Besonders intensive Niederschläge haben in den vergangenen Jahren in NÖ deutlich zugenommen. Bei solchen Ereignissen kann es innerhalb weniger Minuten zu großen Wasserabflüssen aus Hanglagen kommen. Überflutungen weit ab von Gewässern sind die Folge. Aus den landwirtschaftlich genutzten Flächen wird der wertvolle Boden abgeschwemmt. In den Siedlungen führen Wasser und Schlamm zu hohen Schäden.
Gegenmaßnahmen entwickeln und erproben
Eine wirksame Verbesserung der Hangwasserproblematik kann nur durch eine Kombination von Maßnahmen im Bereich der Landwirtschaft, der Raumordnung und des Wasser-, Kanal- und Straßenbaues erreicht werden.
Zur Unterstützung der betroffenen Gemeinden wurde eine Beratungsaktion des Landes NÖ und der LK-NÖ gestartet. Fachleute aus den Bereichen Wasserbau und Landwirtschaft analysieren gemeinsam mit den Gemeinden die Hangwassersituation und entwickeln gemeinsame Lösungsansätze.
Für Landesrat Stephan Pernkopf steht der Schutz der Menschen und ihres Eigentums an vorderster Stelle: “Seit 2002 wurden in NÖ rund 485 Hochwasserschutzprojekte an Flüssen und Bächen umgesetzt und dafür knapp 800 Millionen Euro investiert. Wir wollen aber auch jene Menschen schützen, die abseits von Gewässern bei starken Niederschlägen gefährdet sind. Dazu braucht es eine enge Zusammenarbeit zwischen Gemeinden, Landwirtschaft und den Betroffenen selbst. Seitens des Landes unterstützen wir die Gemeinden mit dem Fachwissen unserer Experten und mit Förderungen zur Umsetzung von Schutzprojekten.”
“Den Boden zu verlieren, ist für uns Bauern einer der schwersten Verluste. Viele Erfahrungen mit dem Anbau von Zwischenfrüchten, der Mulchsaat und neuen Kulturtechniken bringen uns Möglichkeiten zur Boden-stabilisierung. Allerdings schafft der Klimawandel unerwartete kritische Situationen. Neue Initiativen, gerade aus der jungen Bauernschaft, sollen rasch ausgewertet und verbreitet werden”, begründet LK-Präsident Hermann Schultes das Engagement der LK-NÖ.
Mit der vom Land NÖ in den letzten Monaten entwickelten “Gefahrenhinweiskarte Hangwasser” können mögliche Gefährdungen aus Hangwässern abgeschätzt werden. In den Karten sind die Fließwege und die Eintrittspunkte in den Siedlungsbereich dargestellt. Damit können sowohl Gefährdungen für bestehende Siedlungen, als auch kritische Bereiche für neue Baulandwidmungen erkannt werden. Die Gefahrenhinweiskarten werden digital zur Verfügung gestellt.
Darüber hinausgehende Maßnahmen werden derzeit von besonders engagierten Bäuerinnen und Bauern in den Bezirken Hollabrunn und Korneuburg erprobt und weiterentwickelt. Dabei werden auf mehreren Versuchsflächen neue innovative Erosionsschutzmaßnahmen konsequent angewendet und getestet. Im Rahmen von Fachexkursionen werden die Erfahrungen auch an Berufskollegen weitergegeben.
Trotz sorgfältigster Bewirtschaftung können Wasserabflüsse aus geneigten Ackerflächen nie gänzlich verhindert werden. Wenn dadurch Siedlungsgebiete bedroht sind, können durch wasserbauliche Maßnahmen Schäden verhindert werden.
Besonders wichtig ist aber auch die Eigenverantwortung in der Bevölkerung. Oft können schon kleine Maßnahmen – wie beispielsweise die Abdichtung von Kelleröffnung oder Rückstauklappen bei Kanalanschlüssen – Schäden reduzieren.