Kommentar von Thomas Mursch-Edlmayr,
Redaktionsleitung Oberösterreich.
Wie auch schon 2017 haben die EU-Mitgliedstaaten auch dieses Mal keine qualifizierte Mehrheit für oder gegen die Wiederzulassung von Glyphosat gefunden. Es gibt zwar eine absolute Mehrheit, doch zählen – warum auch immer – die Stimmen der kleinen Mitgliedsländer hier weniger als jene der großen. Zwei von denen, nämlich Frankreich und Deutschland, die mit ihrer Entscheidung den Ausschlag geben könnten, haben sich enthalten. Die Gründe sind rein politischer Natur, denn die Fakten liegen allesamt auf dem Tisch. Die Entscheidungsträger müssen eigentlich nur ihrer Verantwortung gerecht werden.
Dabei sollten sie auch bedenken, dass es nach wie vor keine praxistauglichen Alternativen für Glyphosat gibt. Und das, obwohl schon lange daran geforscht wird. Die Abtötung durch Strom, das Abflammen durch Gas oder der Einsatz von Pelargonsäure sind noch weit weg von einem ökonomischen und ökologischen Einsatz.
Einzig die ÖBB dürften bereits fündig geworden sein. Im vergangenen Jahr wurde die erste „Öko-Sprühfahrt“ (© Kronen Zeitung) durchgeführt. Ersatzweise wurden Pflanzenschutzmittel mit den Wirkstoffen Flumioxazin, Flazasulfuron, Iodosulfuron und Diflufenican eingesetzt. Bei letzterem ist die akute Giftigkeit doppelt so hoch wie bei Glyphosat. Stört aber niemanden, weil man das Mittel nicht kennt. Die Anfrage an den ÖBB-Pressesprecher, ob das Ergebnis das gleiche wie vorher mit Glyphosat ist und wie hoch die Aufwandmenge der alternativen Herbizide bzw. die Anzahl der Überfahrten im Vergleich ist, blieb unbeantwortet – keine Antwort ist oft auch eine Antwort.