Strenger geht nicht mehr. Sarah Wiener, per Mandat der heimischen Grünen Abgeordnete zum EU-Parlament, schlägt für eine Novelle der EU-Pflanzenschutzmittelverordnung (Sustainable Use Regulation) noch strengere Reduktionsziele vor als die EU-Kommission. Alexander Bernhuber, Chefverhandler der Europäischen Volkspartei im Europaparlament für dieses Gesetzesprojekt kritisiert Wieners Vorschlag scharf. Bernhuber: „Der Bericht der Europäischen Grünen ist mehr als irritierend. Sarah Wieners Vorschläge würden zunehmende Lebensmittelimporte aus Drittstaaten erfordern. Sie stehen im Widerspruch zur Sicherstellung der europäischen Lebensmittelversorgung. Und all das am Rücken unserer heimischen Landwirtschaft.” Mit den Ideologien der Grünen sei ein wirksamer Pflanzenschutz unmöglich, diese würden unsere Lebensmittelversorgung gefährden, ist Bernhuber überzeugt.
Realitätsfremde, überzogene Forderungen
Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) bewertet Wieners Forderungen als realitätsfremd und überzogen. Reduziere man den Pflanzenschutz wie von Wiener vorgeschlagen, dann hätte das sinkende Erträge zur Folge, geringere Einkommen der Bauern und die Abhängigkeit Europas von Drittländern würde steigen. Wohin eine solche Politik führe, sei derzeit in Großbritannien zu sehen, so Stockmar. Der Klimawandel mache nicht Halt vor Ländern in Afrika und Südamerika, in die die EU ihre Lebensmittelproduktion auslagere. Schon jetzt werde eine Produktion vielerorts aufgrund von Wetterextremen und Schaderregerdruck erschwert. Die Folgen seien leere Gemüse- und Obstregale in den Supermärkten und steigende Preise für die ohnehin inflationsgeplagten Konsumenten. Auch die Umweltziele seien mit den vorliegenden Plänen nicht erreichbar.
Diskreditierung der Bauern
Die Begründungen der Grünen im EU-Parlament für die Pflanzenschutzbeschränkungen gleichen einer Diskreditierung der gesamten Agrarbranche, so der IGP-Obmann. Die Diskriminierung jener, die verlässlich und effizient unsere Lebensmittel produzieren, sollte endlich beendet und die Landwirtschaft an den Verhandlungstisch geholt werden. Andernfalls drohe den landwirtschaftlichen Betrieben in Österreich ein ähnlich schnelles Ende wie dem Lebensmittelgewerbe nach der Hygiene-Verordnung.
SUR-Verhandlungen brauchen agrarisches Know-how
Mit dem Innovation Deal hat die IGP mit Experten selbst Vorschläge erörtert, wie eine nachhaltige Transformation der Landwirtschaft gelingen kann. Demnach braucht es u.a. bessere Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung, innovative Betriebsmittel und Investitionen in smarte und präzise Technologien. Die Industrie geht mit gutem Beispiel voran und investiert bis 2030 insgesamt 14 Milliarden Euro in die Entwicklung biologischer Pflanzenschutzmittel und moderner Technologien.
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