Bäuerinnen und Bauern planen und entscheiden tagtäglich auf ihren Betrieben. Viele dieser Entscheidungen beruhen auf Wissen und Erfahrung. Sie sind Meister im unternehmerischen Handeln. Öfters angedacht, aber dann skeptisch wieder verworfen, werden schnell betriebsübergreifende Modelle der Zusammenarbeit.
Nicht nur das “Was”, auch das “Wie” zählt
Eine erfolgreiche Zusammenarbeit, ob bei Maschinen-, Betriebskooperationen oder bäuerlichen Heizgemeinschaften bis hin zum gemeinsamen Hofladen kann viele Vorteile, wie betriebswirtschaftliche Chancen, höhere Schlagkraft oder Arbeitszeitoptimierung bringen und auch neue Betriebszweige ermöglichen. “Es wird schon irgendwie gehen”, “wir schaffen das”, “das wird schon passen” glauben viele Bäuerinnen und Bauern voller Begeisterung und euphorischem Pioniergeist. Sie gehen davon aus, dass alle dasselbe wollen und somit die gleichen Werte und Ziele verfolgen. Dies kann schnell zu einem bösen Erwachen führen, und nicht selten hört man bei so manchen Stammtischgesprächen, wie unmöglich es sei, mehrere Bauern unter einen Hut zu bekommen.
Denn viele übersehen, dass es nicht nur wichtig ist, in Ideen und Projekte zu investieren, sondern auch in das Wie in der Zusammenarbeit. Das Gelingen von gemeinschaftlichen Vorhaben hängt nicht zuletzt von den menschlichen Faktoren ab. Dabei ist es jedoch nicht entscheidend, beste Freunde zu sein, vielmehr sollte Wert auf unterschiedliche Fähigkeiten, Wissen, die Motivation und den gemeinsamen Nutzen gelegt werden. Erst dann ergibt sich der erhoffte Mehrwert aus der Zusammenarbeit. Unterschiedliche Menschen haben verschiedene Sicht- weisen, Talente und Lösungen. In Unternehmen und Organisati-onen werden Teamentwicklungsseminare regelmäßig eingesetzt, um das Miteinander zu fördern.
Klarheit vor Harmonie
Für jedes noch so simple Kinderspiel gibt es Spielregeln, die einen guten und fairen Verlauf garantieren, umso wichtiger ist eine glasklare Planung bei komplexen Aufgaben wie einer betrieblichen Kooperation. Alle Wünsche und Bedenken sollten schon im Vorfeld angesprochen werden, denn es gilt in der Zusammen-arbeit: “Klarheit vor Harmonie”. Ein Zerreden ist viel unwahrscheinlicher, als die Gefahr, dass Unausgesprochenes zu späteren Missverständnissen führen kann.
Als Grundlage gilt eine vertrauensvolle, offene Gesprächsbasis. Alle wichtigen Faktoren müssen vor einer Kooperationsgründung geklärt werden, bestenfalls konkrete Abläufe im Detail angesprochen und geplant werden. Alle Beteiligten sollen eine wirtschaftlich gemeinsame Verantwortung übernehmen. In dieser Phase kann es auch sinnvoll sein, die Beratung externer Stellen in Anspruch zu nehmen. Mediatoren moderieren und leiten die Besprechung als neutrale Dritte, vermitteln zwischen den Gesprächspartnern und sorgen dafür, dass keine Themen unter den Tisch fallen und jeder zu Wort kommt. Sie sorgen für einen wertschätzenden, sachlichen Ablauf und idealerweise für eine schriftliche Zusammenfassung der Gesprächsergebnisse.
Tipps, damit das “Wie” klappt
Mit diesen Ratschlägen kann man einen guten Boden für die Zusammenarbeit schaffen:
- Vor Beginn einer Kooperation wird schon über das mögliche Ende, Erweiterungen oder einen Austritt gesprochen und vorausschauende Vereinbarungen getroffen.
- Klare Aufgabenverteilung in den Hauptbereichen. Wie und wann die einzelnen Aufgaben erledigt werden, bleibt in der Eigenverantwortung der Einzelnen.
- Kompetenzen und Verantwortlichkeiten werden offen und mutig angesprochen.
- Praktische, schnelle Entscheidungsfindung bevorzugen.
- Exakte Aufzeichnungen führen, die einen Rückschluss auf Aufwand und Nutzen geben.
- Regelmäßige Besprechungen einplanen, bei der sich alle Kooperationspartner einbringen können.
- Mögliche Risiken und Wetterkapriolen werden eingeplant. Weitere Investitionen sowie der Umgang mit Reparaturen vorausschauend besprochen.
- Und nicht zuletzt tolerant auch “eine Fünf für Gerade” nehmen.
Hilfe “von außen” – Kooperation mit Mediatoren
Der OÖ Bauernbund bietet für seine Mitglieder eine Kooperation mit Mediatoren an, die auf dem Gebiet der Landwirtschaft über besondere Qualifikation verfügen und bei Konfliktfällen vermitteln können. Ein Einsatz von Mediatoren ist etwa wie im Beispiel bei betrieblichen Kooperationen denkbar, aber natürlich auf bei Hofübergaben, bei Nachbarsstreitigkeiten oder vielen weiteren Konfliktfällen. In einem kostenlosen Erstgespräch erfährt man, wie Mediation eingesetzt werden kann. Zudem wird über Kosten und Fördermöglichkeiten gesprochen. Interessierte können beim OÖ Bauernbund einen Info-Folder anfordern.