Kast und Kaltenhauser sammelten eine Menge von Eindrücken und bekamen zahlreiche Anregungen und Aufträge mit auf den Weg.
Milchvieh im Vollerwerb
Erste Station war der Moarhof von Bernhard Steinlechner in Vomp. Gemeinsam mit seinen Eltern Hermann und Christl bewirtschaftet der Jungbauer den Hof mit 70 Milchkühen, 70 Stück Jungvieh und 25 Hektar Grünland sowie Anteilen an der Engalm und der Lalidersalm im Karwendel. Zu schaffen machen ihm vor allem der katastrophale Milchpreis und die hohen Pachtpreise. Als intensiv wirtschaftender Inntalbetrieb gehört er auch nicht zu den Gewinnern der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik. Der Milchpreis deckt gerade noch die laufenden Kosten ab. Investitionen gehen derzeit rein auf Kosten der Substanz, an einen Lohnansatz vergleichbar mit anderen Berufen ist ohnehin nicht zu denken.
Aufhören ist trotzdem keine Option für Bernhard Steinlechner. Er würde den Betrieb sofort wieder übernehmen, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Die Arbeit mit Vieh und Natur trägt einen, so der Vomper Bauer. Von seiner Vertretung wünscht er sich aber manchmal eine deutlichere Sprache bei der Vermittlung bäuerlicher Anliegen. Besonders ärgert ihn das Fehlen europaweiter Produktionsstandards. Als Beispiel: Österreich hat die Käfighaltung der Hennen verboten und importiert stattdessen Käfigeier aus Osteuropa. “Wir essen Obst und Gemüse aus Ländern, in denen wir nicht einmal das Wasser trinken könnten”, äußert der langjährige Bezirksjungbauernobmann Unverständnis.
“Die besonderen Leistungen der österreichischen Landwirtschaft wie die gentechnikfreie Milch werden als selbstverständlich hingenommen und sind den Konsumenten nichts wert”, so der jungen Milchbauer. Entscheidend für die Zukunft wird auch der Umgang mit Grund und Boden sein. Bodensparen ist ein Gebot der Stunde für Steinlechner, er fordert unter anderem eine dichtere Bauweise.
Neueinstieg mit Schafmilch
Etwas anders stellt sich die Situation am zweiten besuchten Betrieb dar. Am Kolsassberg hat Hubert Heubacher den lange verpachtet gewesenen Betrieb seines Schwiegervaters reaktiviert und betreibt im Vollerwerb Milchschafhaltung. Zuvor war er im Holzschlägerungsgewerbe tätig. Im neu errichteten Schafstall stehen 120 Milchschafe der französischen Rasse Lacaune. Sie liefern pro Jahr etwa 50.000 kg Milch, die zweimal wöchentlich nach Rotholz geliefert und dort zu herzhaftem Loik und Bergkäse verarbeitet werden. Die Vermarktung erfolgt mit Unterstützung durch die Agrarmarketing Tirol hauptsächlich über die Handelsketten MPREIS und SPAR. Der Milchpreis von 1,45 Euro/kg ist seit Jahren konstant.
Der Erfolg ist Hubert Heubacher aber nicht in den Schoß gefallen. Vor allem in den Anfangsjahren gab es auch Rückschläge, Ausfälle und viele schlaflose Nächte, weil Schafe sehr empfindliche Tiere sind. Den Maschinenpark nutzt Hubert Heubacher gemeinsam mit seinem Bruder Reinhard, der den elterlichen Milchviehbetrieb in der Nachbarschaft übernommen hat. Dort werden auch die für die Nachzucht benötigten Junglämmer aufgezogen. Große Wünsche an die Agrarpolitik hat Heubacher keine. Er betont aber die Wichtigkeit der Ausgleichszahlungen und fordert, dass Strukturen wie die Agrarmarketing Tirol und die Bundesanstalt für Milchwirtschaft in Rotholz erhalten werden. Eine große Herausforderung sieht er im Erhalt der Nebenerwerbsbetriebe. “Die nächste Generation hat ganz andere Vorstellungen von Arbeit und Freizeit”, so der junge Kolsassberger.
Wertschöpfung durch Direktvermarktung
Romed Plank jun. in Thaur ist nicht nur Landwirt, sondern trotz seiner jugendlichen 23 Jahre auch Metzgermeister. Gemeinsam mit seinen Eltern Hildegard und Romed bewirtschaftet er den Bartlhof in Thaur. Der Betrieb setzt ganz auf die Direktvermarktung und hat sich über die Jahre eine gute Vermarktungsschiene aufgebaut. Rund 280 bis 300 Schweine, 15 bis 20 Rinder und fast 1.800 Masthendl werden in der hofeigenen Schlachtstätte, die besser ausgestattet als so manche Kleinmetzgerei ist, jährlich geschlachtet und zu Speck, Kaminwurzen, Würsteln und verschiedenen Wurstsorten verarbeitet. 30 bis 40 Prozent werden über die Bauernkiste verkauft, rund zwei Drittel über Bauernmärkte in Innsbruck und Hall und den Bauernladen Thaur. Die Konsumenten sind gerne bereit, einen angemessenen Preis zu zahlen, befindet Romed Plank.
Von der Agrarpolitik wünscht sich der Thaurer eine Vereinfachung des Steuersystems: “Selbst Steuerberater blicken durch diesen Paragraphendschungel oftmals nicht mehr durch!” Er fordert daher den Auf- und Ausbau einer landwirtschaftlichen Steuerberatung. Besonders kritisiert Romed Plank die Registrierkassenpflicht. Sie ist für den engagierten Thaurer Jungbauernobmann eine massive Belastung der ehrenamtlichen Vereinstätigkeit.
Der Bartlhof hat seine umfangreichen Investitionen auch mit Darlehen des Landeskulturfonds finanziert. Daher ist der Familie Plank der Erhalt des LKF ein besonderes Anliegen.
Nebenerwerb mit vielen Standbeinen
Rupert Haider und Marlene Bucher bewirtschaften den Hoisnhof in Gries im Sellrain auf 1.200 m Seehöhe. Auf dem Nebenerwerbsbetrieb – Rupert ist Zimmerer, Marlene derzeit in Karenz – werden rund 50 Stück Braun- und Grauvieh, darunter 15 Milchkühe, sowie fünf Mastschweine gehalten. Eine wichtige Rolle spielt auch der Urlaub am Bauernhof. Zehn Gästebetten stehen zur Vermietung bereit.
Seit einigen Wochen gibt es am Hoisnhof 100 Legehennen. Vermarktet werden die Eier im Lebensmittelautomaten, der gemeinsam mit der ebenfalls betriebenen Milchtankstelle an der Sellrainer Landesstraße steht. Die 85 Eier sind täglich binnen einer Stunde ausverkauft, berichtet die stolze Jungbäuerin. Daher wird schon eine deutliche Aufstockung des Hühnerbestandes ins Auge gefasst. Auch Butter, Kaminwurzen, Honig und Kräutersalz sind im Automaten erhältlich. Der Nebenerwerb und die vielen Betriebszweige verlangen der jungen Familie einiges ab. Zu schaffen ist die Arbeit eigentlich nur, wenn mehrere Generationen zusammenhelfen. In diesem Zusammenhang bereitet Rupert Haider vor allem die Frage der sozialen Absicherung bzw. der Pensionen Sorge. Trotzdem ist das junge Paar gerne Bauern und stolz auf ihren Beruf.
Chance und Herausforderung
Kathrin Kaltenhauser kennt als Praktikerin, die gemeinsam mit ihrer Mutter einen Milchviehbetrieb in Strass im Zillertal führt, die Anliegen der viehhaltenden Betriebe aus erster Hand. Sie zeigt sich von der Motivation, dem Ideenreichtum und der Zuversicht der jungen Bauern und Bäuerinnen tief beeindruckt. “Unsere Jungbauern haben den Mut und die Kraft, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Eine gute Ausbildung hilft ihnen, die nötigen Veränderungen zu akzeptieren und unternehmerisch zu denken.” Die junge Landtagsabgeordnete ist sich ihrer Verantwortung für die junge Landwirtschaft vollauf bewusst und setzt sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit voller Kraft dafür ein.
Auch Weinbauer Stefan Kast ist von den vier besuchten Betrieben tief beeindruckt. “Österreich kann sich den Verlust der kleinstrukturierten Familienbetriebe nicht leisten. Die Berglandwirtschaft ist ein Dienst an der Gesellschaft und für die Vermarktung aller landwirtschaftlichen Produkte wichtig”, ist der Burgenländer überzeugt. “Wir können von jungen Menschen nicht auf Dauer erwarten, dass sie die elterlichen Betriebe aus Tradition weiterführen. Der Mehraufwand für die Berglandwirtschaft muss abgegolten werden”, so der Bundesobmann der Österreichischen Jungbauernschaft.