Sparten.

Nach einem eiskalten März und dem daraus folgend, späten Legen der Frühsorten waren die überdurchschnittlich warmen Monate April und Mai wahre Vegetationsbooster. Durch die überaus günstigen Wachstumsbedingungen und der damit einhergehend frühen Reife, mussten das Burgenland, die Steiermark, das Marchfeld als auch der Stockerauer Raum annähernd zeitgleich mit den Rodungen beginnen.

Innerhalb kürzester Zeit waren die Läger der Kartoffelhändler mit heuriger Ware geflutet. Das Gesetz des freien Marktes sieht bei Überangebot, Preisminderung vor. Nach einem attraktiven Einstiegspreis Anfang Juni von 35 bis 40 Euro/dt, verfestigten sich die Notierungen vier Wochen später bei 18 bis 20 Euro/dt.

Ende Juli konnte allerdings von einer Überversorgung keine Rede mehr sein. Mit dem Fortschreiten der Saison und den hitzebedingt immer schwächer werdenden Abladungen erholten sich sowohl die Lagerbestände, als auch die Preise nachhaltig.

Wie schon die Jahre zuvor, hatten Temperaturen von weit über 30 Grad auf unbewässerte Flächen verheerende Folgen. Bereits im Juli war das nördliche Weinviertel von Dürre und Trockenheit betroffen. Anfang August hatte sich dann die extreme Trockenheit auf beinahe alle großen Anbaugebiete ausgeweitet. Vereinzelt, regionale Niederschläge nahmen keinen entscheidenden Einfluss mehr auf das Gedeihen der Spätsorten. Der Schaden war bereits vielerorts angerichtet. Geschwächte Pflanzen sind naturgemäß anfälliger für Krankheiten. Stolbur, eine Infektion durch Phytoplasmen hervorgerufen, bereitet dieser Tage vielen Produzenten und Vermarkter Kopfzerbrechen. Die, von der Glasflügelzikade infizierte Pflanze, bildet Gummiknollen aus und ist in weiterer Folge für den Verkauf äußerst ungeeignet. Auch der Drahtwurm, die Larve des Schnellkäfers, hatte heuer ungewöhnlich große Populationen gebildet und richtet teilweise enorme Schäden auf den befallenen Schlägen an. Den zahlreichen Aussagen zufolge, werden Kartoffelbauern heuer bundesweit große Probleme haben, den Anforderungen der Kunden zu entsprechen.

Die Prognosen der Stärkeindustrie sprechen national von etwa 80 bis 85 % erfüllter Kontraktmenge. Während im Waldviertel mit 30 bis 45 dt/ha die Durchschnittserträge noch halbwegs in Ordnung sind, spricht man in Restösterreich von max. 20 bis 25 dt/ha. Bei den Beteiligten der Sparte Speise- und Speiseindustriekartoffeln ist die Stimmung mehr als gedämpft. Die Ernteberichte aus den Bundesländern klingen dabei größtenteils dramatisch. Vor allem im Zentrum des österreichischen Kartoffelanbaus Raum Hollabrunn, Horn, Mistelbach, Korneuburg sind die Hektarerträge teilweise weit unterdurchschnittlich und stellen hiesige Landwirte mit Hektarerträgen unter 20 dt/ha vor die Existenzfrage.

Am Ende des Tages waren sich alle Teilnehmer der Veranstaltung einig. Das heurige Erntejahr wird für den heimischen Kartoffelbau als durchwegs Schwieriges in die Statistiken eingehen. Das Vorjahresniveau von 650.000 t wird heuer unerreichbar bleiben und Exporte somit eine Ausnahme.

AMA

AMA Flächenauswertung

 

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