Auf den Bauernhöfen explodieren die Kosten

Österreichs Bäuerinnen und Bauern sind mit massiven Kostensteigerungen bei Futter- und Düngemitteln, Treibstoffen, Strom, Baustoffen und Co. konfrontiert. Die Anschaffungskosten haben sich im Vergleich zu den Vorjahren verdoppelt und sogar verdreifacht.

Die Düngerpreise steigen, ebenso die Preise für Futtermittel. Foto: JackF - stock.adobe.com

Die stark steigenden Kosten für Energie und Betriebsmittel treiben den Bäuerinnen und Bauern die Sorgenfalten auf die Stirne. Die Preise besonders bei Düngemitteln explodieren. Stickstoffdünger kostet fast dreimal so viel wie noch vor einem Jahr. Investitionen in Neubauten sind aufgrund der massiven Preissteigerungen bei Holz, Stahl und Beton kaum noch finanzierbar. Der Bauernbund macht nun auch eine breite Öffentlichkeit darauf aufmerksam.
Die Kosten pro Stallplatz bei Milchkühen haben sich von rund 10.000 Euro auf 15.000 Euro verteuert. Auch die Preise für Futtermittel befinden sich im Höhenflug. Futtermittelmischungen für Masthühner sind um 31 Prozent teurer geworden, für Schweine und Milchkühe um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die angespannte Corona-Situation führt zu einer zusätzlichen Verunsicherung am Markt.
„All diese höheren Kosten für die Landwirtschaft tragen derzeit allein die Bauernfamilien“, beschreibt Präsident Georg Strasser ein Problem, das vielen Landwirten längst Existenzsorgen bereitet: „Besonders Schweine-, Milch- und Geflügelbauern kämpfen um jeden Cent. Es gibt aber offenbar keine Bereitschaft bei den großen Handelsketten, die gestiegenen Produktionskosten mitzutragen. Unsere Bauernfamilien werden die starken Preisveränderungen am Rohstoffmarkt jedoch nicht alleine stemmen können. Deshalb fordern wir Verarbeiter und Handelsketten auf, einen Teil der Kosten zu übernehmen.“ Paradox in dieser Situation sei, dass es rund um den Black Friday sogar Extrem-Aktionen bei Fleisch gab, wie etwa Hendl-
fleisch aus Österreich zum Preis von 1,99 Euro für ein Kilogramm. Ohne Rücksicht auf die Mehrkosten der Bäuerinnen und Bauern zu nehmen, wurde geschleudert, was das Zeug hält, kritisiert Strasser. „Es war ein regelrechter Ausverkauf der Landwirtschaft.“ Der Bauernbundpräsident fordert ein Umdenken in der Branche: Weg von Rabattschlachten im Supermarktregel, hin zu Preisen, von denen auch die Bauern leben können. In Österreich sei der Anteil von Artikeln, die in Aktion verkauft werden, deutlich höher als in anderen Ländern. „Das muss sich ändern, denn bei solchen Billigstpreisen gibt es keine Gewinner.“ Fest steht: Die Preis-Kosten-Schere rund um Agrarerzeugnisse geht massiv wie lange nicht auseinander. „Langfristig geht das, was sich der Konsument beim Einkauf erspart, auf Kosten der Bauern, der Tiere und der Umwelt. Unsere kleinstrukturierten Betriebe kämpfen mit stagnierenden Einkommen, gleichzeitig werden höhere Anforderungen nach mehr Umweltschutz und Tierwohl gestellt. Mehr Wertschätzung in Form von mehr Wertschöpfung ist dringend notwendig“, fordert Strasser.
Ausgleich und Entlastung für die Landwirte versprechen die CO2-Steuerrückvergütung und die Senkung der Versicherungsbeiträge. Zudem arbeitet das BMLRT gerade erneut an Corona-Hilfen mit dem Härtefallfonds und dem Ausfallsbonus für die Landwirtschaft. „Trotzdem braucht es ein Entgegenkommen der Handelsketten“, sagt Strasser.

- Werbung -
AUTORRed. SN
Vorheriger ArtikelKartoffelmarkt KW 48/2021: Hohe Absortierungen
Nächster ArtikelFIH: Flotter Stierabsatz bewirkt bessere Kälberpreise