Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.
„Strom wird nie wieder richtig billig“, titelte dieser Tage „Die Presse“ und formulierte damit treffend die Annahme (und Befürchtung) vieler Menschen, weit über den Leserkreis dieser Zeitung hinaus. Dass obige Aussage nicht allein für Strom gilt, sondern wohl auch für Diesel, Benzin oder Gas und damit in weiterer Folge für Waren aller Art bis hin zu Lebensmitteln zutrifft, ist eine logische Folge der verschiedensten Krisen von Klimawandel bis Geopolitik samt Auswirkungen für die Wirtschaft.
Die Landwirtschaft profitiert zwar von der Forcierung erneuerbarer Energien und von den (wenn bisher meist nur vorübergehend) höheren Agrarpreisen, wie zuletzt im vergangenen Jahr. Sie leidet als produzierende Branche aber besonders stark unter den hohen Strom- und Energiekosten, welche Dünger, Treibstoffe oder den Betrieb geschlossener Anlagen wie Ställe, Kühl- und Lagerhallen, Glashäuser und vieles mehr enorm verteuern.
Umso ärgerlicher ist es zu lesen, dass nicht nur Stromkonzerne börsegetrieben Rekordgewinne schreiben und sich damit „ein Körberlgeld“ machen, wie es Niederösterreichs Bauernbundobmann Stephan Pernkopf jüngst formuliert hat. Seiner Forderung nach einem Agrarstrom-Tarif ist einiges abzugewinnen: ohne Strom keine Melkmaschine, kein Glashausbetrieb, keine Bewässerung und damit weniger Essen.
Ein Körberlgeld machen sich auch findige Agrarfirmen, quer durch Europa, mit der Einlagerung von billigem ukrainischem Weizen und Mais, eigentlich gedacht für die Hungernden in Afrika und Asien. Das ist ebenso verwerflich wie die aktuelle Gier der Strommanager.