Ursula von der Leyen, Deutschlands Verteidigungsministerin, sagte es klar: “Die Krisen und die Flüchtlingswellen heben die Welt aus den Angeln.” Die Teilnehmer an der Münchner Sicherheitskonferenz stimmten ihr zu. Schweigend und beschämt. Drei Tage diskutierten Politiker und Diplomaten, führten Dutzende Außenminister – auch Sebastian Kurz – Gespräche. Ihre Sorge: Terror, Krieg in Syrien, der Verlust an Vertrauen in die Politik, der Zustrom an Flüchtlingen und an Migranten, Kontrolle der Balkanroute.Tatsächlich ist die Welt mit einer neuen Bedrohung konfrontiert. Fünf Jahre nach dem arabischen Frühling tobt in Syrien ein Krieg. Zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht, 300.000 getötet, pro Tag ertrinken zehn auf der Flucht im Mittelmeer. Der Islamische Staat, Daesch, ist einer der Urheber und beruht auf der Pervertierung einer Religion. Er attackiert Staaten auf ihrem Gebiet, auch in der EU, siehe Frankreich. Sein Terror lässt fragile Staaten zerfallen, Irak und Libyen etwa. Darin liegen einige der Ursachen für Flucht und Wanderung nach Europa, die anhalten werden.Die Union muss reagieren, steht aber an der Kippe. Gegenwärtig zeigt sich eher Nationalismus als Kooperation. Es wäre jedoch verfehlt, sollte die EU mit mehr als 500 Millionen Einwohnern an einer Million Flüchtlinge scheitern. Sie sollte besser einig handeln, um die humanitären Probleme zu bewältigen und deren politische Ursachen zu bekämpfen. Europas Gegner ist der Terror, nicht die Masse an Menschen, die vor ihm fliehen.
Europa an der Kippe
Gastkommentar von Prof. Claus Reitan, Journalist
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