Aus unzähligen Maisbautagen wissen Landwirte, dass sich ein verspäteter Anbauzeitpunkt negativ auf den Maisertrag auswirkt.

Angesichts der Dürre in weiten Teilen Spaniens, Frankreichs und Portugals brachte der lang ersehnte Regen der letzten Wochen eine nachhaltige Entspannung für die steirische Land- und Forstwirtschaft. So hat es etwa in einer Niederschlagsphase rund drei Tage lang im Durchschnitt einen Liter pro Stunde geregnet. Diese Wassermengen konnten vom Boden zur Gänze gespeichert werden und haben nahezu keine Erosionen verursacht.

Arno Mayer, Pflanzenbauexperte der Landwirtschaftskammer, dazu: „Prinzipiell überwiegt nach wie vor der positive Effekt dieser Regenmengen. Trotz einer massiven Anbauverzögerung bei Mais muss man die Kirche im Dorf lassen.“ So etwa zeigen sich Wintergetreidebestände von ihrer besten Seite. Grünland- und Ackerfutterbestände sind unglaublich dicht und für den Wald war dieser Regen ebenfalls dringend notwendig.

Maisanbau 2023

Ganz vereinzelt haben Landwirte bereits vor der Regenperiode ihren Mais gesät. Das war laut Mayer sicher kein Fehler. Der überwiegende Teil der Flächen ist jedoch noch nicht bestellt. Der Experte weiter: „In den Regenpausen wurde auf leichten Böden mit hoher Schlagkraft Mais angebaut.“

Rupert Hütter aus St. Ruprecht an der Raab berichtet aus seiner Gegend: „Schwach die Hälfte wird beim Mais schon drinnen sein.“ Ergänzend fügt er hinzu, dass der Regen Goldes wert war. „Es hat ganz gemütlich geregnet und nichts abgeschwemmt.“

Der Wundschuher Herbert Lienhart hätte es sich nicht vorstellen können, dass nach dem warmen März eine so lange kalte und nasse Zeit einsetzen würde. „Auf unseren leichten Böden ist es noch kein großes Problem. Aber dort, wo schwere Böden sind, kommen die Bauern schon zum Verzweifeln.“ Und er weist darauf hin: „Mit den späten Maissorten kann es heuer in die Hose gehen.“

Was den Kürbis-Anbau betrifft, ist auch bei ihm Geduld gefragt: „Man soll nicht in den nassen und kalten Boden setzen, sondern besser abwarten.“ Lienhart zitiert eine alte Bauernregel: „Setzt du mi im April, komm i, wann i will. Setzt du mi im Mai, komm i glei!“

Arno Mayer warnt er vor einer Überreaktion und richtet einen wichtigen Appell an die betroffenen Landwirte: „Man sollte jetzt nicht überreagieren und den Mais reinschmieren. Da überwiegen nämlich die Nachteile gegenüber den Vorteilen eines etwas früheren Anbauzeitpunktes.“ Gerade bei schweren Böden hat das fatale Folgen, die Erträge würden massiv darunter leiden. Derzeit heißt die Devise somit: „Unbedingt abwarten“. Laut ersten Schätzungen werden heuer rund zehn Prozent mehr Körnermais angebaut als 2022, der Anteil beim Silomais wird stabil bleiben. Soja ist bisher noch nicht angebaut worden, da sich der Fokus auf den Mais richtet.

Besondere Freude bereiten Mayer die bereits eingangs erwähnten Wintergetreidebestände: „Aufgrund der Niederschlagsmengen haben sie sich bestens entwickelt, den Regen sehr gut aufgenommen und präsentieren sich prächtig.“ Im Getreidebereich haben sich die Anbauflächen im Vergleich zu 2022 nur gering verändert.


Expertentipp: Aus unzähligen Maisbautagen wissen Landwirte, dass sich ein verspäteter Anbauzeitpunkt negativ auf den Maisertrag auswirkt. Mayer relativiert etwas: „Man sollte trotzdem abwarten und nur bei einem gut abgetrockneten Saatbeet die Ackerflächen befahren. Denn wenn es jetzt wärmer wird, kann der Mais viel aufholen.“ Hätte es heuer ebenfalls ein sehr trockenes Frühjahr gegeben, wäre das Ertragsrisiko um ein Vielfaches höher gewesen. Mayer abschließend: „Uns hilft die beste Dürreversicherung nicht, wenn es uns an wichtigen Futtermitteln fehlt.“

- Bildquellen -

  • Maisanbau: agrarfoto.com
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AUTORKarl Brodschneider
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