Der Gartenbau ist eine kleine, aber deshalb nicht weniger professionelle und innovative Produktionssparte der heimischen Landwirtschaft. „Mit Qualität gegen Billigware“ ist das Credo der Branche, die sich damit seit Jahren erfolgreich gegen internationale Billigkonkurrenz stemmt. „Etwa 150 Betriebe beschäftigen sich oberösterreichweit mit der gärtnerischen Produktion, sichern Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen und bieten vielen jungen Menschen einen abwechslungsreichen Ausbildungsplatz“, sagt Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger. Ihre regionale Verbreitung machen die Betriebe auch zu Nahversorgern, wenn es um den Einkauf von Blumen, Gemüsepflanzen, Kräutern oder Ziersträuchern geht.
Der Zierpflanzenbau ist mit etwa 90 Betrieben der stärkste Zweig im Bundesland, gefolgt von den Baumschulen mit etwa 50 Betrieben und dem gärtnerischen Gemüsebau unter Glas mit zehn Betrieben. Genutzt werden dabei 500 Hektar Freilandfläche und 25 Hektar Fläche in Gewächshäusern. Ungefähr 500 Arbeitskräfte sind in den oberösterreichischen Gärtnereien und Baumschulen ganzjährig beschäftigt.
Aktuell sind in den heimischen Gartenbaubetrieben 50 Gärtner-Lehrlinge in Ausbildung. Die Gärtner-Lehre ist vielfältig und abwechslungsreich: Viele Arbeiten laufen computergesteuert, außerdem braucht es Kenntnisse in Technik und Naturwissenschaften. Auch Freude an Pflanzen und der Natur sowie kommunikative Fähigkeiten im Umgang mit Kunden sind wichtige Voraussetzung für den Gärtnerberuf. Oberösterreichs wichtigste Bildungseinrichtung für Menschen mit einem „grünen Daumen“ ist die Gartenbauschule Ritzlhof in Ansfelden, die einzige ihrer Art in Oberösterreich. Diese kann als Fachschule, Berufsschule oder Abendschule absolviert werden.
Gegründet wurde der Berufsverband der oberösterreichischen Gärtner am 16. Dezember 1948 in Linz, um die Interessen und Bedürfnisse der Gärtnerschaft in den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren bestmöglich zu bündeln.
Hilfe zur Eigenversorgung in der Not
Saatgut und auch alle anderen gärtnerischen Produktionsmittel wie Erde und Töpfe waren damals Mangelware. Unter widrigsten Bedingungen begannen die Gärtner nach dem Krieg damit, Gemüse, Gemüsepflanzen und auch Obstgehölze für die Eigenversorgung der notgeplagten Bevölkerung anzubauen. Mit zunehmendem Wohlstand der Landsleute änderten sich auch die Ansprüche der Gärtnereikunden. In den 1970er-Jahren rückten dekorative Aspekte zunehmend in den Vordergrund. Gemüsegärten, Beerensträucher und Obstbäume mussten Rosenbeeten, Blumenrabatten und Zierrasenflächen weichen. Die heimischen Gärtner verstanden es aber zu jeder Zeit, rasch auf die geänderten Bedürfnisse der Kunden zu reagieren. Auch der Beitritt zur Europäischen Union war für den Gartenbau kein großes Problem, war dieser doch bereits seit Jahrzehnten dem freien Spiel der Kräfte am Markt ausgesetzt.
„75 Jahre OÖ Gärtner, das ist eine Erfolgsgeschichte. Zusammenhalt und eine gemeinsame Werbelinie heben uns von anderen Landesverbänden deutlich ab. Mit unseren Eigenmarken sind wir in den regionalen Gärtnereien stark vertreten. Und wir sehen trotz schwieriger Zeiten optimistisch in die Zukunft“, sagt der Obmann der OÖ Gärtner, Landesgärtnermeister Hannes Hofmüller.
Ein Angebot für neues Bewusstsein
Ein neues Umweltbewusstsein hat auch die Kundenansprüche verändert und so in den vergangenen Jahren bei den Gärtnern den Schutz der Umwelt insbesondere der Tierwelt immer stärker in den Mittelpunkt gerückt. Unter diesem Aspekt haben die heimischen Gärtner besonders Pflanzen, die Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten eine wertvolle Nahrungsgrundlage liefern, verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Damit sollte Hobbygärtnern noch deutlicher vor Augen geführt werden, dass selbst auf kleinsten Flächen im Garten, auf dem Balkon oder im Blumenkisterl ein wertvoller Beitrag zum Wohl gefährdeter Insekten geleistet werden kann. Das Sortiment an Pflanzen, die dafür geeignet sind und sich gut verwenden lassen, ist mittlerweile auch enorm. Schließlich haben auch die Hitze-Sommer der vergangenen Jahre gezeigt, dass sich die klimatischen Verhältnisse im Land spürbar verändern. Extreme Hitze und Trockenperioden verlangen den Gartenpflanzen einiges ab. So lag und liegt ein weiterer Fokus der heimischen Gärtnerei-Betriebe darauf, besonders hitze- und trockenheitsverträgliche Pflanzen zu forcieren, um den sich laufend ändernden klimatischen Rahmenbedingungen bestmöglich begegnen zu können.
„Die OÖ Gärtner überzeugen seit 75 Jahren durch ihre gärtnerische Fachkompetenz. Ihr Wissen geben sie im direkten Gespräch an die Kunden weiter. Auch im Zeitalter der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz ist die Verbundenheit mit der Natur, den Blumen und Pflanzen für viele Hobbygärtner ein wichtiger Ausgleich zum Alltag. Vielen Dank für euer Engagement und eure wertvolle Arbeit im Einklang mit der Natur“, so Michaela Langer-Weninger abschließend bei der Feier zum 75-jährigen Bestandsjubiläum.
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