Mehr Wertschätzung für den Grundbesitz der anderen

Nutzungskonflikte zwischen Tourismus und Landwirtschaft/Almwirtschaft werden durch die zunehmende Freizeitwirtschaft in Tirol geschürt. Es braucht Bewusstseinsbildung und Aufklärung.

Der Trend hin zum Aktivurlaub in den Bergen hat in den vergangenen Jahren merklich zugenommen. Während Tirol früher hauptsächlich in der Wintersaison Urlauber zum Skifahren lockte, so erfreuen sich mittlerweile alle Regionen über enormen Zulauf, auch in den Sommermonaten, egal ob durch Mountainbiker, Wanderer, E-Biker etc. Hinzu kommt, dass gerade in Krisenzeiten wie beispielsweise der Corona-Pandemie immer mehr Einheimische die Naherholung in der Natur zu schätzen lernten.   

Die Kehrseite der glänzenden Tourismus-Medaille

Die Almwirtschaft spielt in unseren Breitengraden eine zentrale Rolle, ist sie doch Grundstein für die herrlich gepflegte Kulturlandschaft in unserem Land. Und hier kommt die Kehrseite der Medaille ins Spiel: Unsere Almen werden von Jahr zu Jahr zunehmend gestürmt. E-Biker und Wanderer in Begleitung ihrer vierbeinigen Freunde strömen massenhaft auf unsere Berge.

Was Touristiker freut, ärgert heimische Bauern zunehmend. Die Nutzungskonflikte nehmen dementsprechend zu. Während vor einigen Jahren lediglich die sportlichsten Zeitgenossen mit dem Mountainbike die Almen erklimmen konnten, so sind es nun Hunderte, die mit E-Bikes zusätzlich zu den Wanderern unsere Almen erreichen – egal, ob über Forstwege, gesperrte Wege oder einfach querfeldein.

Dadurch werden Forststraßen und Wege verstärkt in Mitleidenschaft gezogen. Ausgefahrene Rinnen gehören beseitigt, damit bei Starkregen die Wege nicht ausgeschwemmt werden und die Erreichbarkeit und Bewirtschaftung von Almen und Wäldern gewährleistet bleiben.

Es sind dann selbstverständlich die Wegbesitzer, also die Landwirte, die sich um die Schäden kümmern müssen. Wohlgemerkt oftmals auf Wegen, die für Radfahrer gesperrt sind. Und das sorgt natürlich für Ärger. Kommt es zu Stürzen, wird zudem in immer mehr Fällen nicht zimperlich mit der Schuldsuche umgegangen.

Wege, Wiesen, Wälder und Almen gehören jemandem 

Zu den Ärgernissen der Bauern zählen auch das Liegenlassen von Müll, Wildcampen und Zelten auf allen möglichen und unmöglichen Plätzen. Als Draufgabe noch das altbekannte Problem mit dem mangelnden Abstand zum Weidevieh sowie mit den Hinterlassenschaften des lieben Hundes.

Da werden Selfies mit Almtieren gemacht und der Hund darf mitten durch die Kuhherde rennen, um irgendwo am Feld sein Geschäft zu verrichten. Die Hinterlassenschaften werden oftmals einfach liegen gelassen bzw. die Gassisäckchen nach der nächsten unübersichtlichen Kurve einfach am Wegesrand deponiert.

Bewusstseinsbildung und Aufklärung

All diese Beispiele zeigen sehr gut auf, dass Landwirte als Grundbesitzer nicht mehr ernst genommen werden. Wird an Ort und Stelle versucht, aufzuklären, passiert es gar nicht so selten, dass sich Bauern auch noch wüsteste Beschimpfungen und uneinsichtige Gegenargumente anhören müssen. Deswegen ist es uns ein sehr großes Anliegen, die breite Bevölkerung aufzuklären.

Es gibt in Tirol bereits sehr gute Modelle, die eine gezielte Lenkung von Erholungssuchenden forcieren. So gibt es Skitourenlenkungsmodelle, die Ruhezonen für das Wild im Winter ermöglichen, und tirolweit ein attraktives Angebot an ausgeschilderten Mountainbikerouten, wobei die Frage nach Haftung und Versicherung durch das Land Tirol abgedeckt ist.  

Jetzt geht es nur darum, dass Menschen dieses Angebot auch annehmen und sich rücksichtsvoll den Grundbesitzern und den anderen Erholungssuchenden gegenüber verhalten. Es muss uns miteinander gelingen, dass geltende und gut durchdachte Regeln eingehalten werden, ansonsten wird ein reibungsloses Nebeneinander auf unseren Bergen zukünftig ohne entsprechende Strafen nicht mehr zu gewährleisten sein, was sehr schade wäre.

- Bildquellen -

  • E-Mountainbike: Tirol Werbung - Jarisch Manfred
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AUTORRed. HP
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