Im Juli 2014 griff eine Mutterkuh, die ihr Kalb bedroht sah, eine 45-jährige deutsche Urlauberin, die mit ihrem Hund unterwegs war, auf einer Alm im Pinnistal in Stubai an. Der Zwischenfall endete tödlich. Ein jahrelang andauernder Gerichtsprozess zwischen dem Kuhbesitzer und den Hinterbliebenen der Touristin folgte. Vor wenigen Tagen wurde das zivilrechtliche Schadensersatzurteil verkündet: Der Bauer wurde zu Zahlungen in Höhe von 490.000 Euro verurteilt (nicht rechtskräftig). Seitdem bangen viele Bauern, aber auch Touristiker um die Zukunft der Almwirtschaft.
Am Mittwoch fand in Innsbruck wegen dieses Urteils ein „Runder Tisch“ mit Teilnehmern aus Politik, Landwirtschaft und Almwirtschaft statt. Die Ergebnisse fielen befriedigend aus: Alle Beteiligten waren sich einig, dass die Tiroler Almwirtschaft in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleiben muss. Die jahrhundertealte Tradition soll durch Versicherungen, Gesetzesänderungen und Aufklärungsarbeit gestärkt werden. Als weitere Maßnahme kündigte LH Platter an, eine umfassende Informationskampagne in Auftrag zu geben, die auch eine Vermarktungsplattform für regionale Tiroler Produkte beinhalten soll.
Versicherungslösung
Ähnlich dem bisherigen Versicherungsmodell für Mountainbiker wollen die Verantwortlichen die Absicherung der Almbauern regeln. Laut LH Platter sollen die bestehenden Wegeversicherungen erweitert werden. Wer die Kosten übernimmt, ist noch unklar. Doch LHStv. Josef Geisler erklärte: „Wir werden mit Tourismus und Landwirtschaft Lösungen finden, was die finanzielle Bedeckung betrifft”.
Gesetzesänderungen
Nicht nur auf Landes-, sondern auch auf Bundesebene sollen gesetzliche Nachschärfungen durchgeführt werden. Betroffen ist unter anderem das Tiroler Almschutzgesetz. Auf Bundesebene will man den Paragraphen 1320 ABGB, der die Tierhalterhaftung regelt, den Gegebenheiten auf der Alm anpassen. LH Platter berief sich dabei auf Bundeskanzler Sebastian Kurz, der die Maßnahme unterstützt.
„Eigenverantwortung stärken“
In den Mittelpunkt wollen die Vertreter der Politik und Landwirtschaft weiterhin Informationsoffensiven für Freizeitnutzer der Almen stellen. Ein Hundeverbot und Umzäunungen schloss LH Platter dabei aus: „Wir wollen kein Land der Verbote sein.“ Dagegen wolle man an die Eigenverantwortung der Menschen appellieren.
Klare Worte sprach LHStv. Josef Geisler aus: „Jene, die die Almen bewirtschaften, sollen nicht die Dummen sein.“ Der Bauernbundobmann versicherte außerdem vollste Unterstützung für den betroffenen Bauern: „Wir werden ihn nicht im Stich lassen.“
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