Gemüsebauliches Düngerexperiment

Im Rahmen ihrer Diplomarbeit erforschten zwei Schüler der HBLFA Tirol die Wirkungsweisen biologischer und konventioneller Handelsdünger auf die physiologische Entwicklung der im Versuch kultivierten Nutzpflanzen.

Betreuungslehrer DI Daniel Nigg, Verfasser Marco Santeler und Johannes Rössler.

DIPLOMARBEITEN DER HBLFA TIROL – Folge 1

Der Intensiv-Gemüsebau in seiner Mannigfaltigkeit der Bewirtschaftung stellt hohe Anforderungen an die Düngestrategie von Betrieben. Besonders der Sonderkulturteilbereich Gemüsebau bringt große Herausforderungen mit sich, da der Großteil der Gemüsekulturen einen hohen Nährstoffbedarf in relativ kurzer Kulturzeit verlangt. Eine höchstmögliche Nährstoffeffizienz ist aus mehreren Gründen anzustreben. Einerseits, um den geforderten Qualitätsansprüchen des Handels gerecht zu werden, aber auch immer striktere Umweltauflagen und die derzeitige instabile Lage auf den internationalen Düngemittelmärkten befürworten eine gezielte und fachgerechte Anwendung der Düngemittel. Somit ist die exakte Düngung ein essenzieller Faktor, um vitale agrarische Produkte und ökonomisch rentable Erträge zu sichern. 

Das Projekt

Quelle: Santeler
Aufbau des pflanzenbaulichen Versuchs

Für ihr Projekt wählten Marco Santeler und Johannes Rössler, Schüler der HBLFA Tirol (Klasse 5 LWE), die zwei Gemüsekulturen Salat Lollo Rosso und Kohlrabi, welche in einem Gewächshaus angebaut wurden. Diese hat man auf Kokosfasersubstrat in Pflanztöpfen kultiviert. Das Substrat Kokosfaser wurde verwendet, da es einen sehr geringen Nährstoffgehalt aufweist und sich somit gut für die Bewertung der Düngemittelwirkung eignet. Unterstützung bekamen sie dabei von ihrem Betreuungslehrer DI Daniel Nigg.

Das Diplomarbeitsteam hat bei diesem Experiment die Kulturen in drei Düngevarianten angebaut. Jeweils sechs Pflanzen (drei pro Kultur) wurden in einer Null-Variante (ohne Düngung), einer konventionellen Variante (Düngung mit Blaukorn®) und einer biologischen Variante (Düngung mit Hornmehl und Patentkali®) kultiviert. Der Versuch dauerte fünf Wochen und fand in den Monaten Mai bis Juli 2022 statt. 

Erkenntnisse

Die Ergebnisse der Diplomarbeit haben eindeutig diese Hypothesen veranschaulicht. Die Null-Variante hat stark ausgeprägt die Symptome von akutem Nährstoffmangel aufgezeigt. Mit der Null-Variante konnte sehr deutlich gezeigt werden, dass ohne ausreichende Versorgung mit Mengen- und Spurenelementen kein Pflanzenwachstum möglich ist, auch wenn sonstige Wachstumsfaktoren (Wasser, Licht etc.) zur Genüge vorhanden sind. In den beiden anderen Varianten (BIO und Blaukorn®) bestätigte sich die Annahme, dass Hornmehl als biologischer Handelsdünger aus pflanzenbaulicher Sicht bezüglich Nährstofffreisetzung der konventionellen Variante gleichzustellen ist. Auch wenn die Mineralisierung bei der biologischen Variante anfangs die Pflanzenentwicklung etwas verzögert hat, konnte man zu Versuchsende zwischen diesen zwei gedüngten Varianten keine signifikanten Unterschiede erkennen. Man hat mit der biologischen Variante durchschnittlich gleichwertige Erträge bezüglich Qualität und Menge im Vergleich zur konventionellen Variante erzielen können.

Beweggründe

Ziel dieser Diplomarbeit war es, die Bedeutsamkeit der Düngung und die Konkurrenzfähigkeit von biologischen Handelsdüngern zu beweisen. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass ohne ausreichende Nährstoffversorgung keine vitale Pflanzenentwicklung und wirtschaftliche Erträge möglich sind. Dass auch biologische Handelsdünger eine schnelle Nährstoffverfügbarkeit aufweisen können, war eine weitere Annahme des Versuchs. Diese Hypothesen wurden mit einem pflanzenbaulichen Versuch im landwirtschaftlichen Sonderkulturteilbereich Gemüsebau bewiesen.

Die andauernd versorgungs- und preisunsichere Situation auf den internationalen Düngemittelmärkten, das schwindende Vorkommen an Phosphor in den weltweiten Lagerstätten und die immer stärker werdende Kritik an der energieaufwändigen, großindustriellen Ammoniaksynthese für die Produktion synthetischer Düngemittel gaben Anlass für dieses Experiment. 

Fazit

Aufgrund dieses wissenschaftlichen Experimentes konnte die Bedeutung einer bedarfsgerechten Düngung im Gemüsebau nochmals hervorgehoben werden. Entgegen dem häufigen Vorurteil, dass biologische Handelsdünger generell über keine schnelle Nährstoffverfügbarkeit besitzen, hat man das Gegenteil bewiesen. Somit ist es durchaus möglich, mit gezieltem Einsatz von biologischen Handelsdüngern (z. B. Haar- oder Hornmehlpellets) ebenfalls hohe Erträge im Gemüsebau zu erwirtschaften. Schließlich sind neben der Wahl des Düngemittels immer noch die Methodik der Ausbringung und die Dosierung ausschlaggebende Faktoren für eine ökonomische und ökologische Bewirtschaftung der Kulturen.

- Bildquellen -

  • Versuch: Santeler
  • Team: HBLFA Tirol
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AUTORMarco Santeler
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