Sehr gute Erträge bei einer zumindest durchschnittlichen Qualität, so beurteilte AMA-Vorstandsvorsitzender Günter Griesmayr die diesjährige Getreideernte. Anlass war die alljährliche Pressekonferenz der Agrarmarkt Austria (AMA) zur Getreideernte, die am 3. August in Wien abgehalten wurde.In Summe, so Griesmayr, werde die Erntemenge von Getreide einschließlich Mais heuer um etwa 17 Prozent über jener des Vorjahres liegen. Insbesondere bei Weizen habe es ein deutliches Mengenplus von rund 20 Prozent gegeben. Damit verringere sich bei etwa gleichbleibendem Inlandsverbrauch der Nettoimportbedarf des österreichischen Getreidesektors von rund 800.000 Tonnen (t) im Vorjahr (1,2 Mio. t an Exporten standen 2,0 Mio. t an Importen gegenüber) auf heuer etwa 200.000 t.
Hautzinger: “Die Qualität nicht kleinreden”
Auch Franz Stefan Hautzinger, Landwirt im Burgenland und Vorsitzender des AMA-Verwaltungsrats, bewertete die Getreideernte 2016 als “mengenmäßig sehr gut”. Vom einem “Rekord” wolle er aber nicht sprechen. Anfang August waren, abgesehen von Mais, etwa 85 Prozent der Getreideernte eingebracht. Nur noch im Alpenvorland und im Waldviertel seien die Mähdrescher unterwegs. Sein zurückhaltendes Urteil begründete Hautzinger mit der noch offenen Frage der Qualitätsverteilung. Denn statt wie bisher etwa 50 Prozent Anteil im Premium- und Qualitätssegment dürften es diesmal nur etwa 20 Prozent werden. Allerdings warnte Hautzinger davor, “die Qualität kleinzureden”. Die bisherigen Analysen haben trotz niedrigerer Proteingehalte sehr gute Backeingenschaften ergeben. Dies könnte “eine Chance in der Vermarktung” sein, denn aus wichtigen Getreidebaunationen wie Frankreich, Deutschland und auch aus einigen Regionen in Mittel- und Osteuropa gebe es aufgrund übermäßiger Niederschläge “alarmierende Berichte” über Qualitätseinbußen.Was den Inlandsbedarf betreffe, so Hautzinger, könne man aus der diesjährigen Ernte alle Sektoren bedienen. Etwa die Hälfte des Gesamtverbrauchs in Österreich entfalle auf den Bedarf der Mischfutterwerke und den Eigenverbrauch der Landwirte in der Tierhaltung. Rund 12 Prozent des Getreidebedarfs fallen aus der menschlichen Ernährung an, 23 Prozent aus der industriellen Verarbeitung, zehn Prozent aus der Ethanolerzeugung und vier Prozent aus dem Saatgutbedarf.Zur Erlössituation der Getreidebauern meinte Hautzinger: “Die Landwirte werden von den größeren Mengen nicht profitieren können.” Begründet sei dies im Preisdruck der von den Weltmärkten her auf den Inlandsmarkt durchschlage. Die Deckungsbeiträge im Getreidebau dürften auf dem Niveau des Vorjahres liegen. Ohne Direktzahlungen wäre die Getreideproduktion in Österreich unrentabel.
Produktion liegt deutlich über dem Verbrauch
Einen Ausblick auf die Getreidemärkte in der EU und weltweit gab AMA-Abteilungsleiter Christian Gessl. Seinen Ausführungen nach dürfte sich nach Prognose der EU-Kommission die Getreideproduktion in der EU-28 heuer auf rund 313 Mio. t belaufen. Das ist ein leichtes Plus gegenüber 2015, das vor allem auf Mais zurückzuführen sei. Dem stehe ein Verbrauch von etwa 285 Mio. t. gegenüber. Damit erreicht das Exportpotenzial zwar nicht die Rekordmarge des Erntejahres 2014, sie sei aber immer noch sehr hoch und untermauere die Position der EU als weltweit wichtigste Getreideanbauregion. Der Lagerbestand düfte somit auf dem hohen Niveau von etwa über 40 Mio. t verbleiben.Die weltweiten Schätzungen für die Weizen-, Mais- und Reisernte 2016 deuten auf ein Rekordniveau von über zwei Milliarden Tonnen hin. Dies liegt über dem Verbrauch und dürfte den Anteil des Endbestands am Verbrauch (Stock to Use Ratio) auf rund 24,1 Prozent erhöhen (+0,3 %).H.M.