Unter dem Titel “EASY” – “Efficient Agriculture Systems by Claas” bündelt Claas firmeneigene Elektroniklösungen mit dem Ziel, alle Komponenten optimal aufeinander abzustimmen.
Claas unterteilt in:
- “On board” ist Maschinensteuerung und Leistungsoptimierung direkt aus der Kabine, z. B. mithilfe des Cebis- Terminals auf Erntemaschinen und Traktoren oder des Isobus-fähigen “Communicator”-Terminals.
- “On field” dient der Produktivitätssteigerung direkt im Feld. Dieser Teilbereich umfasst Sensoren wie den “Crop Sensor” zur Stickstoffdüngung oder Lenkautomaten wie den “GPS Pilot”.
- “On farm” sind Softwarelösungen für den landwirtschaftlichen Betrieb: Logistik, Datenauswertung, Planung und precision farming für PC und mobile Endgeräte.
- “On track” umfasst schlieölich Maschinenüberwachung und Ferndiagnose. Claas Telematics wird hierfür verwendet.
Drei Ausbaustufen
Claas Telematics besteht im Wesentlichen aus einem Kommunikationsmodul in der Maschine sowie sicheren Datenspeichern im Internet (Server in Deutschland)plus “webbasierter” Auswertungssoftware. Nutzer können zwischen drei Berechtigungsstufen wählen (jährliche Lizenzgebühr von 220 bis 550 Euro exkl. MwSt., inkl. EU28-Sim-Karte; System-Voraussetzung: Kommunikationsmodul samt GPS-Empfänger/Antenne [Preis: 1560 Euro exkl. MwSt. für Arion 500]).
- Telematics “basic” bietet die wichtigsten Funktionen wie Maschinenstandort und -status sowie Ferndiagnose.
- “Advanced” liefert zusätzlich berechnete Prozesskennzahlen und Meldungen von der Maschine.
- Erst Telematics “professional”, die Vollversion, ermöglicht umfassende Datenanalysen über lange Zeiträume, für Mähdrescher zusätzlich Kampagnen-Report (den es bald auch für Traktoren geben soll) und “Combine League” zum Vergleich von Leistungsdaten der eigenen Maschine mit anderen.
- “TONI”, Telematics on Implements, zeichnet zusätzlich Daten von Anbaugeräten auf, wobei Claas hier derzeit vorrangig mit deutschen Herstellern kooperiert (z. B. Amazone, Horsch, Lemken, …).
Und in der Praxis …
So weit die Theorie – und wie ist Claas Telematics mit einem Traktor in der Praxis? Unauffällig: Das Kommunikationsmodul, das alle Daten (inkl. GPS-Position; Maschinendaten aus dem Traktor-CAN-BUS) zusammenfasst und via GSM-Datenmodem zum Server schickt, ist an einer unauffälligen Stelle der Maschine montiert – wohl auch, um im Fall von Diebstahl nicht gleich entdeckt zu werden und die Position orten zu können. Das System verrichtet seine Aufgaben automatisch und zuverlässig, ohne jegliches Eingreifen des Fahrers. Sämtliche Aktivitäten (plus etwa vierzig Maschinenparameter), vom Rangieren bis zu Tankstopps, werden alle paar Sekunden mit Position und Zeit gespeichert. Interessanter ist der Zugriff auf die gesammelten Informationen am Büro-PC oder am mobilen Endgerät (Smartphone und Tablets mit iOS und Android). Darin liegt der eigentliche Wert der Telematiklösung: eine klare, aussagekräftige (grafische) Darstellung derjenigen Werte, die für den Betriebsverantwortlichen relevant sind. Grundsätzlich sind ein aktueller Internetbrowser und eine “starke” Internet-Verbindung zum Claas-Server erforderlich, Claas empfiehlt mind. 768 kbit/s. So kann z. B. ein Maschinenringkoordinator jederzeit Position und Arbeitsinfos der Maschine abrufen und sich auf einer Google Earth-Hintergrundkarte zeigen lassen – schon in der Basisversion. Wer mehr an Optimierungen interessiert ist und tiefer in die Materie einsteigen will, findet in den gehobenen Versionen etliche Parameter, die weitergehende Rückschlüsse auf die bearbeitete Fläche liefern: Wo war z. B. der Dieselverbrauch höher, wo war ein dichterer Bestand und folglich die Geschwindigkeit niedriger. So wird die Arbeitsmaschine zum fahrenden Sensor, der eine gezielte Planung späterer Arbeiten erlaubt. Exportmöglichkeiten bestehen für das Claas eigene AFT-Format sowie CSV-Dateien. Auftragsbezogene Konturkarten sind als PDF oder Shape-Dateien exportierbar, weitere Schnittstellen bestehen zu ISO-/agroXML sowie Claas Fleet View und 365FarmNet.
Otto Krönigsberger
Telematik: Zusammenspiel zweier Technologien
Das Wort Telematik setzt sich zusammen aus Telekommunikation und Informatik. Zu verstehen ist darunter Informationsaustausch über (größere) Distanzen mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie, letztlich mittels Computern. Logistikunterstützung (Standort, Leistungsparameter, Abrechnungszeiten,..) ist für die Leitzentralen großer Betriebe, der Maschinenringe oder Lohnunternehmer interessant. Werkstätten bzw. Servicezentralen können Fehlerzustände schneller eingrenzen und dadurch Schäden und Stillstandszeiten minimieren, eventuell bei reinen Softwareproblemen sogar nur mittels Fernwartung (z. B. Claas CDS Remote).Nicht zuletzt bekommt der Anwender selbst durch vielfältige, automatisch gesammelte Informationen echte, belastbare Fakten über seine geleistete Arbeit, die genauso Basis für künftige Planungen sein können.In den letzten Jahren legten die Anbieter (jeder große Traktor- bzw. Erntemaschinenkonzern hat Telematik heute im Lieferprogramm) besonders Augenmerk darauf, dass die Anwender möglichst einfach auf die Informationsfülle zugreifen können bzw. “mit wenigen Klicks” grafisch gut aufbereitete Visualisierungen bekommen. Allerdings ist die Übergabe der Infos an “andere”, nicht konzerneigene Programme vielfach noch verbesserbar.
Fazit Test: Ein beachtliches Hilfsmittel
Klar, es gibt bei automatisch generierten Sensordaten noch immer “erkennbare Ausreißer”, wie z. B. eine Tankfüllstandsanzeige, die je nach Traktorneigung kurzfristig unplausible Werte liefert, oder automatisch errechnete Aktivitätszuordnungen, die man “händisch” vielleicht anders berücksichtigt hätte. In Summe aber ist Claas Telematics nach mehreren Jahren kontinuierlicher Weiterentwicklung ein beachtliches und mächtiges Hilfsmittel, um mehr Information und letztlich mehr Leistung aus seiner Maschine herauszukitzeln.Für größere Maschinenflotten ist das System zweifellos sinnvoll. Doch auch abseits davon zeigt der fahrende Sensor interessierten “Optimierern” vielerlei “kleine Schrauben” auf, an denen gedreht werden könnte.