Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
Es wird wieder einmal spannend in Brüssel. In den kommenden Tagen wird Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen entscheiden, wen sie in ihrem neuen Team mit der Aufgabe des EU-Agrarkommissars betraut. Zuletzt am häufigsten genannt: ein Luxemburger. Christophe Hansen könnte als Kandidat aus dem kleinen Großherzogtum (30 Jahre nach Rene Steichen, Agrarkommissar von 1993 bis 1995) für dieses Amt verantwortlich zeichnen. Sein Name wird derzeit im Europaviertel der EU-Hauptstadt am häufigsten genannt.
Diesmal soll für das Agrarressort wieder ein Christdemokrat zum Zug kommen, weil die im neuen EU-Parlament weiterhin größte Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP) den Vorsitz im Agrarausschuss an die Tschechin Veronika Vrecionová von den Europäischen Konservativen und Reformern (EKR) abgetreten hat.
Die Anforderungen an den nächsten EU-Agrarkommissar sind indes enorm. Nach 2027 steht die nächste Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik ins Haus. Bis dahin braucht es auch Antworten auf Fragen in Ver-bindung einer allfälligen Erweiterung der EU. Noch dringlicher aber wäre die Konzentration auf die Bekämpfung der ausufernden Agrarbürokratie, unter der immer mehr Landwirte ächzen und die zu massiven Protesten führte. Nicht wenige Auflagen und Hürden sind auch national hausgemacht.
„Weniger Bürokratie wagen“, wie es dieser Tage ein Ex-EU-Abgeordneter der CDU aus Deutschland forderte, gilt übrigens nicht nur für die EU und Brüssel. Auch für Österreich und Wien. Hier werden die politischen Ämter bekanntlich nach der Nationalratswahl am 29. September neu verteilt.