Die Luxemburger Regierung will den ehemaligen EU-Abgeordneten Christophe Hansen in die EU-Kommission entsenden. Der 42-Jährige gilt als ein heißer Kandidat für den Posten des nächsten EU-Agrarkommissars. Er ist der in Brüssel mit Abstand am häufigsten genannte Name, wenn es um die Nachfolge des aktuellen Brüsseler Agrarchefs Janusz Wojciechowski geht.
Sehr häufig genannt: ein Luxemburger
Hansen war ab 2018 bis 2023 Mitglied des Europaparlaments. Dort war der Sohn eines Landwirts unter anderem im Handelsausschuss und im Umweltausschuss. Er ist zudem Generalsekretär der Christlich Sozialen Volkspartei (CSV) und aktuell Abgeordneter im Luxemburger Parlament. Ob Hansen von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen tatsächlich als Agrarkommissar vorgeschlagen wird, entscheidet sich dem Vernehmen nach frühestens Ende August, möglicherweise auch etwas später. Dann will die CDU-Politikerin die Liste der von ihr vorzuschlagenden Fachkommissare öffentlich bekannt geben.
Auch wenn Hansens Name hoch im Kurs steht, werden neben dem Luxemburger auch eine Reihe weiterer Namen genannt, berichtet Agra-Europe. Darunter auch der Portugiese José Manual Fernandes, seit April Agrarminister der neuen konservativen Regierung in Lissabon. Vor allem seitens der Bauernverbände wird er ins Spiel gebracht. Oder auch der bis 2023 amtierende Landwirtschaftsminister Zyperns. Als promovierter Biologe und Biodiversitätsforscher stößt Costas Kadis indes zumindest in einigen Brüsseler Agrarkreisen auf Ablehnung.
Für Überraschung sorgte die Nominierung des EU-Klimakommissars aus den Niederlanden, Wopke Hoekstra, der ebenfalls als möglicher neuer Agrarkommissar in Betracht gezogen wird.
Auch Italien soll besonderes Interesse an dieser Postenbesetzung haben. Noch hat die Regierung in Rom aber keinen offiziellen Kandidaten dafür nach Brüssel gemeldet. Sollte der ehemalige EU-Ageordnete und derzeit Minister für Europäische Angelegenheiten, Raffaele Fitto, nominiert werden, wünscht sich Rom aber ein Portfolio im Finanzbereich.
Bisher stammten die meisten EU-Agrarkommissare überwiegend aus kleineren Mitgliedstaaten. Ob diese Tradition beibehalten wird, bleibt abzuwarten.
13 Kommissare in sieben Jahrzehnten
Seit der Gründung der Europäischen Union im Jahr 1958 stellten je dreimal die Niederlande und Dänemark, zweimal Irland sowie je einmal Italien, Luxemburg, Österreich (den früheren Landwirtschaftsminister Franz Fischler von 1995 bis 2004), Rumänien sowie aktuell Polen den Agrarkommissar.
Als wahrscheinlich gilt, dass der oder die Nachfolgerin von Janusz Wojciechowski aus der Europäischen Volkspartei (EVP) kommen wird. Zumindest darin sind sich die meisten Beobachter des Brüsseler Parketts einig.
Bevor die neue Kommission unter Ursula von der Leyen ihr Amt offiziell antreten kann, wird das Europaparlament die Kommissare in den jeweiligen Fachausschüssen anhören und danach über die Bestätigung des gesamten Kollegiums entscheiden.
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- Janusz Wojciechowski: Europäische Union