Bereits zum achten Mal war 2015 der Österreichische Klimaschutzpreis ausgeschrieben worden, um – in den vier Kategorien “Gemeinden & Regionen”, “Betrieb”, “Tägliches Leben” und “Landwirtschaft” – visionäre Konzepte für den aktiven Klimaschutz auszuzeichnen, aber vor allem, um die Bevölkerung zur Nachahmung zu motivieren. Über den Sieg in der Kategorie “Landwirtschaft” durfte sich Mandl‘s Ziegenhof in der Buckligen Welt (NÖ) freuen.
Ziegenhaltung: interessant, aber stets herausfordernd
Antonia Krenn und Michael Mandl wurden mit der Auszeichnung für die konsequente Umsetzung ihres Betriebskonzeptes belohnt, das die aktiven Jungunternehmer seit 2012 verfolgen. Das beginnt bei der Bodenbearbeitung, der Fruchtfolge, beim Futteranbau und der Pflege der artenreichen Dauerwiesen. Die Pasteurisierung der Milch erfolgt nicht wie üblich mit Strom, sondern durch eine Warmwasserheizung, die mit eigenem Waldhackgut erwärmt wird. Sonnenstrom wird selber erzeugt, beziehungsweise wird Ökostrom zugekauft.
“Es waren bereits einige Ziegen am Hof und meine Eltern haben in klei-nem Rahmen mit der Direktvermarktung begonnen”, erzählt Michael Mandl von den Anfängen. Ansonsten wurden bis 2001 – wie in der Region üblich – Rinder und Schweine am gemischten Acker- und Grünlandbetrieb gehalten. “Bei der Betriebsübernahme war für uns klar, dass wir die Milchziegenhaltung mit entsprechender Professionalität weiterführen möchten.”
Nach rund drei Jahren tummeln sich bereits 100 Muttertiere der Rassen Saanen- und Anglo-Nubier-Ziege auf dem Hof und liefern die Milch für hochwertige Käse- und Joghurtspezialitäten. “Ziegen sind neugierig, intelligent und mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein ausgestattet, was ihre Haltung zu einer interessanten und stetigen Herausforderung macht. Man sollte sich nie zu sicher fühlen, dass gewohnte Abläufe jedes Mal funktionieren. Denn Ziegen sind immer für eine Überraschung gut”, berichtet Antonia aus der Praxis. Es gibt daher keine vorgefertigten Lösungen und die Boxen im Ziegenstall sind aus den Bestandteilen von Rinder- und Schweineaufstallungen ge-fertigt.
Die Milchziegen sind reinliche Tiere und werden auf viel frischer Einstreu gehalten. Der strohhaltige Mist ergibt später einen wichtigen biologischen Wirtschaftsdünger.
“Bei der Weiterzucht ist uns gute Genetik bei den Tieren wichtig. Nicht allein die Milchmenge ist entscheidend, sondern der Gehalt an Inhaltsstoffen. Weißes Wasser nützt uns in der Weiterverarbeitung nichts”, bringt Antonia die Zuchtziele auf den Punkt.
“Wir müssen täglich von unseren Ziegen lernen”
Zudem sei die leistungsgerechte Fütterung der sensiblen Tiere gerade im Biobereich – und der Betrieb Mandl ist zertifizierter Biobetrieb – eine besondere Herausforderung. “Wir müssen täglich von unseren Ziegen lernen. Wir können zwar die idealen Rationen berechnen, aber wenn es den Tieren nicht schmeckt, nutzt alles nichts”, erklärt Antonia. Die Tiere erhalten in erster Linie hofeigenes Futter, das durch zugekaufte Eiweißkomponenten ergänzt wird, um entsprechende Milchleistung zu erreichen.
In den Monaten Jänner und Februar kommen die Kitze am Betrieb Mandl zur Welt. Sechs bis acht Wochen vorher wird das Melken eingestellt, um den Muttertieren eine Erholungsphase zu gönnen. Weibliche Tiere, die zur Nachzucht benötigt werden, bleiben am Betrieb. Der Rest wird an Mäster in der Region weitergegeben.
Gemolken werden die Ziegen im Melkkarussell mit 18 Plätzen. Die Milch wird in der hofeigenen Kleinmolkerei von Antonia und Michael mit vier Mitarbeitern weiterverarbeitet. Auf Qualität, Transparenz und Lebensmittelsicherheit wird besonders großer Wert gelegt. Beweis dafür ist die Erst-Zertifizierung nach dem “International Food Standard – Global Market Food”.
Als eine der ersteren Hofmolkereien Österreichs hat sich Mandl‘s Ziegenhof nach diesem Lebensmittelstandard, welcher speziell auf die Bedürfnisse von kleineren Handwerksbetrieben abgestimmt wurde, zertifizieren lassen.
“Wir wollen unseren Kunden absolut sichere Ziegenmilchprodukte anbieten. Dazu zählen mittlerweile auch einige namhafte Handelsketten in Österreich”, erklärt Michael die Motivation zu diesem Schritt und fügt hinzu: “Wir haben uns in den vergangenen Jahren konstant weiterentwickelt und sind auf die Anforderungen des Marktes eingegangen. Dazu zählen Produktsicherheit und Transparenz entlang der gesamten Herstellungskette. Dies können wir vom Stall bis ins Ziegenbällchenglas oder den Joghurtbecher garantieren.”
Ausreichend Zeit für Dokumentation einplanen
“Die Zusammenarbeit mit den Handelsketten funktioniert gut, wenn die Standards passen”, ist Antonia zufrieden. Um die hohen Anforderungen zu erfüllen, sei allerdings ein hoher Dokumentationsaufwand gegeben, wozu ausreichend Zeit in die betrieblichen Abläufe einzuplanen sei.
Stolz ist die Jungbäuerin auch auf die Hofmarke “Bock auf Ziege”, die in den vergangenen zwei Jahren unter ihrer Leitung entstanden ist. Naturjoghurt, Frischkäsebällchen und -rollen sowie Aufstriche werden unter diesem Label angeboten. An der Erweiterung der Produktpalette wird gearbeitet.
Und auch in Zukunft wird es nicht langweilig am Ziegenhof Mandl: Die Mast der Kitze am Betrieb oder der Aufbau eines eigenen Hofladens – Pläne für die Zukunft gibt es noch genug.
IFS Management: IFS Zertifizierung – Der International Food Standard
Der IFS (International Food Standard) wurde speziell für die Lebensmittelindustrie entwickelt, die Eigenmarkenprodukte an Handelsunternehmen liefert. Die aktuellen Auditierungskriterien beinhalten 250 Anforderungen, eingeteilt in fünf Abschnitte:
• Unternehmensverantwortung (Unternehmenspolitik, Struktur, Kundenfokus, Managementbewertung)
• Qualitätsmanagementsystem (HACCP, Dokumentanforderungen, Aufzeichnungen)
• Ressourcenmanagement (Personalhygiene, Schutzkleidung, Ausbildung, Personaleinrichtungen)
• Produktionsprozess (Produktspezifizierungen, Kauf, Verpacken, Betriebsausstattung, Hauswirtschaft, Schädlingsbekämpfung, Rückverfolgbarkeit)
• Messungen, Analysen und Verbesserungen (interne Audits, Produktanalyse, Produktrückruf, Verbesserungsmanagement)
Eva Riegler