Verbrannte Erde” – so qualifizierte der Entwicklungsmanager für Getreideherbizide der Bayer-Pflanzenschutzdivision, Dirk Kerlen, Standorte in Norddeutschland, die bereits so von Ackerfuchsschwanz (AF) durchseucht sind, dass dem Ungras nicht mehr beizukommen ist. Die betroffenen Flächen sind für den Ackerbau auf längere Zeit verloren. Was den Ackerfuchsschwanz so unangenehm und problematisch macht, ist sein hohes Samenpotenzial – z. B. 200 Samen pro Ähre bei bis zu 2500 Ähren pro Quadratmeter, sein langes Überdauerungsvermögen im Boden von bis zu neun Jahren und seine Fähigkeit, Resistenzen gegen Herbizide zu entwickeln. Gemeinsam mit Weidelgräsern und dem in Österreich im Vordergrund stehenden Windhalm zählt der Ackerfuchsschwanz deshalb zu den Gräsern, die ackerbaulich höchste Sorgfalt verlangen und ein strategisches Vorgehen bei Bodenbearbeitung, Fruchtfolge und Pflanzenschutz.
Den Resistenzen auf der Spur
Der Ackerfuchsschwanz steht deshalb auch im Mittelpunkt eines seit dem Jahr 2011 laufenden Langzeitversuchs des Bayer-Versuchszentrums Resistenzmanagement in Anröchte-Berge bei Soest, Nordrhein-Westfalen. Auf drei Hektar Versuchsflächen sollen in den für die Region typischen Fruchtfolgen mit zweimal Weizen sowie Raps oder Mais als drittem Glied, bei mehreren Bodenbearbeitungsvarianten und Spritzfolgen Erkenntnisse zur effektiven Ackerfuchsschwanz-Bekämpfung gefunden werden. Im Zentrum des Versuchs stehen mit Bezug auf das Resistenzmanagement die Fragen: Wie entwickelt sich der Besatz mit Ackerfuchsschwanz? Und: Wie sieht der Resistenzstatus aus? Dazu werden die beiden Fruchtfolgen (WW-WW-Raps und WW-WW-Mais) in drei Bodenbearbeitungsvarianten unterteilt. Erstens in eine wendende Bearbeitung mit dem Pflug; zweitens eine tiefe, nicht wendende Bearbeitung per Grubber; und drittens eine flache, nicht wendende Bearbeitung.
In den unterschiedlichen Systemen aus Fruchtfolge und Bodenbearbeitung werden zudem verschiedene Herbizidstrategien verglichen. Dabei wird die Zahl der Wirkmechanismen variiert, um Rückschlüsse auf die Risiken zur Resistenzbildung zu erhalten.
Der Versuch steht derzeit im vorletzten Jahr. Eine noch vorläufige Auswertung ergibt folgende Anhaltspunkte für ein praktisches Programm zur Regulation des Ackerfuchsschwanzes:
• Bei den Bodenbearbeitungsverfahren zeigen die Varianten mit Pflug den geringsten AF-Besatz. Bei den Grubbervarianten liegt flach mischend vor tief mischend. Dies ist erklärbar, weil bei beiden Varianten mit einem Vorsaat-Glyphosateinsatz reiner Tisch gemacht wird. Fazit: Reduzierte Bodenbearbeitungssysteme erfordern einen erhöhten Aufwand bei der AF-Bekämpfung
• Beim Saatzeitpunkt sind die Normaltermine den Frühterminen überlegen. Ackerfuchsschwanz keimt zu etwa 80 % im Herbst und hat nur eine kurze Vegetationsruhe. Spätsaaten reduzieren den AF-Besatz.
• Was die Resistenzentwicklung betrifft, zeigen Herbizide aus der Klasse der ACCase-Hemmer (Hemmung der Acetyl CoA Carboxylase; HRAC-Gruppe A) eine über die Zeit hin abnehmende Wirkung. Zu dieser Wirkstoffgruppe gehören Produkte wie Ralon Super, Gallant Super, Agil-S, Panarex, Targa Super, Select 240 EC, Focus Ultra und Axial.
Um diesen Resistenzaufbau zu vermeiden, kommen in den Getreidegliedern Produkte aus anderen Wirkstoffklassen zum Einsatz wie beispielsweise:
• Atlantis OD plus Husar OD (Hemmung der Acetolactat Synthase = ALS-Hemmer bzw. Sulfonylharnstoffe; HRAC-Gruppe B) gefolgt von Artist oder Bacara Forte (Zellteilungshemmer; HRAC-Gruppe K3) oder
• Lexus (ALS-Hemmer; K1) plus Stomp Aqua (K1) plus Netzmittel gefolgt von Atlantis OD plus Husar OD (s.o.).
Als gräserwirksame Komponenten im Raps kommen zum Einsatz:
• Focus Ultra (A) oder Kerb FLO (K1),
und im Mais:
• Laudis (F2) plus Aspect (K3) als ALS-freie Variante sowie
• MaisTer power (B) in der Variante mit ALS.
Aus den Versuchsergebnissen sollen Prognosemodelle entwickelt und konkrete Empfehlungen für die landwirtschaftliche Praxis abgeleitet werden. Die Endergebnisse des Dauerversuchs werden gegen Jahresende 2017 vorliegen.
Hans Maad