Bernhard ist gelernter Biersommelier und hat Bier lieber als Spirituosen oder Weine. Reinis Ursprung zum Bier findet sich in einem Brauset zum Selberbrauen, das er zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Aus anfänglichem Interesse wurde die Frage, wie man das besser machen könne, als mit einem Kochtopf-Set. So entstand für Bernhard und Reini ein „gewerbliches Hobby“ und das Leopoldauer Brauhandwerk.
Die Biere der Leopoldauer Brauhandwerker sind ausgezeichnet, im wahrsten Sinne des Wortes. Beim Falstaff-Voting wurden sie zur beliebtesten Mikrobrauerei 2023 gewählt. Und bei der diesjährigen Austrian Beer Challenge (ABC) wurden sie mit ihrem Golden Stout in der Kategorie der Kreativbiere Staatsmeister, vor dem Drittplatzierten Stiegl. Genugtuung oder Stolz empfinden sie ob der Konkurrenz nicht. Die Gemeinschaft ist klein und überschaubar. Man kennt und schätzt sich. „Natürlich sind wir stolz auf unsere eigenen Biere und Auszeichnungen, aber wir freuen uns auch mit unseren Mitstreitern, wenn sie einen Preis holen“, erklärt Reini das Verhältnis. Neben ihrem Staatsmeistertitel wurden sie auch drei Mal Vizemeister und einmal Dritter. Und das Bierbrauen scheint im Trend zu sein. In den letzten 40 Jahren hat sich die Zahl der kleinen Brauereien versiebzehnfacht.
Den Boom erklären sich die Wiener mit der Craftbeer-Welle aus den USA. Die Menschen möchten neue Dinge probieren und nicht nur das Einheitsbier aus dem Supermarkt trinken. Nach diesem Ansatz produzieren sie auch bewusst kein Märzenbier. Die Biervielfalt in der Region soll gestaltet werden. Und weil die Menschen neugierig sind, gelingt es ihnen, mit ihrem Hobby Fuß zu fassen. So war das Golden Stout mit seinen Marzipan-, Kaffee- und Schokoladearomen sofort ausverkauft, obwohl es eher kein Getränk für den Standardbiertrinker ist. Inspiration für neue Biere gibt es dabei überall: bei einem gemütlichen Abend beim Wirten, beim Reisen oder in Magazinen. „Wenn man mit offenen Augen durch die Bierwelt geht, kommt immer wieder ein Bierstil vor, den man gerne selbst oder besser machen will“, beschreibt Bernhard die Ursprünge für neue Biere.
Regelmäßig setzen sich Reini und Bernhard zusammen und planen die nächsten Monate. Zuerst brauen sie die Biere zu Hause in einem 20-Liter-Maßstab. Dann nutzen sie das Prinzip des Gastbrauens. Eine eigene Anlage haben die Bierenthusiasten nicht. Jetzt sind Gespräche mit dem Brauer vor Ort notwendig, der die Anlage bereits kennt, denn einfach von zu Hause hochskalieren auf die große Anlage funktioniert nicht. Mit der Zeit haben aber auch Reini und Bernhard ein Gefühl hierfür entwickelt. Ein- bis zweimal im Monat wird gebraut. Besonders die Vorweihnachtszeit stellt eine Herausforderung dar. Gleich vier Verkaufstermine finden im Dezember vor Ort statt. Es ist ein vor allem administrativer Aufwand, der abends nach der Arbeit bearbeitet wird. Dafür ist der Jänner, wenn noch an guten Vorsätzen und dem „Dry January“ festgehalten wird, umso ruhiger.
Ab März geht es dann wieder richtig los, und an Ideen für neue Biere mangelt es Reini und Bernhard nicht.
- Bildquellen -
- Bernhard & Reini: Machtlinger/Bauernzeitung