Ein Schweinestall, der gerüstet ist für eine ungewisse Zukunft

Landwirt Simon Kneißl aus Polling und der VLV luden vor der ersten Einstallung in den modernen, tier- und arbeitsfreundlichen Außenklimastall mit Fußbodenheizung und Güllekühlung ein.

Ein Prototyp für eine Stallbeschattung.

Ein Hauch von „Messe-Feeling“ herrschte kürzlich in der Innviertler Gemeinde Polling. Schauplatz war der neue Schweinestall der Familie Kneißl. Darin tummelten sich an dem Nachmittag keine Tiere, sondern eine ganze Menge Besucher. „Wir informieren uns hier, die Zukunft ist ja noch sehr ungewiss“, meinte etwa ein Interessierter aus Adlwang, der gemeinsam mit Frau und Kind ins Innviertel gekommen war. „Momentan haben wir einen geschlossenen Zucht- und Mastbetrieb daheim, der vielleicht modernisiert oder erweitert wird. So eine Gelegenheit zum Besichtigen kriegt man nicht so oft“, betonte das Paar.

Quelle: BZ/Cacha

Bei dem Mastschweinestall handelt es sich um einen „Pigport 3“ – einen Außenklimastall, in dem die Tiere einen Liegebereich im Inneren des Stalles vorfinden, einen Tränke- und Fressbereich (mit Automaten) sowie eine teils überdachte, teils beschattete Aktivitätszone drau­ßen. Dass der Begriff „Außen­klimastall“ – glücklicherweise – nicht ganz wörtlich zu nehmen ist, erfuhren die Besucher am eigenen Leib: Bei Temperaturen von deutlich über 30 Grad Celsius war es im Inneren des Gebäudes angenehm kühl. „Das Dach ist gut isoliert und der Boden ebenso“, erläutert Hausherr Simon Kneißl (39).

Quelle: BZ/Cacha
Aluminiumstäbe, die das Sonnenlicht brechen.

Der Liegebereich ist mit einem mobilen „Deckel“ ausgestattet, der sich heben und senken lässt, sodass der eingestreute Bereich zur dunkleren, wohligen und im Winter auch warmen Höhle für die Tiere wird. Zusätzlich kann eine vertikale, auf Rollen angebrachte Isolierplane den Innenbereich vor kalter Zugluft schützen.

Der Stall lässt sich quer durchlüften. „Die Lüftung wird vollautomatisch gesteuert, dazu ist auch eine Wetterstation integriert“, erläutert Franz Hold von der Firma Bräuer Stalltechnik. Der Auslauf geht in Richtung Süd-Südost. Somit liegt dieser in der Mittagssonne – und die Tiere werden sich dort auch ihren Kotplatz einrichten. Etwa zehn vergleichbare Ställe gebe es in Oberösterreich, so Hold.

Rekordverdächtig ist die – mit viel Eigenleistung gespickte – Bauzeit: „Sie hat zwölf Wochen betragen“, sagt Simon Kneißl, VLV-Arbeitskreisleiter und Obmann der „Jungen Veredler“ im Verband. Erste Planungen haben im Frühjahr 2023 begonnen, ehe Güllegrube und Ganzkornsilo errichtet worden sind. Apropos Gülle: Für diese hat sich Kneißl zur Kühlung entschieden (anstatt einer Kot-Harn-Trennung), um überhaupt eine Genehmigung für den Neubau zu bekommen. „Ein Wär­metauscher erwärmt das vom Brunnen kommende Trinkwasser für die Tiere auf 16 Grad Celsius und kühlt dafür die Gülle“, so Kneißl.

Der von der Firma Wolf errichtete Tierwohlstall ist für 580 Mastschweine ausgelegt. Gestartet wird mit der Produktion nach „Tierwohl 60“ (TW 60) im AMA-Güte­siegel, ab Februar TW 100.

Quelle: BZ/Cacha
Simon und Martina Kneißl

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  • Prototyp: BZ/Cacha
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