Farmfluencerinnen Sandra und Michaela

1.033 Meter über dem Meeresspiegel liegt der Bauernhof von Sandra Klappacher im Salzburger Bezirk Hallein. Den Betrieb hat sie gemeinsam mit ihrem Ehemann vor knapp zehn Jahren übernommen. Neben Milchkühen, Ochsen, Kälbern und Pferden sind jegliche Tiere zu finden. „Wir haben alles, außer Esel und Alpakas“, wie sie selbst sagt. Seit Kurzem pachtet die 35-Jährige einen zusätzlichen Betrieb in der Nähe und führt diesen selbstständig. Zu tun hat Klappacher ständig. Nebenher ist sie zweifache Mutter, Influencerin und aktuell absolviert sie eine Ausbildung zur Reitpädagogin. „Ich langweile mich viel zu schnell und deshalb liebe ich es, wenn ich immer etwas zu tun habe“, sagt die Bergbäuerin. Und die Arbeit wird nicht weniger, denn bis zum Ende dieses Jahres möchten ihr Mann und sie ein eigenes Schlachthaus auf dem Hofgelände in Betrieb nehmen. So können die Tiere unmittelbar am Hof geschlachtet und im Direktverkauf vertrieben werden. „Unser großes Ziel ist, von Nebenerwerb auf Vollerwerb umzusteigen.“ Die Idee eines kleinen Selbstversorgerladens am Wegrand steht auch auf Klappachers Planliste. „Die Arbeit auf den Feldern, im Stall oder generell am Hof ist für mich Leidenschaft und Beruf in einem. Die einzig große Herausforderung ist die immer mehr zunehmende Bürokratie.“

Michi vom Hof

Die 25-jährige Michaela Vogler lebt mit ihrer Familie auf dem noch elterlichen Betrieb im Bezirk Zwettl in Niederösterreich.  In vier Jahren wird sie den knapp 70 Hektar großen Hof übernehmen. Ihr Ehemann geht zwar einem anderen Beruf nach, unterstützt sie aber wo er kann. In den Ställen findet man 25 Milchkühe, die selbst nachgezogen werden. Neben der Milchwirtschaft baut die Familie auch Erdäpfel in Großmengen an und produziert Saatgut für den Großmarkt. Dazu gehören Mohn, Silomais sowie Getreidearten wie Roggen, Gerste, Weizen und Hafer. Im Vorjahr baute die Familie eine separate Wohneinheit für das junge Ehepaar dazu, und somit ist ein großes Ziel bereits geschafft.  „Meine Familie und ich pflegen ein sehr gutes Verhältnis. Wir arbeiten den ganzen Tag zusammen, umso wichtiger ist es auch, dass wir so weit es geht Beruf und Privates trennen“, sagt Vogler. Aktuell macht sie die Ausbildung zur Seminarbäuerin und freut sich, neue Erfahrungen zu sammeln. Auch der Kundenkontakt ist Michaela Vogler sehr wichtig und sie versucht diesen gut zu pflegen. Die Bürokratie ist ihrer Meinung nach die größte Last bei der Arbeit.

Farmfluencen

Michi.vom.hof und gestiefelte_zuckerruebe nennen sich die zwei Bäuerinnen auf der Social-Media-Plattform Instagram. Beide sind sogenannte Farmfluencerinnen. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet „farm“ wie Landwirtschaft und „influence“ wie beeinflussen. Wortwörtlich übersetzt heißt es also: „Landwirtschaftsbeeinflusser“. Die beiden Bäuerinnen geben regelmäßig Einblicke in ihre Arbeit und wollen den Nicht-Bauern die Landwirtschaft etwas näherbringen. „Wir wollen Bewusstseinsbildung schaffen und den Leuten mit Videos oder Fotos erklären, wie die Landwirtschaft funktioniert“, erklären die Farmfluencerinnen. Für die zwei Frauen ist das Influencen ein Hobby, welches sich gut mit dem Beruf vereinbaren lässt. „Wir haben eigentlich immer das Handy dabei und filmen spannende und wissenswerte Arbeitsschritte ab.“ Einen fixen Redaktionsplan gibt es bei den zwei Farmfluencerinnen nicht: „Wir versuchen Authentizität zu zeigen und nichts Inszeniertes, vieles passiert einfach aus dem Bauchgefühl.“ Die Bäuerinnen haben viele Gemeinsamkeiten und vor allem einen großen Wunsch: „Die Wertigkeit und das Verständnis von Landwirtschaft sollen in der Gesellschaft wieder mehr geschätzt werden.“

 

- Bildquellen -

  • Vogler & Klappacher: MV/SK
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AUTORKatharina Berger
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