Die Stimmung ist angespannt. Ein Wort gibt das andere, wir können nicht richtig miteinander sprechen” – das ist eine typische Ausgangssituation von Personen, die mit einer Mediation zu einer einvernehmlichen Lösung gelangen möchten. Wenn es um die Zukunft des Betriebes, Vermögensverschiebungen, neue Aufgabenverteilungen und mehr geht, prallen die unterschiedlichsten Interessen aneinander. Vieles erscheint kompliziert und unklar. Durch unklare Forderungen, die nicht oder nicht gleich erfüllt werden, entstehen Vorwürfe und Druck. Das wiederum verwandelt gut gemeinte Gespräche in Streitgespräche. Vertrauen geht verloren, stattdessen wachsen Misstrauen und Wut.
Ein Beispiel aus der Praxis
Markus denkt viel nach über die anstehende Hofübergabe an seinen Bruder. Wüsste er doch gerne, wie sich seine Familie die Nachfolge vorstellt. “Werde ich einen Geldbetrag für meine Eigentumswohnung erhalten?”, fragt er sich, während er sich mit Ertrags- und Verkehrswerte befasst. Leopold, sein Vater, ist hin- und hergerissen, wann er an seinen Sohn Thomas übergeben soll. Eine komplette Aufgabe kann er sich noch gar nicht vorstellen. Darum denkt er viel und redet wenig. Er will keinen Streit!
Thomas hat als Nachfolger wiederum viele Ideen für den Betrieb, aber es ist unsicher, ob das für seine Eltern passt. Obwohl viel Klärungsbedarf besteht, wird nicht viel gesprochen. Irgendwann kommt es zu Beschimpfungen zwischen dem Vater und seinen Söhnen und jeder zieht sich enttäuscht zurück. Für den getreide-produzierenden Betrieb in siebter Generation und die Menschen am Hof steht viel auf dem Spiel.
Als Mediatorin bereitet man die Beteiligten darauf vor, ihre Situation den anderen konstruktiv darzulegen. Dabei wird klar, wer welche Rolle in Familie und Betrieb hat. Daraus entstehen neue Erkenntnisse über die eigene Lage und Haltung. Die Frage nach dem Ziel wird gestellt. “Wie sieht es aus, wenn die Übergabe gut geschafft ist?” “Wir bauen neu, das steht fest, weil das alte nicht wirklich passend ist”, sagt Leopold spontan. Beim Platz für die Tochter zögert er: “Als weichende Erbin muss der Hof dennoch immer für sie einen Platz haben, sie ist noch so jung”. Im Gespräch kann er den anderen verdeutlichen, dass der Zeitpunkt für ihn noch zu früh ist. Auch die anderen drücken sich verständlich aus. Sie hören einander zu, nicken und schließlich kommt es zu Übereinstimmungen, beispielsweise wohnrechtlich verbindlichen Absicherungen noch vor dem Übergabevertrag. Die weichenden Kinder sind informiert und Wertschätzung steht im Raum.
Zum Repertoire der Mediation gehört auch die Deeskalation von eskalierten Konflikten, bei denen Drohungen entschärft werden, damit Verträge nicht angefochten, Erbteile eingeklagt oder Verleumdungen im Raum stehen. Die Mediation leistet hier Schadensbegrenzung. Wenn die Konfliktlösung wie im obigen Beispiel jedoch rechtzeitig beginnt und somit noch eine Gesprächsbasis vorhanden ist, liegt die Erfolgsaussicht für eine lang- fristig tragfähige Lösung bei über 90 Prozent.
Zur Vorbereitung auf die Übergabe ist das Buch “Erfolgreiche Hofübergabe” hilfreich. Es zeigt unterschiedliche Sichtweisen, fördert Verständnis und gibt Lösungen für die häufigsten Streitthemen. ISBN 978-3-200-03891, www.mediation- ooe.com
Angebot – Kooperation mit dem OÖ Bauernbund
Der OÖ Bauernbund bietet für seine Mitglieder eine Kooperation mit Mediatoren an, die auf dem Gebiet der Landwirtschaft über besondere Qualifikation verfügen. In einem kostenlosen Erstgespräch erfährt man, wie Mediation eingesetzt werden kann. Zudem wird über Kosten und Fördermöglichkeiten gesprochen. Interessierte können beim OÖ Bauernbund einen Info-Folder anfordern.