Gemeinsam mit 11 Amtskollegen setzt sich Umweltministerin Leonore Gewessler für den weiterhin strengen Schutz des Wolfes auf europäischer Ebene ein. In einem Brief an die EU-Kommission kritisieren die Ministerinnen und Minister eine Resolution des EU-Parlaments, die den strengen Schutz des Wolfes überprüfen soll.

„Hier würden wir gerne erfahren, auf welchen Studien, Forschungen oder Unterlagen die Einschätzung beruht, dass der Wolf Teil dieser Biodiversitätskrise ist. Da doch laut Weltnaturschutzunion (IUCN) der Wolf nicht mehr auf der roten Liste der bedrohten Tierarten zu finden ist“

„Der Brief der Umweltministerin ist ein Schlag ins Gesicht für die heimischen Alm- und Weidewirtschaft. Der Wolf zählt nicht mehr zu den bedrohten Tierarten, derzeit leben schätzungsweise rund 30.000 Exemplare in Europa. Doch wenn die Ausbreitung der Wölfe so weiter geht, ist die heimische Almwirtschaft vom Aussterben bedroht und damit die Lebensgrundlage Tausender Almbäuerinnen und -bauern“, betont ÖVP-Tierschutzsprecher und LK-Tirol Präsident Josef Hechenberger.

Ideologie vor Realität

„Almen sind nicht nur die Lebensgrundlage für unsere Almbäuerinnen und –bauern, sondern sind zentral für den Tourismus und die Freizeitwirtschaft in Tirol. Ohne die gepflegte Kulturlandschaft können wir als Tourismusland zusperren“, ruft ÖVP-Tourismussprecher Franz Hörl in Erinnerung.

Auch Hermann Gahr ist erzürnt über den ideologisch geprägten Brief: „Leider verschließt Ministerin Gewessler die Augen vor der Realität. Die Einstufung der einzelnen Arten in der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) erfolgte vor 30 Jahren, seitdem hat sich der Bestand der Wölfe in Europa mehr als erholt. Wir müssen den Schutzstatus senken und ihn auf die heutige Wirklichkeit anpassen. Der extreme Schutz der Wölfe ist nicht mehr angemessen.“

Aus diesem Grund bringen die Tiroler Abgeordneten Josef Hechenberger, Hermann Gahr und Franz Hörl eine parlamentarische Anfrage an Ministerin Gewessler ein. Darin wollen sie u.a. erfahren, auf welchen Grundlagen ihre Behauptungen in dem Brief an die EU-Kommission fußen. In dem Brief steht, dass in Zeiten einer Biodiversitätskrise „die Tendenz der Entschließung, den rechtlichen Schutz des Wolfes zu schwächen, eindeutig“ abzulehnen sei. „Hier würden wir gerne erfahren, auf welchen Studien, Forschungen oder Unterlagen die Einschätzung beruht, dass der Wolf Teil dieser Biodiversitätskrise ist. Da doch laut Weltnaturschutzunion (IUCN) der Wolf nicht mehr auf der roten Liste der bedrohten Tierarten zu finden ist“, so die Tiroler Abgeordneten unisono.

Benachteiligung von bedrohten Nutztierrassen

Interessant finden die Abgeordneten auch die Tatsache, dass sich Gewessler nur für den Schutz des Wolfes, jedoch nicht für den Schutz seltener Nutztierrassen wie etwa das Alpine Steinschaf, das Kärntner Brillenschaf, das Tiroler Steinschaf einsetzt. Wieso wird der Wolf als nicht bedrohte Tierart den bedrohten Nutztierrassen übergeordnet?

„Mir ist es völlig schleierhaft, wie man eine einzige Tierart allen anderen überordnen kann. Für Ministerin Gewessler steht der absolute Schutz des Wolfes über allen anderen. Anscheinend auch der Biodiversität auf unseren Almen. Wenn der Wolf sich weiter ausbreitet, treiben immer weniger Landwirtinnen und Landwirte ihre Weidetiere auf die Almen. Das hätte dann gravierende Auswirkungen auf die Biodiversität auf unseren Bergen sowie verehrende Folgen für die Bewohnerinnen und Bewohner in den ländlichen Gebieten. Unsere gepflegte Kulturlandschaft ist nicht nur der ideale Ort für Freizeitaktivitäten, sondern schützt die Bevölkerung auch vor Naturgefahren, sorgt für gute Luft, ist ein zentraler CO²-Speicher und ist ein wichtiger Lieferant von Grünfutter. Das alles sollen wir wegen einer einzigen Tierart riskieren. Für mich ist das nicht verhältnismäßig“, so Hechenberger.

Herdenschutz scheitert in der Praxis

Nicht verhältnismäßig findet Franz Hörl auch die immer wieder geforderten Herdenschutzmaßnahmen von sogenannten Tierschützern und Ministerin Gewessler: „Herdenschutz ist im alpinen Gelände nicht umsetzbar. Das haben zahlreiche Studien und Gutachten bereits bewiesen. In ihrem Brief an die EU-Kommission wird von funktionierenden Konzepten im Umgang mit dem Wolf gesprochen, mich würde interessieren, welche Konzepte das sein sollen. In der Praxis ist bis jetzt jedes Konzept gescheitert. Gerade als Tourismusland können wir nicht Herdenschutzhunde auf den Almen halten, diese Tiere sind gefährlich für Wanderer und Freizeitsportler. Auch Zäune sind nicht realisierbar, da ein freier Zugang zu den Almen und dem Hochgebirge gewährleistet werden muss.“

Für Hermann Gahr wird auch das enorme Tierleid, das von Wölfen auf unseren Almen verursacht wird, komplett außer Acht gelassen. „Es wird immer nur von Tierschutz im Zusammenhang mit dem Wolf gesprochen, doch wo bleibt der Schutz für unsere Haus- und Weidetiere? Die Alm- und Weidehaltung ist die natürlichste Art der Tierhaltung, doch künftig wird diese Form nicht mehr möglich sein, weil eine einzige Tierart, alle anderen verdrängt. Deswegen muss hier regulierend eingegriffen werden, denn allein im Vorjahr wurden in Tirol 940 tote und vermisste Weidetiere gemeldet. Ein Schaden von mehr als 235.000 Euro ist hier entstanden. 19 verschiedene Wölfe wurden genetisch nur durch Risse nachgewiesen. In Osttirol gibt es bereits ein Wolfsrudel. Geht es so weiter, wird der Spruch leider Realität. Kommt der Wolf, geht der Bauer. Geht der Bauer, kommt der Wald“, so Gahr abschließend.

Die gesamte Anfrage: https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/J/14140

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AUTORRed. JS
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