Die Grenze zwischen gut gemeint und übergriffig verschwimmt in den meisten Fällen. In einer Beziehung treffen zwei Menschen und somit zwei unterschiedliche Ursprungsfamilien aufeinander. Das macht es schwierig. Es ist nicht leicht, sich gegen Übergriffigkeiten durchzusetzen und sich gegenüber den Einflüssen und „gut gemeinten“ Ratschlägen oder Einmischungen abzugrenzen. Abgrenzung gelingt am ehesten, wenn Sie sich als Mann klar und deutlich auf die Seite Ihrer Partnerin stellen und Ihrer Mutter signalisieren, dass sie nicht mehr die „erste Frau“ in Ihrem Leben ist.
Genau das ist für Sie als Sohn natürlich alles andere als leicht. Sie wollen es sich nicht mit Ihrer Mutter verscherzen und so scheint es leichter, sich bestmöglich aus der Affäre zu ziehen: „Da mische ich mich nicht ein“ oder „Das müsst ihr selber lösen.“ Auch die Variante der Beschwichtigung der Partnerin mit Sätzen wie: „So ist meine Mutter eben“ oder „Das musst du doch verstehen“ sind Strategien von Nichteinmischern.
Ruhiges Leben zu dritt?
Schnell führen die Unstimmigkeiten zwischen Schwiegertochter und Schwiegermutter zu einem Konflikt in der Partnerschaft. Solange Sie als Partner Ihrer Mutter einen Stellenwert geben, der es ihr ermöglicht – sicher oft gut gemeint, aber eben vielfach schlecht getroffen – einen Zugriff auf Sie, ihren Sohn und damit auf die Beziehung zu haben, bleibt es eine „Dreiecksbeziehung“, wodurch die Exklusivität Ihrer Paarbeziehung gefährdet wird. Entscheidend ist das „Bekenntnis“ zur Paar- und Liebesbeziehung, gerade gegenüber der Mutter. Es ist gut, dass Sie eine besondere Bindung zu Ihrer Mutter haben, und sie nimmt zu Recht eine besondere Stellung in Ihrem Leben ein, aber eben nicht als Ihre Frau, sondern als Mutter. Es kann hilfreich sein, sich gemeinsam als Paar zu überlegen, was Sie von Ihren Eltern wollen, welche Rolle dürfen und sollen diese spielen, und wo ziehen Sie Grenzen und machen deutlich, dass eine wenn auch gut gemeinte Einmischung in die Beziehung unerwünscht ist. Im Zweifelsfall müssen Sie sich auf die Seite Ihrer Partnerin stellen – sofern es gerechtfertigt ist –, denn damit signalisieren Sie ganz klar und deutlich, dass Ihre Partnerin die Frau in Ihrem Leben ist und nicht Ihre Mutter. Das gibt Ihrer Frau Sicherheit, Beistand und vor allem die Wertschätzung der Exklusivität und des Bekenntnisses zueinander.
Wer ist die „erste Frau“?
Insbesondere auf einem Bauernhof sind Schwiegermütter auch Teil eines Familien- und Helfersystems, auf den gerade junge Familien angewiesen sind. Bei der Kinderbetreuung ist man klarerweise oft froh, wenn die Mutter bzw. die Schwiegermutter einem helfend zur Seite steht. Klare Grenzen sind aber unverzichtbar, es muss eine Regelung gefunden werden, die einerseits die „Dienstleistung“ regelt und andererseits nicht als Einmischung empfunden wird. Kluge Schwiegermütter stellen ihr Know-how zur Verfügung, akzeptieren Eigenheiten und Eigenarten der Lebensführung in der Partnerschaft ihrer Söhne und verstehen ihre Rolle als herzliche Mutter und Oma und nicht als Fachfrau für die Bedürfnisse des Sohnes und leiten daraus nicht das Recht ab, die „bessere Frau“ für den Sohn zu sein.