Frühstart in die Erdäpfel-Ernte, keine Aussicht auf Spitzenertrag

Oberösterreich sticht als „Heurigen“-Land hervor. Die Erdäpfel-Anbauflächen haben bundesweit zugelegt, da aktuell gute Preise die schwierigen Anbaubedingungen wieder ausgleichen.

Vier Erdäpfel-Erzeugergemeinschaften, vier Obmänner: Paminger (Sauwald Erdäpfel), Manfred Schauer (Eferdinger Landl-Erdäpfel), Franz Stöbich (Granitland Eräpfel), Alois Silmbroth (Salzkammergut Erdäpfel)

Über einen „Frühstart“ in die Erdäpfel-Saison konnten sich heuer die Freunde der gesunden Knolle freuen: Die ersten „Heurigen“ sind schon in der dritten Maiwoche gerodet worden, so früh wie noch nie. Schließlich konnte im Eferdinger Becken und im Machland schon Anfang März gepflanzt werden auch das ist historisch früh.

Nachdem die Anbauflächen von Speiseerdäpfeln österreichweit in den vergangenen drei Jahren deutlich gesunken waren, ist aus den Mehrfachanträgen für 2024 eine leichte „Trendumkehr“ feststellbar. Mit bundesweit 875 Hektar (ha) Anbaufläche ist bei Früherdäpfeln ein Plus von sieben ha gegeben, bei den Herbst- und Lagererdäpfeln ist die Gesamtfläche um 14 Prozent auf 10.471 ha angewachsen.

Convenience-Produkte statt frischer Erdäpfel

Der Erdäpfel-Konsum ist nach einer außergewöhnlichen Saison 2021/22 (fast
53 Kilogramm/Kopf) zuletzt wieder auf 48,9 Kilogramm zurückgegangen. Marktanalysen zufolgen nimmt der Trend zu Covenience-Produkten zu, nur noch ein Drittel wird frisch genossen. Martin Paminger, Erdäpfel-Sprecher des Gemüse und Obstbauverbandes OÖ: „Wir Erdäpfel-Bauern wünschen uns, dass die Konsumenten wieder mehr Wert auf frische Erdäpfel legen. Die Qualitätsanforderungen und Normen des Handels sind zum Teil überzogen.“ Die Ressourcenverschwendung bei Erdäpfeln aufgrund von Aussehen oder Größe könne und wolle man sich nicht mehr leisten. Die zunehmende Reduktion von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen führe zu enormen Ertragsschwankungen. Je nach Anbaugebiet und regionalen Bedingungen lagen die Erträge bei der Herbsternte 2023 nur zwischen 25 und 45 Tonnen pro ha. Ein Anbau unter 38 bis 40 Tonnen pro ha Ertrag bei durchschnittlichen Erzeugerpreisen ist nicht mehr wirtschaftlich. Apropos Ertrag: Bereits jetzt könne man sagen, dass es 2024 keine Spitzenernte geben werde, so Paminger.

Bezeichnend ist der Flächenrückgang bei Bioerdäpfeln bei den Mühlviertler Granitlandbauern, wo fünf von zehn Betrieben mit dem Bio-Erdäpfel-Anbau aufgehört haben. Krautfäule und Erdapfelkäfer sowie fehlendes Wasser haben das Risiko zu hoch werden lassen. „Ich bin zwar froh, dass es nun attraktive Fördermöglichkei­ten für Bewässerungsanlagen gibt, appelliere aber gleichzeitig dafür, im Bereich des Pflanzenschutzes und auch der neuen Zuchtmethoden für die nahe Zukunft adä­quate Maßnahmen zu ergreifen“, betont Paminger, der auch Geschäftsführer der Sauwald Erdäpfel ist.

Apropos Wasser: Das Land OÖ unterstützt im Rahmen des GAP-Strategieplans 2023 bis 2027 Investitionen in über­betriebliche Bewässerungsanlagen. Betriebe oder Agrar­gemeinschaften, die sich zusammenschließen, können Förderungen von 50 Prozent für Wasserförderungs- und Verteilsysteme sowie 70 Prozent für das Errichten von Speicherbecken erhalten.   

„Heurige“ sind ein einzigartiger Genuss

Noch einmal zurück zu den Heurigen: So werden die ersten Erdäpfel der neuen Ernte nur in Oberösterreich genannt, überall anders heißen sie Frühkartoffel. Zudem erfolgt die Ernte der Früherdäpfel nur in Österreich vor ihrer Abreife, was den nussigen Geschmack, die schuppige Schale und das feine Fruchtfleisch ergibt sowie eine geringe Haltbarkeit von 14 Tagen im Kühlfach. In anderen europäischen Ländern wird der Früherdapfel hingegen ausgereift geerntet.

MEHR FLÄCHE, WENIGER MITTEL

OÖ ist Nummer drei. Oberösterreich ist mit 1065 Hektar (ha) im bundesvergleich das Land mit der drittgrößten Speiseerdäpfelfläche hinter Niederösterreich (10.786 ha) und dem Burgenland (1404 ha). Auf knapp einem Fünftel der Fläche wird biologisch kultiviert. Heurige wurden heuer auf 55 ha angebaut. Insgesamt ist die Erdäpfelfläche in Oberösterreich heuer um 3,4 Prozent angewachsen, auch wenn es regional etwa im Mühlviertel zu Rückgängen gekommen ist. Derzeit relativ gute Preise dürften zur Ausweitung beigetragen haben, während fehlende Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe den Anbau erschweren.

- Bildquellen -

  • LK OÖ Alle 4 Obmänner Der EZG´S 2023: BauernZeitung
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