Quelle: LK OÖ
Stinglmayr, Reisecker und Schlederer bei der Pressekonferenz.

Sehr gute Preise: Das hat man in der Landwirtschaft schon lange nicht mehr gehört. Eine Trendwende zeichnete sich bereits Ende letzten Jahres ab, seither ziehen die Preise in der Tierhaltung an. In der Schweinebranche können sowohl Ferkelerzeuger als auch Schweine­mäster wieder Erlöse über den Vollkosten erzielen. Gegenüber dem Vorjahr gab es einen Preissprung beim Mastschwein von 26 Prozent und beim Ferkel von 32 Prozent. „Das stärkt den Optimismus bei den Schweinebauern“, freute sich Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker. Gemeinsam mit Johann Schlederer, Chef der Schweinebörse, und Johann Stinglmayr vom VLV-Ferkelring, analysierte er bei einer Pressekonferenz am Montag den aktuellen Schweinemarkt.

2017 nimmt einen Spitzenplatz ein

Statt 2,20 Euro je Kilo Ferkel vor einem Jahr erhalten die Ferkelerzeuger nun 2,90 Euro, also knapp ein Drittel mehr. Pro Stück werden derzeit 95 Euro (inkl. MwSt.) erlöst. Auch der  langjährige Vergleich zeigt: Das heurige Jahr nimmt preismäßig einen Spitzenplatz ein.

 

Für Mastschweine erhielten die Bauern zuletzt 1,66 Euro je Kilogramm  – ein Wert, der deutlich über den Preisen der vergangenen fünf Jahre liegt. Für ein Durchschnittsschwein werden momentan 198 Euro (inkl. MWSt.) erzielt, wodurch sich ein Deckungsbeitrag von etwa 30 Euro je Mastschwein im Durchschnitt bis zur 20. Woche ergibt. Zielgröße für eine rentable Schweinemast sind 25 Euro. „Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre wurden lediglich 17 Euro Deckungsbeitrag pro Mastschwein eingefahren“, so Schlederer.


Die Erlöse liegen somit wieder über den Vollkosten – für Schweinebauern „lebensnotwendig“, betonten Stinglmayr und Schlederer, „um sich von den vergangenen Krisenjahren zu erholen und für nächste schwierige Zeiten vorzubauen“.

Die Gründe für den Preisanstieg

Die niedrigen Preise der vergangenen Jahre haben EU-weit zu einem Produktionsrückgang von zwei bis drei Prozent geführt, was das Angebot vermindert und die Nachfrage steigen hat lassen. Zudem konnten neue Absatzmärkte Richtung Asien – vor allem China, Südkorea, Japan und Taiwan – gewonnen werden. „Diese Länder saugen aus Europa doppelt soviel ab wie noch vor zwei Jahren“, so Schlederer. Das kompensierte auch die Lücke des russischen Einfuhrstopps. Für Agrarlandesrat Max Hiegelsberger ist zudem die „Vielfalt in Bezug auf die Qualitätsausformungen eine Stärke der heimischen Schweinebranche.

Auch für das restliche Jahr 2017 sind die Prognosen positiv und man könne 2018 ein „gutes Jahr“ erwarten. Vorausgesetzt es „passiert nichts“, so Schlederer. Die afrikanische Schweine­pest sei ein Unsicherheitsfaktor sowie die weitere Entwicklung des Exportmarktes Asien und sowie die Entwicklung der Sauenbestände in Europa.Für Stinglmayr sind die momentanen Preise Beweis dafür, dass „der Schweinezyklus mit einer Abfolge von guten und schlechten Jahren nach wie vor funktioniert“. Betriebsleiterfamilien könnten sich also darauf verlassen, dass nach ertragsschwachen Phasen ertragsreiche folgen, müssten aber ebenso akzeptieren, dass nach guten Jahren wieder schlechtere kommen.

Trotz der deutlich verbesserten Situation sei bei den Schweinebauern aber nach wie vor „kein investitionsfreudiges Klima gegeben“, so Stinglmayr. Das krisenhafte Marktgeschehen hätte zu einer enormen Verunsicherung beigetragen. Ständige Diskussionen über neue Tier- und Umweltschutzmaßnahmen und Anfeindungen aus der Bevölkerung  belaste die Bauern. Deutlich wird das bei Bauvorhaben, die mittlerweile einem Spießrutenlauf gleichen. Das – so betonten die Branchenvertreter – könne auf lange Sicht die Eigenversorgung in Österreich gefährden.

- Bildquellen -

  • Stinglmayr, Reisecker, Schlederer: LK OÖ
  • Neugierig Blickende Ferkel: Fotolia - Countrypixel
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