Mehr Flexibilität und Fairness – das verspricht sich ÖVP-Familienministerin Sophie Karmasin vom neuen Kindergeld-Konto. Karmasin präsentierte kürzlich ihren Reformvorschlag zum Kinderbetreuungsgeld.
Aus Pauschalvarianten wird ein flexibles Konto
Das Kinderbetreuungsgeld hat ein jährliches Volumen von rund 1,1 Mrd. Euro. Durch die Reform sollen die finanziellen Unterschiede der früheren Pauschalvarianten aufgehoben werden. So sei sichergestellt, dass Mütter und Väter innerhalb einer vergleichbaren Gruppe, zum Beispiel Wochengeldbezug, eine einheitlichere Gesamtsumme erhalten (bis zu 16.449 Euro), unabhängig davon, wie lange sie Kinderbetreuungsgeld beziehen. Künftig verschmelzen die vier Pauschalvarianten in ein flexibles Konto. Das einkommensabhängige Kinderbetreuungsgeld bleibt auch weiterhin bestehen. Durch eine flexibel wählbare Bezugsdauer zwischen 365 und 851 Tagen für eine Person, oder 456 bis zu 1063 Tagen für beide Eltern zusammen, sollen Familien ganz individuell die für sie ideale Kinderbetreuungsgeldvariante erstellen.
Dem Wunsch vieler Eltern nach einer flexibleren Wechselmöglichkeit konnte ebenfalls entsprochen werden. Die gewählte Dauer kann auch ein Mal verändert werden, so können Familien die Bezugsdauer auf Veränderungen in ihren Lebensrealitäten optimal anpassen. Zudem können Eltern nun beim erstmaligen Wechsel der Betreuungsperson parallel Kinderbetreuungsgeld beziehen. Das soll eine Entlastung in einer wichtigen Übergangsphase bringen. Der Entwurf für das Kinderbetreuungsgeld betrifft alle Eltern gleichermaßen – von der Studentin bis zur Bauernfamilie.
Partnerschaftlichkeit besonders wichtig
Besonders wichtig war es für Karmasin, bei dieser Reform dem Wunsch nach mehr Partnerschaftlichkeit nachzukommen. Daher hat sich die Familienministerin für einen Partnerschaftsbonus in Höhe von zusätzlich 1000 Euro eingesetzt, den Eltern abrufen können, wenn sie sich die Betreuung zu gleichen Teilen, also 50:50 oder 60:40 aufteilen. “Dadurch möchte ich Väter zusätzlich motivieren, sich verstärkt in dieser prägenden Lebensphase einzubringen”, so Karmasin. Gleichzeitig wird der für Väter reservierte Teil von derzeit durchschnittlich 16 Prozent (%) auf 20 % angehoben. Neu ist auch die Einführung der Familienzeit im Kindergeld-Konto und beim einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeld. Um Vätern nach der Geburt ihres Kindes eine intensive Zeit sowie einen emotionalen Bindungsaufbau mit ihrem Kind zu ermöglichen, können Väter 31 Tage lang Familienzeit beziehen, erklärte Karmasin. Bei Bauernfamilien ist aufgrund des Arbeitsplatzes zu Hause der Väteranteil an der Kinderbetreuung bereits eher hoch.
Der Entwurf soll nun in Begutachtung gehen. Mit einem Beschluss im Nationalrat ist in den kommenden Monaten zu rechnen. Inkrafttreten soll das neue Kindergeld-Konto ab 1. Jänner 2017. Für alle Geburten ab diesem Zeitpunkt können Mütter und Väter somit vom neuen Kindergeld-Konto Gebrauch machen.
Kindergeld: Die Neuerungen im Überlick
• Aus den bisher vier Pauschalvarianten wird ein Konto;
• Partnerschaftsbonus: 1000 Euro für Eltern, die Betreuung 50:50 oder 60:40 aufteilen;
• Flexibler Wechsel zwischen Mutter und Vater als Betreuungspersonen möglich; auch die Bezugszeit kann individuell gewählt werden;
• Familienzeit: Väter können 31 Tage Familienzeit beziehen, quasi einen “Papa-Monat” einlegen.