Kommentar von Sabine Kronberger,
Chefredakteurin „Welt der Frauen“
Im Sommer auf die Liege legen? Fehlanzeige. “Echte Bauern haben zu so etwas keine Zeit,” sagte mir eine Bäuerin kürzlich sehr überzeugend. Der Sommer sei schließlich für die Ernte da. Es müsse angebaut und gedroschen werden und es sei auch der Herbst durchaus nahe. Schon früher fand sie es komisch, dass manche bäuerlichen Ehepaare im August Zeit zum Bergsteigen hätten. “Na, da bin i g´spannt, wer dann zuhause die Arbeit macht!” war sie kritisch. Als eine gleichaltrige Bäuerin einstimmte: “Da werden die Alten halt noch am Hof sein. Oder die Jungen sind schon groß genug!” Und eine Dritte stimmte ein: “Ich hab´ mich noch nie im Sommer zum See gelegt.”
Mit vollem Respekt vor der bäuerlichen Arbeitslast, muss ich hier wichtige Fragen stellen. Etwa, wann denn eine Pause erlaubt sei? Wie diese Frauen und Männer dann zu einer Auszeit für Körper, Geist und Seele kommen? Wir alle, egal ob Bauern oder andere Berufsgruppen, haben unsere Glaubenssätze, die uns von Kindesbeinen an begleiten. Und wir alle dürfen zu jeder Zeit diese vermeintlichen Regeln alter Generationen überdenken. Stimmt dieser Satz noch für die heutige Zeit? Wie kann ich Glaubenssätze neu formulieren, dass sie zu meinem Leben passen?
Und obendrein: Wir haben nur dieses eine Leben und im Durchschnitt etwa 80 Sommer. Sollte man also wirklich jeden Tag der Arbeit widmen? “Urlaub” kommt von “erlauben”, weil man früher die Erlaubnis des Arbeitgebers brauchte, um freizunehmen. Wenn man selbst Arbeitgeber:in ist, könnte man doch wirklich endlich ein bisschen milder werden..