Nach Wien gesehnt

Kommentar von Martina Kiefer,
Chefin vom Dienst

Das kann nur das Satiremagazin „Die Tagespresse“ sein, dachte ich mir, als diesen Montagnachmittag gegen 15.45 Uhr die Nachricht „Daten vertauscht – Babler neuer SPÖ-Chef“ verlautbart wurde und Newcomer Andreas Babler am Parteitag nun doch mehr Delegierten-Stimmen einheimste als der sonnengeküsste burgenländische Landeshäuptling Doskozil. 

Aber nein. Entgegen aller Erwartungen hatte es die SPÖ nach mehreren Wahlpannen im Vorfeld gerade und auch diesmal nicht geschafft, eine ordnungsgemäße Wahl durchzuführen und für Klarheit zu sorgen. Jeder ehrenamtliche Verein – und davon hätte die Sozialdemokratie einige – beherrscht demokratische Prozesse und prüft das Endergebnis im allerernstesten Ernstfall, wie er es ja am Parteitag gewesen sein dürfte, nochmals penibel. Dieser an Peinlichkeit kaum zu übertreffende Vorfall hat wenig mit menschlichem Versagen zu tun. Die zuständige Wahlleiterin hätte sich ihr restliches Leben wohl auch ganz anders vorgestellt. Vielmehr entblößt er die Schwäche der einstigen Großpartei links der Mitte, die über mehrere Jahre hinweg holprig von Wien aus kommandiert und schlussendlich an ihrer eigenen Uneinigkeit, an Missgunst und fehlender Führungsstärke gescheitert ist. 

Anlässlich dieses Tiefpunktes in unserer Innenpolitik wünsche ich allen Wählern, dass sie das Vertrauen in unsere Demokratie nicht gänzlich verlieren. Babler darf man an dieser Stelle viel Kraft beim Fischen im linkslinken Wählerteich wünschen. Und Burgenlands Bauern, dass der von ihnen nach Wien gesehnte Landeshäuptling seine Wahldepression nicht weiter in Form der schon bisher praktizierten Agrar-Diktatur an ihnen auslässt.

kiefer@bauernzeitung.at

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