Bauern-Anteil stagniert: Fakten auf den Tisch

Die Lebensmittel-Wertschöpfungskette ist wichtig und trägt zum Wohlstand bei – aber wenig zu jenem der Bauern, deren Anteil stagniert. Das bestätigte Franz Sinabell, Agrarexperte am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo).

Franz Sinabell und Michaela Langer-Weninger sprachen über das Thema Wertschöpfung.

Sicherheit, Wohlstand, Wertschöpfung in der Region, Umwelt- und damit Klimaschutz: Zu all dem tragen regionale Lebensmittel bei, betonte die Agrarlandesrätin eingangs des Pressegespräches. „Unsere Landwirtschaft ist in Summe ein stabilisierender Faktor“, so Langer-Weninger. Behauptungen, die Bäuerinnen und Bauern seien Preistreiber und Profiteure der jüngsten Teuerungen, weist sie klar zurück. „Durch lange Produktionszyklen, Saisonalität und die Abhängigkeiten im Vertrieb kann die Landwirtschaft auf kurzfristige Marktschwankungen nicht unmittelbar rea­gieren. Kostenerhöhungen wirken sich bei den Bauern sofort im Soll aus, die erzielten Verkaufspreise ziehen, wenn überhaupt, erst sehr spät nach“, erläutert Langer-Weninger.

Anteil der Landwirtschaft ist stagnierend und wird weniger

Wifo-Experte Franz Sinabell verweist in diesem Zusammenhang auf die Entwicklung des Wertschöpfungsanteils der Landwirtschaft. Dieser stagniert hierzulande, das Wachstum findet im vor- und nachgelagerten Bereich statt, vor allem aber im Handel. Langfristig betrachtet sei sogar von einer weiteren Abnahme des Landwirtschaftsanteils auszugehen.

Für die heimische Wirtschaft ist die Landwirtschaft ein wesentlicher Teil.Etwa 80.000 Personen finden Arbeit in der Landwirtschaft und ihren vor- und nachgelagerten Bereichen, die ortsnahen Arbeitsstellen sind vor allem im ländlichen Raum sehr wichtig. „Die Wertschöpfungskette Agrargüter und Lebensmittel ist ein Kernelement der Volkswirtschaft und trägt maßgeblich zu Wohlstand und Beschäftigung bei“, bekräftigt Sinabell. In den landwirtschaftlichen Kernbereichen ist die Anzahl der beschäftigten Personen in Oberösterreich allerdings in der Vergangenheit stetig weniger geworden, wie Sinabell beim Blick zurück bis ins Jahr 2008 zeigte. „Das heißt auch, die in der Landwirtschaft verbleibenden Menschen sind immer produktiver geworden“, so der Agrarökonom.

Die Wertschöpfungskette Agrargüter und Lebensmittel trägt maßgeblich zu Wohlstand und Beschäftigung bei.

Die Beschäftigtenzahlen im nachgelagerten Bereich sowie im Handel sind im Gegenzug immer mehr geworden. In Summe sei die Entwicklung aus ökonomischer Sicht eine positive. „Es ist gut, dass so viele Menschen hier Beschäftigung finden“, so Sinabell. Er betont auch, dass man sich als Oberösterreicher keine Sorgen machen müsse, nicht gut mit Lebensmitteln versorgt zu werden.

Was die Preisentwicklung bei Lebensmitteln betrifft, geht Sinabell davon aus, dass sich die bereits abnehmende Teuerung fortsetzen wird und weitere Preissenkungen zu erwarten sind. 

Langer-Weninger fordert Preis- und Warentransparenz

Michaela Langer-Weninger will, dass in der Diskussion um Preistreiber und Krisengewinner die Fakten auf den Tisch gelegt werden. Sie spricht sich dafür aus, Preis- und Warentransparenz zu schaffen, und fordert dafür eine gesetzliche Grundlage ein. „Die Konsumenten sollen sich selbst ein Bild davon machen können, wer wie viel an ihrem Lebensmitteleinkauf verdient.“

Selbstversorgungsgrad

So hoch ist der Selbstversorgungsgrad bei der Lebensmittelproduktion in Österreich:

  • Getreide 94 %
  • Obst 48 %
  • Gemüse 58 %
  • Fleisch 112 %
  • Milch 177 %
  • Eier 90 %

- Bildquellen -

  • Sinabell MLW: Land OÖ/Kauder
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