Wo früher ein dichter Waldbestand war, grasen jetzt die Rinder von Franz Gamsjäger. Gemeinsam mit seiner Frau Veronika Pomberger bewirtschaftet er die Marxenalm in der Gemeinde Gosau im Bezirk Gmunden. Das Projekt “Wald-Weide-Neuordnung” ermöglichte auf der Marxenalm die Schaffung neuer Almwiesen. Im Zuge einer von Agrarlandesrat Max Hiegelsberger initiierten Almbegehung wurde dieses Projekt vorgestellt.
Engagierte Almbauern sind die Voraussetzung
Das Ziel der Neuordnungsprojekte ist eine Trennung von Wald und Weide. “16 Hektar neuer Wiesen konnten so auf der Marxenalm geschaffen werden”, sagt Franz Gamsjäger. Von etwa Mitte Mai bis Ende September werden diese Flächen nun mit 18 Rindern und drei Pferden bestoöen. Samt dem verbliebenen Wald macht die Gesamtfläche der Alm 30 Hektar aus. Am Heimbetrieb werden insgesamt 15 Hektar Gründland bewirtschaftet.
Eigentümer der Almflächen sind wie bei 80 Prozent der Almen im Salzkammergut die Österreichischen Bundesforste (ÖBf). Für Martin Stürmer, zuständig für den ÖfB-Forstbetrieb Inneres Salzkammergut, ist die Wald-Weide-Trennung eine Win-Win-Situation, da auch “die Waldfläche vom Weidedruck entlastet wird”. Zuständig für die Umsetzung dieser Projekte ist die Abteilung “Ländliche Neuordnung”, also die “Agrarbehörde” des Landes Oberösterreich. Dort werden die rechtlichen Grundlagen ge-klärt und die Almbauern bei der Durchführung begleitet.
Die wichtigste Voraussetzung, so Abteilungsleiter Friedrich Jungk, sind die “engagierten Almbauern”. Denn die Arbeit ist zeit- und kostenintensiv. 6000 Euro machen die Revitalisierungsmaö-nahmen je Hektar durchschnittlich aus. Darunter fallen Maönahmen wie die Rodung, Fräsarbeiten und die Neuanpflanzung. 60 Prozent der Kosten werden gefördert, 40 Prozent müssen vom Almbauern aufgebracht werden. Ist die Rekultivierung geschafft, sind jährliche Weidepflegemaönahmen unerlässlich. Mit einer “Koppelwirtschaft” wird auf der Marxenalm der notwendige “Weidedruck” erzeugt. Ein regelmäöiges Freischneiden der Flächen ist ebenso notwendig. Ansonsten würden die Weiden schnell wieder zuwachsen, oder wie Gamsjäger es vielsagend ausdrückt: “Wenn die Flächen hier niemand mehr bewirtschaftet, entsteht eine Edel-Au”.
Biodiversität profitiert
“Seit 2002 sind auf Oberösterreichs Almen in über 50 Projekten mehr als 250 Hektar neue Almweideflächen geschaffen worden”, berichtet Hiegelsberger. Die “gute Zusammenarbeit der Ex-perten aus der Almwirtschaft, Forstwirtschaft und Naturschutz, der große Einsatz der Almbauern und die Finanzierung durch ein gutes und effizientes Fördersystem” sind für Hiegelsberger die wesentlichen Erfolgsfaktoren für das Gelingen dieser Projekte. Durch die Beweidung und Behirtung bleiben aber nicht nur die Almen an sich “lebendig”, auch die Biodiversität profitiert. “Neue Pflanzen siedeln sich schnell auf den freien Flächen an, was die Vielfalt fördert”, sagt Hubert Ischlstöger, Almbeauftragter des Landes OÖ. Nicht zuletzt lebt auch der Tourismus von der Offenhaltung der Kulturlandschaft und der Bewirtschaftung der Almen, was umgekehrt für viele Almbewirtschafter wieder eine Einkommensquelle darstellt. Für Franz Gamsjäger ist die Almbewirtschaftung jedenfalls ein essentieller Bestandteil seines Nebenerwerbsbetriebes. Und die neu errichtete Almhütte schafft auch für die Besitzer eine willkommene Rückzugsmöglichkeit.
Förderprojekte
Land OÖ fördert 100 Almprojekte jährlich. Der Großteil der Projekte betrifft Neubau bzw. Verbesserung von Wirtschaftsgebäuden, die Ver-sorgung mit Wasser und Energie, die Neuschaffung und Kultivierung von Weideflächen sowie die Erschließung von Almen. In der Förderperiode 2007 bis 2013 wurden 632 Almverbesserungsmaßnahmen mit einem Investvolumen von knapp sechs Millionen Euro durchgeführt.