Imker und Landwirte brauchen und profitieren voneinander – die einen durch die Tracht, die anderen durch die Bestäubung zahlreicher Kultur- und Wildpflanzen. Die fleißigen Insekten tragen zudem direkt zum Wohlstand des Menschen bei, indem sie Honig sowie andere Erzeugnisse für den Lebens- und Futtermittelbereich liefern, wie etwa Pollen, Wachs für die Lebensmittelverarbeitung, Propolis zur Verwendung in der Lebensmitteltechnologie oder Gelée Royale als Nahrungsergänzungsmittel und Lebensmittelzutat. Abgesehen von der grundsätzlichen Bedeutung, welche der Bestäubung beim Erhalt der biologischen Vielfalt zukommt, wird ihr finanzieller Wert weltweit jährlich auf hunderte Milliarden Euro geschätzt.
Doch leider ist das Verhältnis zwischen den beiden Berufsgruppen nur selten friktionsfrei. Insbesondere das Thema Pflanzenschutzmittel sorgt immer wieder für viel Diskussionsstoff und Reibungspunkte. Eine oberösterreichische Delegation – angeführt von Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger und Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger – wollte es genauer wissen und blickte im Nachbarland Italien über den Tellerrand.
EFSA: „Nehmen das Thema Bienen sehr ernst“
In den vergangenen Jahren wurde insbesondere in westeuropäischen Ländern ein ungewöhnlicher Rückgang der Bienenzahl sowie der Verlust ganzer Völker beobachtet. Bislang konnte die Wissenschaft keine alleinige Ursache dafür ausmachen – vielmehr dürfte eine Kombination mehrerer voneinander unabhängigen Gründen dafür verantwortlich sein. Dazu gehören neben den Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft auch die Unter- bzw. Fehlernährung der Bienen sowie invasive Arten wie beispielsweise die Varroamilbe. Angesichts der ökologischen und ökonomischen Bedeutung von Bienen muss die Gesundheit der Bienenvölker überwacht und erhalten werden. Bei der Gewährleistung des Erhalts gesunder Bienenvölker in Europa kommt der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit mit Sitz in Parma) eine wichtige Rolle zu. „Wir nehmen das Thema Bienen sehr ernst“, so der geschäftsführende Direktor Bernhard Url, der aus Österreich kommt. Von zentraler Bedeutung sind dabei die Bewertungen zur Umweltverträglichkeit von Pestiziden, die Hersteller auf dem EU-Markt vertreiben möchten. Hierbei werden unter anderem die potenziellen Auswirkungen der betreffenden Substanzen auf die Umwelt im allgemeinen sowie auf Nichtzielorganismen wie beispielsweie Bienen im besonderen berücksichtigt.
Klimwandel bedroht Imkerei in südlichen Ländern
Bei der Besichtigung der Bio-Erwerbsimkerei von Armanda Manghi wurde das Spannungsfeld zwischen Landwirtschaft und Imkerei offensichtlich. Es gibt zwar eigene Whats-App-Gruppen, in denen Imker und Landwirte sich gegenseitig austauschen können, doch funktioniere dies noch nicht wie gewünscht. Der Betrieb gehört mit 600 Bienenvölkern zu den größten Erwerbsimkereien der Region Parma. 80 Prozent des Honigs wird über die nationale Imkervereinigung Conapi vermarktet. Der Rest erfolgt über Direktvermarktung und große Supermärkte. In den vergangenen Jahren ist es im Gebiet sowie auch in anderen südlichen Ländern zu einem Produktionsrückgang gekommen. „Auf Grund des Klimawandels wird es bei uns wärmer und trockener. So gibt es weniger Nektar und wir müssen zufüttern, was mit hohen Kosten verbunden ist“, so Manghi.
Es braucht Fakten und nicht nur Meinungen
Währendessen hat die Imkerei weiter nördlich in Südtirol in den vergangenen Jahren einen Aufschwung erlebt. Mittlerweile gibt es dort 3000 Imker mit 40.000 Völkern. Das Versuchszentrum Laimburg ist hierzulande unter anderem mit dem Thema Bienenmonitoring beauftragt: „Es geht um die längerfristigen Auswirkungen sowie die Ableitung von Maßnahmen als Grundlage für weitere politische Entscheidungen. Es braucht Fakten und nicht nur Meinungen“, so der Südtiroler Agrarlandesrat Arnold Schuler.
In Oberösterreich sei in diesem Bereich bereits viel gelungen: „Insbesondere durch die Arbeit im Bienenzentrum haben wir es geschafft, bei der Diskussion von der emotionalen auf die sachliche Ebene zu gelangen“, betonte Landwirtschaftskammer-Präsident Waldenberger und Agrarlandesrätin Langer-Weninger ergänzte: „Wir haben früh begonnen Themen aktiv anzusprechen und dementsprechende Lösungen zu finden und sind deshalb bereits auf einem guten Weg was die Zusammenarbeit zwischen Imkern und Landwirten betrifft.“
- Bildquellen -
- Web Begutachtung Bienen: BZ/Mursch-Edlmayr