Schon seit Jahren sieht die Düngeverordnung der Bundesrepublik Deutschland das Auslaufen von Pralltellern, Schwenkverteilern und Co vor. So ist im Nachbarland die Ausbringung von Wirtschaftsdüngern mit Breitverteilern auf bestellten Äckern bereits seit 2020 verboten, auf unbestellten Flächen gelten strikte Einarbeitungsauflagen. Für Grünland läuft die Galgenfrist noch bis 2025. Danach müssen Landwirte auch dort mit Schleppschlauch oder -schuh streifenförmig ausbringen.
Ausnahme für den Freistaat
Nicht so in Bayern, wo es dem Bauernverband (BBV) gelang, in ihren 60 Punkte starken Zukunftsvertrag mit der Staatsregierung rund um Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine Ausnahmegenehmigung hineinzuverhandeln, wie das Bayerische Landwirtschaftliche Wochenblatt berichtet. „Seit zehn Jahren schleppe ich diese Idee mit mir herum“, so BBV-Präsident Günther Felßner vergangene Woche auf einem Kreisbauerntag. Die Rede ist von einer sogenannten Gülle-App, welche den Landwirten geeignete Zeitfenster zur Wirtschaftsdüngerausbringung mit der in Berlin verpönten Technik vorgibt. Wörtlich heißt es in der Vereinbarung, welche Bayerns Ziele in Sachen Klima und Gewässerschutz, aber auch Ernährungssicherung und Biodiversität thematisiert, unter dem zweiten von zehn Hauptpunkten: „Es wird vereinbart, bis Juli 2024 die Gülle-App einzuführen, die unter bestimmten Parametern und Zeitfenstern die Ausbringmethode mit Breitverteilung auf Grünland als vergleichbares Verfahren definiert.“
Ausbringung je nach Witterung
Nach Vorstellung der Bauernvertreter soll die App eine Ampel zeigen, welche bei geeigneter Witterung, die geringe Ammoniak-Emissionen verspricht, in der Region von Rot auf Grün springt. Welche Parameter die Wettervorhersage dazu im Detail erfüllen muss, steht allerdings noch nicht fest. Temperatur soll jedenfalls eine Rolle spielen. Um Grenzwerte festzulegen, wird noch heuer an zwei Standorten in Bayern die Ammoniak-Ausgasung von Gülle auf Grünland bei niedrigen Temperaturen in Abhängigkeit von der Ausbringmethode untersucht, eine zweite Erhebung erfolgt im Frühjahr.
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- Güllefass: NETZER JOHANNES - STOCK.ADOBE.COM