Eine weise Entscheidung

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

 

„Was kümmert mich mein umstrittener SUR-Vorschlag von gestern?“ Das mag sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wohl diese Woche am Weg nach Straßburg in Anlehnung an das bekannte Zitat Konrad Adenauers und angesichts der teils massiven Bauernproteste quer durch Europa gegen die EU-Agrar- und Auflagenpolitik gedacht haben.

Ihr Rückzieher des Kommissionsvorschlags zur EU-Pestizidverordnung (besonders umstritten und von den Landwirten heftig kritisiert, weil dieser bekanntlich eine Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln vorsieht) kommt nicht völlig überraschend. Schließlich will von der Leyen im Sommer für weitere fünf Jahre in ihrem Amt bestätigt werden. Die völlige Ablehnung ihrer politischen Vorhaben durch das Parlament und den EU-Rat, begleitet von massiven Bauerndemos vor Paris und Rom, in Berlin und Brüssel, stören da im Vorfeld das Bild. Aber von der Leyen gibt auch nicht auf. Zusammen mit anderen Stakeholdern will sie einen„ausgereifteren“ Vorschlag vorlegen. 

Sicher kennt die oberste EU-Vertreterin und gebürtige Deutsche auch den folgenden Halbsatz aus Adenauers Zitat, der gerne unterschlagen wird: „Nichts hindert mich, weiser zu werden.“ Etwa durch Beiziehung und der Expertise von Landwirten und Agrarpolitikern wie auch dem Bauernbündler Alexander Bernhuber, um künftige Reduktionsziele für Pflanzenschutzmittel gemeinsam mit der betroffenen Branche zu entwickeln. Denn gegen eine nachhaltige
Verwendung speziell von Agrarchemie ist nichts einzuwenden, wenn diese mit innovativen Methoden und Technologien Hand in Hand geht und nicht mit fragwürdigen Verboten ohne wissenschaftliche Grundlage durchgedrückt werden soll.

bernhard.weber@bauernzeitung.at

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