„Wir sind einer der Gewinner der Pandemie“

Die Geschäftsführerin der Salzburger Gärtner und Gemüsebauern Pauline Trausnitz im Gespräch mit der BauernZeitung über den Strukturwandel in der Branche, das neu entdeckte Regionalitätsbewusstsein der Konsumenten und das händeringende Suchen nach Fachkräften.

BauernZeitung: Frau Trausnitz, Sie sind Geschäftsführerin der Salzburger Gärtner und Gemüsebauern. Wie ist die Stimmung in der Branche? Blickt man hoffnungs- oder sorgenvoll in die Zukunft?
TRAUSNITZ: Der Blick ist hoffnungsvoll. Wir haben viele Jahre der Krise hinter uns. Im Jahr 2000 hat eine riesige Strukturbereinigung begonnen. Ich habe damals den Verein mit mehr als 100 Gärtnern übernommen, jetzt habe ich noch gute 40. Bei den Gemüsebauern sieht es besser aus, da sind eher welche dazu gekommen. Alle Betriebe die jetzt noch dabei sind, sind innovativ, schauen nach vorne und investieren. Insofern blicken wir sehr hoffnungsfroh und zuversichtlich in die Zukunft.

Was wünschen Sie sich als Verein vom Konsumenten?
Wir wünschen uns vom Konsumenten, dass er zum Produkt aus Salzburg greift – zum Produkt höchster Qualität, ohne Transitkilometer, reif und voller Geschmack und Inhaltsstoffe. Das gleiche gilt im Zierpflanzenbereich. Unsere Betriebe kultivieren die Pflanzen vor Ort und gewöhnen sie an unser alpines Klima. Dadurch sind besser angepasst und halten auch viel länger als Pflanzen vom Baumarkt oder Diskounter. Die werden nämlich oft von weit her gekarrt, etwa aus Holland oder Süditalien. Erhältlich sind unsere Produkte beim Lagerhaus und bei den Gärtnern.

Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich die Mitgliederzahl im Verein mehr als halbiert. Haben Sie ein Nachwuchsproblem?
Bei den Gemüsebauern sicher nicht. Aber bei den Gartenbaubetrieben haben schon viele aufgehört, weil sie keinen Nachfolger hatten. Das lag aber auch daran, dass die Betriebe lange nicht investiert haben und es für die Nachfolger einfach zu kostspielig geworden wäre. Wo wir wirklich händeringend nach Nachwuchs suchen, ist bei den Lehrlingen. Wir haben über 20 Ausbildungsbetriebe und die Berufsschule in Salzburg, trotzdem sind die Lehrlingszahlen rückläufig. Auch Fachkräfte sind am Arbeitsmarkt schwer zu finden. Da geht es uns wie der gesamten grünen Branche. Aktuell versuchen wir mit einem eigenen LFI-Kurs (Gärtnerisches Grundwissen für Quereinsteiger) gegenzusteuern.

Warum ist es wichtig die bestehenden Betriebe zu erhalten. Welche poli­tischen Anreize könnten helfen?
Die bestehende Infrastruktur muss für den Konsumenten erhalten bleiben, damit sie weiterhin bei uns Gemüse und Zierpflanzen kaufen können. Was wir uns von der Politik wünschen, ist dass es im Bereich der Investitionsförderung längerfristig etwas gibt. Seit März ist der Fördertopf ausgeschöpft, die Periode läuft aber noch drei Jahre. Investitionen sind für die Betriebe wichtig – einfach um am Puls der Zeit und der Technik zu bleiben. Nur so kann man ordentlich arbeiten. Und nur so trägt die Arbeit Früchte.

Die Corona-Pandemie hat das Regionalitätsbewusstsein geschärft – heißt es zumindest. Merken Sie davon etwas?
Ja, auf jeden Fall. Der Gemüse- und Gartenbau ist einer der Gewinner der Pandemie. Die Konsumenten haben uns die Türe eingerannt. Während des ersten Lockdowns habe ich täglich mehr als 30 Mails bekommen, in denen die Konsumenten sich nach regionalem Gemüse erkundigt haben. Sehr geholfen hat uns auch der Bundesverband, der die Verordnungen blitzschnell für uns mundgerecht aufbereitet hat. So wussten die Betriebe stets was los ist und zu tun ist.

Vor Kurzem gab’s in Kooperation mit SalzburgMilch die Aktion „ein Kisterl voller Regionalität“. Wie waren die Reaktionen?
Das war ein echter Volltreffer für uns. Wir konnten dadurch heimisches Gemüse in den Blickpunkt rücken. Viele der Gewinnspielteilnehmer wussten gar nicht, wo sie Gemüse kaufen kön­nen oder wo es einen Grünmarkt gibt. Durch die Aktion haben wir teilwei­se echte Neulinge auf dem Gebiet des regionalen Einkaufs erreicht. Wenn‘s die Kooperation wieder gibt, ma­chen wir das also bestimmt wieder mit.

Blumen haben ja stets eine Bedeutung. Wenn Sie für das Jahr 2021 rückblickend eine wählen müssten. Welche wäre es und warum?
Eine die für Kraft und Stärke steht. Ich wähle zwei. Die Rose und den Efeu.

Herbstzeit ist Gartenzeit. Haben Sie noch einen Tipp für die Hobbygärtner?
Jetzt schon an den Frühling denken. Wer jetzt im Garten Blumenzwiebeln legt, kann nächstes Jahr den Frühling mit einer Blütenpracht begrüßen.

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  • (c) Privat Trausnitz Heinrich Pauline: privat
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AUTORElisabeth
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