Der akute Milchpreisverfall bringt auch die kleinstrukturierte Milchwirtschaft in Kärnten massiv unter Druck. 2100 Milchbetriebe ringen in Kärnten zum Teil um ihre Existenz. Hauptsächlich im Berggebiet, wo sich rund 80 Prozent (%) der heimischen Milchbetriebe befinden, wird der Preisverfall zur Überlebensfrage für die Familienbetriebe.”Diese Familienbetriebe haben jedoch zum Preisverfall nicht beigetragen, weil eine Überproduktion aufgrund der Betriebsgrößen gar nicht möglich ist. Daher sind finanzielle Soforthilfen ebenso wichtig wie mittel- und langfristige Maßnahmen, wie eine nachhaltige Mengenreduktion oder das Erschließen neuer Märkte”, sagte Agrarlandesrat Christian Benger.
500.000 Euro Nothilfe
Das Agrarreferat werde daher 500.000 Euro für diese Nothilfe in Form eines Transportkostenzuschusses für jene Milchbauern, die ihre Milch selber zur Milchsammelstelle bringen müssen, bereitstellen. Der entsprechende Beschluss werde in einer der nächsten Regierungssitzungen gefasst.Die Landwirtschaftskammer aktiviere laut LK-Präsident Johann Mößler ihre Zuchtvieh-Ankaufsförderung von rund 200 Euro pro angekauftem Rind. Denn eine Milchpreis-Rallye nach unten bedeute laut Mößler auch eine Stagnation am Zuchtviehmarkt.Im Vorfeld des am 14. Juni stattfindenden Milchgipfels fordert Mößler weitere Hilfsmaßnahmen von Bundesseite ein: “Die Sozialversicherungsbeiträge sind in der derzeitigen Situation eine hohe Kostenbelastung für die Betriebe. Ich fordere einen signifikanten Rabatt der SV-Zahlungen im zweiten Halbjahr dieses Jahres.”Der LK-Präsident erklärt die Gründe für den Preisverfall: “Der Wegfall der Milchquote hat zu einer Überproduktion in Europa geführt. Zuvor wurde Überproduktion bestraft. Verschärft wird die Situation durch das Russland-Embargo und den verringerten Milchbedarf in China.” Laut Benger sei es eine Milchmädchenrechnung der industriellen Produktionsstätten in Europa, denn die Faktoren “mehr Kühe, mehr Milch, mehr Umsatz” seien es, die die heimische Milchwirtschaft mit in den Abgrund reißen. “Unsere kleinstrukturierten Betriebe sind nicht die Melkkühe der europäischen Agrarindustrie. Deshalb müssen wir gegensteuern”, so Benger. Denn ein durchschnittliches Minus pro Betrieb von 8600 Euro verkraften die bäuerlichen Familien großteils nicht.
Daten & Fakten
1. Sofortmaönahmen, finanzielle Nothilfe. Agrarreferat: 500.000 Euro Transportkostenzuschuss mit RS-Beschluss am 14. oder 27. Juni. Landwirtschaftskammer: Zuchtvieh-Ankaufsförderung mit bis zu 200 Euro pro Rind. Seitens der EU gibt es rund 400.000 Euro ab Ende Juni. Auf Bundesebene findet am 14. Juni ein Milchgipfel statt.
2. Mittelfristige nachhaltige Lösungsansätze: Mengenreduktion, Russland-Embargo aufheben! Neue Märkte erschlieöen, Nachlass der Sozialversicherungsbeiträge, Agrardiesel Preisreduktion (Österreich hat die höchsten Preise in der EU), Monitoring gegenüber dem Handel.
Daten zur Milchwirtschaft in Kärnten:
192.000 Tonnen Milch pro Jahr. 2100 Milch haltende Betriebe,
33.400 Milchkühe, im Schnitt pro Betrieb 86 Tonnen Milch; 80 Prozent (%) der 2100 Betriebe haben weniger als 20 Kühe!. 80 % befinden sich im Berggebiet.