Der Klimawandel ist Fakt. Wie weitreichend seine Auswirkungen auf die heimischen Wälder sind, haben die Borkenkäferjahre 2018 bis 2020 gezeigt. Geschwächt durch fehlende Niederschläge und abgeknickt durch diverse Stürme wurde die Fichte – bislang „Brotbaum der Forstwirtschaft“ – zum leichten Fressen für den Käfer. Bundesweit wurden so mehr als 18 Millionen Festmeter vernichtet. „Eine wirtschaftliche Katastrophe für die heimischen Waldbauern. Die Arbeit von Generationen wurde in kürzester Zeit zunichte gemacht. Die Borkenkäferplage hat auf unbarmherzige Weise gezeigt, wie empfindlich Biotope wie der Wald auf klimatische Veränderungen reagieren. Umso wichtiger ist es die Lehren daraus zu ziehen“, erklärte Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger bei der Besichtigung des Waldlabors in Kronstorf. Dort forscht der OÖ. Landesforstdienst seit Kurzem daran, welche Baumarten sich am besten für den Wald der Zukunft eignen. „Besonders in niederschlagsarmen Regionen und wärmeren Tieflagen wird sich die Anzahl geeigneter heimischer Baumarten für die Waldbewirtschaftung deutlich reduzieren. Um auch in Zukunft hochwertiges Holz produzieren zu können, wird die Waldwirtschaft neue Baumarten brauchen. Bisher fehlen aber die Erfahrungen“, berichtete Christoph Jasser vom Landesforstdienst über die Beweggründe zur Installierung des Waldlabors.
Strenge Kriterien bei Empfehlungen
Für die Versuchsfläche im Ausmaß von 4500 Quadratmetern wurde ganz bewusst ein trockener, schottriger Standort ausgewählt, da künftig aufgrund der erhöhten Temperaturen und der jahreszeitlichen Verschiebung der Niederschläge mit häufigeren und längeren Trockenheitsphasen – vor allem im Sommer – zu rechnen ist. Insgesamt wurden 45 verschiedene Baumarten (siehe Infokasten) gepflanzt. „Darunter finden sich auch Baumarten, die bisher kaum im heimischen Wald verwendet worden sind, wie die Gelb-kiefer aus den USA, Zedern aus Nordafrika und der Türkei, Tulpenbaum, Amberbaum, Baumhasel und Zelkove“, schildert Projektleiter Jasser.
Verglichen werden die „Neuankömmlinge“ mit wärmeliebenden Baumarten aus Oberösterreich wie Stieleiche, Winterlinde und Elsbeere. Aber auch mit im Osten Österreichs natürlich vorkommenden Baumarten wie Flaumeiche, Zerreiche, Speierling und Hopfenbuche. Zudem werden im Waldlabor Herkünfte von österreichischen Baumarten wie der Schwarzkiefer mit Herkünften aus südlicheren Gebieten wie beispielsweise aus Kalabrien oder Korsika verglichen.
In den kommenden Jahren werden diese Baumarten einer laufenden Prüfung unterzogen. Eine erste Zwischenbilanz ist nach fünf Jahren zu erwarten. In welche Bäume die Forstwirtschaft ihre Hoffnung setzen kann, wird sich aber erst nach 20 bis 40 Jahren sagen lassen. Eine Empfehlung gibt es laut Jasser jedenfalls nur für nicht invasive Baumarten, die einen deutlichen Vorteil gegenüber heimischen Arten aufweisen, unempfindlich sowohl gegenüber biotische und abiotische Schäden sind und deren Holz eine entsprechende Verwendungsmöglichkeit findet. „Diese Kriterien werden zwar nur wenige Baumarten erfüllen können. Trotzdem muss man den Versuch wagen und auch Fehlschläge hinnehmen. Jede neue Erkenntnis ist eine wichtige Information für die Zukunft. Nur so werden wir vielversprechende Baumarten für die kommenden Jahrzehnte finden“, betonte Jasser.
Langer-Weninger ist überzeugt, dass einige dieser neuen Baumarten in den nächsten Jahrzehnten die heimischen Wälder prägen werden: „Wir müssen uns bewusst sein, dass wir heute den Wald unserer Kinder und Enkel pflanzen und deshalb die Baumarten nach den klimatischen Anforderungen der Zukunft auswählen müssen.“
Finanziert wird das Forschungsprojekt aus Mitteln des Waldfonds und der ländlichen Entwicklung. Weitere Waldlabore sind gerade im Mühlviertel im Entstehen.
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- Waldlabor: Foto: BZ/Mursch-Edlmayr